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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Tashjian
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gewesen, wenn er das Pferd gar nicht erst verschluckt hätte«, sage ich. »Das war mir eine Lehre.«
    Wendie macht den Käfig auf und holt Frank heraus. Sie guckt in seine Windel und nickt kurz anerkennend, als sie sieht, dass sie sauber ist. Dannredet sie mit einer Babystimme auf ihn ein, die noch schlimmer ist als die von Mom, wenn sie mit Tieren spricht. »Und, was meinst du, Frankie? Möchtest du bei den Fallons bleiben oder willst du mit mir nach Boston kommen?« Ihre Stimme wird immer bescheuerter. »Na, wer ist denn mein süßer Kleiner? Na, wer ist denn Wendies kleiner Süßer?«
    Ich schaue Mom Hilfe suchend an, aber sie sieht aus, als müsste sie gleich losprusten. Ich signalisiere ihr mit den Augen: Mach mir das jetzt nicht kaputt! , also reißt sie sich zusammen und wird wieder ernst.
    Wendie dreht sich zu mir um. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte, bevor ich meine Entscheidung treffe?«
    Mom zieht die Augenbrauen so stark hoch, dass sie aussieht wie eine Comicfigur. Ich weiß, was sie jetzt vonmir erwartet, aber ich zögere immer noch.
    zögern
    »Na ja«, sage ich. »Ein Junge aus meiner Schule   … Kein Freund von mir, das möchte ich mal betonen   … Also, der hat Frank diese Woche   … sozusagen entführt.«
    »Wie bitte?«
    »Aber es freut Sie sicher zu erfahren, dass ich Frank im Handumdrehen wieder nach Hause geholt habe. Ihm ist kein Härchen gekrümmt worden.«
    Wendie drückt Frank fester an sich. »Jetzt bitte die ganze Geschichte in allen Einzelheiten.«
    Also erzähle ich alles über Promptys Aktion und betone dabei nachdrücklich, dass ich sofort losgestürzt bin, um Frank zu retten. »Meine Freunde Matt, Carly, Jamie und Ronnie   – die haben auch alle mitgeholfen. Frank hat hier ein richtiges Helfernetz.« Die Formulierung hab ich Mom schon tausendmalsagen gehört, und ich hoffe, Wendie damit beeindrucken zu können.
    nachdrücklich betonen
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob dieser Ort die richtige Umgebung für einen unserer Affen ist.«
    Das ist der Satz, vor dem ich mich schon seit Wochen fürchte, und ich sacke enttäuscht in mir zusammen. Als ich Mom anschaue, hat sie die Arme immer noch verschränkt. Ich weiß aus Erfahrung, dass sie von mir erwartet weiterzumachen. Ich bin total niedergeschlagen, aber Moms unnachgiebiger Gesichtsausdruck drängt mich voran.
    niedergeschlagen
    »Das war nicht meine Schuld«, sage ich. »Ich kann doch nichts dafür, dass so ein Irrer bei uns eingebrochen ist.«
    »Hast du gerade ›Irrer‹ gesagt?«
    Prompty so zu nennen war wohl nicht gerade die beste Entscheidung. Ichbeschließe, noch mal von vorn anzufangen.
    »Für Frank ist es sicher besser, bei uns zu wohnen, als in einem riesigen Raum voller anderer Affen in Boston«, sage ich.
    »Wir haben eine lange Warteliste mit Leuten, die sich einen Affen wünschen. Er würde also zu einer anderen Pflegefamilie wechseln. Zu einer, die so gut auf ihn aufpasst, dass er in Ruhe aufwachsen kann, um einem behinderten Menschen später mal eine große Hilfe zu sein.«
    Ich bin ja ein höflicher Mensch, aber die letzte Bemerkung kann ich einfach nicht unkommentiert lassen.
    »Ich sag’s ja nur ungern, aber so was kann doch jedem passieren, jederzeit. Okay, es war total dumm von mir, das Pferd liegen zu lassen, sodass Frank es sich nehmen konnte, aber das heißt ja nicht, dass die nächste Pflegefamilienicht auch mal Fehler machen könnte. Was, wenn da jemand zu große Karottenstücke schneidet und Frank sich daran verschluckt? Was, wenn der nächste Tierarzt dann eine Stunde entfernt ist?«
    Ich zeige auf Mom, die ihren Beitrag zu dieser Unterhaltung weiterhin schuldig bleibt. »Und was Prompty angeht   …«, fahre ich fort, »er bedauert, was er getan hat, und zwar nicht nur, weil seine Eltern ihn dafür bestraft haben.«
    Beitrag
    bedauern
    Langsam komme ich richtig in Fahrt. »Außerdem hat Prompty sowieso mit allem hier gar nichts zu tun.«
    »Wieso nicht?«, fragt Wendie.
    »Weil es darum geht, dass Frank sich als Mitglied unserer Familie wohlfühlt. Er ist glücklich bei uns. Was, wenn er einer Familie zugeteilt wird, die nicht gern alte Western guckt? Frank liebt Western, wussten Sie das?«
    Wendie schüttelt den Kopf.
    »Am liebsten sitzt er neben Bodi und mir auf der Couch. Da entspannt er sich total und hat ein breites Grinsen im Gesicht.«
    Das klingt sogar für mich selber überzeugend. Stimmt aber doch auch   – hier geht’s um Frank. Ich

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