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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Tashjian
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sie nicht länger bleiben«, sagt Dad. »Aber sie hat gefragt, wann du wieder zum Einsatz kommst.«
    »Wirklich?« Mit dieser unglaublichen Nachricht können nicht einmal die Süßkram-Regale mithalten.
    unglaublich
    »Ja, wirklich.« Dad grinst so breit, dass ich die silberfarbenen Füllungen in seinen Backenzähnen sehen kann. »Ich glaube, die mag dich.«
    Ich weiß nicht, ob ich entsetzt oder eher außer mir vor Freude sein soll darüber, dass ich mich mit Dad über Tanya Billings unterhalte. Auf der Heimfahrt zwinge ich ihn, sein Gespräch mit ihr bestimmt fünfzig Mal zu wiederholen.

Zurück in der Wirklichkeit
    Ich komme noch vor Unterrichtsschluss nach Hause und gehe zu Mom in die Praxis, um ihr von meinem Stunt zu erzählen. Da muss ich aber warten, bis sie den Dackel mit der Blaseninfektion fertig untersucht hat, dann erzähle ich ihr von Tanya Billings und dass ich nur einen einzigen Take gebraucht hab.
    Dackel
    »Endlich hab ich was gefunden, was ich richtig gut kann«, schwärme ich. »Was ich jederzeit machen kann, ohne dass mir jemand helfen oder soufflieren muss.«
    soufflieren
    Meine Mutter wäscht sich die Hände mit antibakterieller Seife, während sieantwortet. »Sag mir jetzt bitte nicht, dass du überlegst, das mal beruflich zu machen! Stuntmen müssen auf sich schießen lassen oder fahren mit zweihundert Sachen durch halsbrecherische Kurven. Du willst doch hoffentlich nicht mit so was mal dein Geld verdienen, oder?«
    antibakteriell
    Wie konnte sich die Unterhaltung innerhalb von fünf Sekunden von »Ich bin so stolz auf dich!« in »Das ist wohl nicht dein Ernst!« verwandeln?
    »Ich wollte dir doch nur von meinem Tag am Set erzählen. Mann!«
    »Okay, das klingt auch echt super. Und ich bin froh, dass du schon so früh wieder da bist. Um vier kommt nämlich einer der Nachhilfelehrer-Kandidaten vorbei. Würde mich interessieren, was du von ihm hältst.«
    Die künstliche Welt am Set erscheint mir plötzlich wie der wunderbarste Ort, um mein weiteres Leben zu fristen. Keine Hausaufgaben, keine Nachhilfelehrer, keine besorgten Eltern   – stattdessen Gratisessen, Stunts und hübsche Kinostars mit weichen Händen.
    »Kannst du mal nachschauen, ob Frank eine frische Windel braucht?«, sagt Mom. »Heute Morgen kam er mir irgendwie träge vor. Hoffentlich ist mit ihm alles okay.«
    träge
    Dann stellt sie sich mit einer Karteikarte an die Tür und ruft den nächsten Patienten herein. Im Wartezimmer schnappt sich eine Frau zwei Transportboxen vom Boden und eilt in den Untersuchungsraum; sie sieht aus, als hätte sie die Arme voller Gepäck und müsste rennen, um ihren Flieger noch zu bekommen.
    Bevor sie mit der Frau im Untersuchungszimmer verschwindet, dreht Mom sich noch einmal zu mir um. »Dann bis in ein paar Stunden, Doc.«
    Das ist so die Sorte Eltern-Kommentar, die einerseits witzig und andererseits überhaupt nicht witzig ist.
    Ich gehe ins Haus, um nach Franks Windel zu sehen, und hoffe, dass noch etwas Zeit für mich abfällt, bevor die Schule zu Ende ist und der Nachhilfe-Heini auf der Matte steht. Ich checke mein Handy, ob ich eine SMS von Matt bekommen habe, aber da ist nichts. So eine lange Kommunikations-Pause hatten wir noch nie, höchstens wenn einer von uns verreist war.
    Kommunikation
    Dann beschließe ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und nach Schulschluss vor Matts Haus auf ihn zu warten.

Kann mir jemand mal verraten, was hier los ist?
    Ich sehe Matt die Straße runterkommen, bevor er mich sieht. Als er mich erblickt, fängt er zu meiner Erleichterung an zu lächeln.
    Erleichterung
    »Und, wie war’s?«, fragt er.
    »Der absolute Knaller. Ich hab dir gesimst und auf die Mailbox gesprochen, ist das nicht angekommen?«
    »Doch. Aber der Tag gestern war der Hammer. Weißt du, die Parkgarage der UCLA? Da hab ich versucht hochzuklettern und bin abgestürzt. Der Wachmann ist durchgedreht. Hab mir das Bein aufgeschrammt, aber gebrochen ist zum Glück nichts.«
    »Du hast doch bisher nicht mal den unteren Absatz der Mauer da geschafft   – wieso willst du da auf einmal ganz bis oben rauf? Warst du alleine?«
    Er nickt wieder.
    »Aber wir haben doch gesagt, wir gehen da nie alleine hin. Du hättest dich ernsthaft verletzen können. Machst du jetzt plötzlich auf Draufgänger oder was soll der Mist?«
    Draufgänger
    »Was soll das heißen? Ich bin ein Hosenscheißer und du der große tollkühne Stuntman, oder was? Meinst du, du bist der Einzige, der eine Sechs-Meter-Mauer

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