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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Tashjian
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schon gesagt.« Ich hab kaum zu Ende gesprochen, da fallen mir die Ritterfiguren ein, die ich neulich vor dem Abendessen auf dem Wohnzimmertisch aufgereiht hatte. »Moment   … Aber ich war doch nur eine Sekunde aus dem Zimmer! Da kann er doch nicht   …«
    Ich renne zurück ins Haus und hole meine Schachtel mit den kleinen Figuren raus. Der blaue Ritter ist da, der rote, der grüne mit der Keule   … Ich kippe die Schachtel auf den Boden aus, um sicherzugehen, dass alles da ist. Und dann fällt mir auf, dass das Pferd mit dem roten Banner fehlt, und mir wird ganz übel.
    »Fehlt irgendwas?« Moms Stimme ist so ruhig, dass es mir noch mehr Angst macht, als wenn sie schreien würde.
    Ich schaue unter der Couch nach, unter dem Tisch, aber nichts. »Das Pferd ist weg. Meinst du, Frank hat es verschluckt?«
    »Das werden wir bald wissen. Ich hab Melanie schon eine Nachricht hinterlassen, dass sie mir assistieren muss. Was auch immer Frank verschluckt hat   – es ist zu groß, um auf normalem Wege den Verdauungstrakt zu passieren. Also muss ich aufmachen und das Ding rausholen.«
    Ich lehne mich mit geschlossenen Augen an die Wand. Noch heute Morgen hab ich auf einem Filmset Stunts gemacht und mit einem Teeniestar gesprochen. Und jetzt, am Ende des Tages, hab ich einen Nachhilfelehrer, einen besten Freund, der sich über mich lustig macht, und meine Mutter muss meinen Affen aufschneiden, um mein Pferd zurückzuholen. Wie konnte das alles nur passieren? Aber dannstelle ich die Frage wieder zurück, um mich erst mal mit Moms Zorn auseinanderzusetzen. Nur dass Mom gar nicht zornig aussieht, nur traurig.
    zurückholen
    Zorn
    »Wenn ich dir sage, du sollst Frank kein Spielzeug geben, tu ich das nicht, um dir den Spaß zu verderben oder dich zu ärgern. Sondern damit Frank nichts passiert«, sagt sie.
    »Muss er jetzt sterben?« Von allen Fragen in meinem Kopf ist das die einzige, die mich im Moment interessiert.
    »Ich hoffe nicht, aber er ist ein Notfall. Er hat seit Stunden nichts mehr gefressen, ich kann jetzt also operieren.«
    Notfall
    »Bist du sauer auf mich?«
    Sie schüttelt traurig den Kopf. »Nein. Ich frage mich nur, wann du endlich anfängst, aufzupassen und auf das zu hören, was ich sage.«
    Das frage ich mich auch immer wieder, warum ich das einfach nicht kann. Aber das sage ich ihr natürlich nicht.
    »Kann ich während der Operation bei Frank bleiben?«
    »Nein, das geht nicht. Aber du kannst mir helfen, ihn für die OP vorzubereiten.«
    Ich bin jetzt lange genug Tierarztsohn, um zu wissen, was das heißt.
    »Na los«, sagt Mom. »Du darfst auch seinen Oberbauch rasieren.«
    Oberbauch
    Unter anderen Umständen würde ich jetzt fragen, ob ich ihm einen Irokesenschnitt verpassen darf, oder zumindest ein paar Streifen am Rücken, aber ich bin froh, dass Mom nicht sauer ist, also sage ich lieber nichts.
    Auch wenn man das Rasieren eines Affen in die Rechnung mit einbezieht, könnte dies immer noch der schlimmste Nachmittag meines Lebens werden.

Ein Pferd im Farbwechsel
    Ich frage Mom vor der OP , ob ich morgen zu Hause bleiben kann, um Frank zu versorgen. Aber sie sagt, ich hätte diese Woche schon wegen der Filmsache zwei Tage Schule verpasst, also müsse ich hin. Dafür, dass ich unseren Affen fast umgebracht habe, bringt meine Mutter extrem viel Unterstützung und Verständnis für mich auf, finde ich. Dad hingegen muss sich tierisch zusammenreißen, um nicht wie ein Vulkan zu explodieren.
    Unterstützung
    Nach der OP platziert er das Pferd, das Mom aus Franks Bauch geholt hat, mitten auf den Tisch. »Verstehst dujetzt, warum wir dich gebeten haben, Frank keine Spielsachen zu geben? Hast du jetzt begriffen, dass so ein kleines Ding zu einer lebensgefährlichen Verstopfung, einem Darmverschluss führen kann?«
    Verstopfung
    Ich nicke, aber meine Hauptaufmerksamkeit ist auf mein Spielzeugpferd gerichtet. Franks Magensäure hat wohl versucht, das Plastik aufzulösen, mein Pferd sieht nämlich etwas angegriffen aus. Ich würde es gern in die Hand nehmen und genauer untersuchen, aber das würde Dad dann wohl endgültig auf die Palme bringen.
    »Wir werden den Leuten von der Affen-Ausbildungs-Station von dem Vorfall berichten müssen. Kann sein, dass sie sagen, wir taugen nicht mehr als Pflegefamilie, und dann müssen wir Frank zurückgeben.«
    Das braucht er mir nicht zu sagen. Von Anfang an war die Möglichkeit,Frank zu verlieren, das Einzige, woran ich denken konnte.
    Mom klopft an die Seitentür, und

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