Mein Leben als Stuntboy
besonders übel«, sagt er.
Damit lasse ich ihn auf dem Flur stehen und gehe zu meinem nächsten Kurs.
Ich bin total geschockt, als Ms McCoddle Maria nach vorne ruft, um ihre Buchbesprechung zu präsentieren. Die letzten paar Wochen sind wie der Blitz an mir vorbeigerauscht, ich hab völlig vergessen, dass unsere Buchbesprechungen fällig sind. Ich schaue zu Matt und Carly rüber – die haben alles fertig. Das Letzte, was ich will, ist, dass Ms McCoddle mich jetzt als negatives Beispiel hinstellt – für jemanden, der meint, er hätte was Besseres zu tun, als seine Hausaufgaben zu machen. (Okay, ich hatte wirklich was Besseres zu tun, aber trotzdem …)
Matt merkt wohl, in welcher Notlage ich stecke, denn als Maria fertig ist, hebt er die Hand. »Ich verstehe das mit dem Konflikt in deinem Buchnicht so ganz. Kannst du das vielleicht noch mal erklären?«
Notlage
Konflikt
Als Maria seine Frage beantwortet hat, meldet sich Carly zu Wort. »Hast du auch andere Bücher von dem Autor gelesen?«, fragt sie. »Wie sind die, verglichen mit dem hier?«
Maria lehnt sich an die Weißwandtafel und erzählt etwas über andere Bücher ihres Autors. Ich schaue hoch, ob Ms McCoddle vielleicht ahnt, dass meine Freunde das Ganze in die Länge ziehen wollen, aber sie nickt immer nur zustimmend und stellt sogar selber Fragen. Als Maria wieder zu ihrem Platz geht, meldet sich Carly freiwillig als Nächste, und nach ihr dann Matt. Und bevor wir’s uns versehen, klingelt es und die Stunde ist um.
»Ihr seid echt die Besten«, flüstere ich Matt und Carly zu, während wir unsere Sachen zusammenpacken. »Ich hab noch nicht mal das Buch zuEnde gelesen. Ihr habt mich total gerettet.«
»Ist wohl das Mindeste – wenn du uns schon zu einem Filmset mitgenommen hast«, sagt Matt.
»Und zu Tanya Billings«, fügt Carly hinzu.
Als wir aus dem Klassenzimmer gehen wollen, ruft Ms McCoddle uns von ihrem Pult aus noch mal zurück. »Nur weil ich euch drei schon in der Vorschule unterrichtet habe, heißt das noch lange nicht, dass ihr mich reinlegen könnt. Ich erwarte, dass du am Montag perfekt vorbereitet bist, Derek. Verstanden?«
»Jep.«
Dann rennen wir zu dritt den Flur hinunter. Ich verschwende keinen Gedanken daran, welches Lesepensum mir an diesem Wochenende bevorsteht oder wie Ms McCoddle uns auf die Spur gekommen ist. Eine Minutelang vergesse ich sogar meine Angst vor dem Besuch der Frau von der Affen-Organisation heute Abend. Ich kann nur noch dran denken, wie toll es ist, gute Freunde zu haben, die in der Not zu einem stehen.
auf die Spur kommen
Ja oder Nein?
Die Frau von der Affen-Organisation soll nach dem Abendessen kommen, also hab ich noch etwas Zeit, um mir zurechtzulegen, wie das Gespräch möglichst verlaufen sollte. Verrückt, aber irgendwie hat mir das Parkour-Üben nicht nur in Sachen Stunts geholfen, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Vielleicht sehe ich Tony nie wieder, aber er hat mir auf jeden Fall beigebracht, wie wichtig es ist, Dinge zu planen, und wie man Hindernisse überwinden kann. Wer hätte gedacht, dass man von einem Typen, der sich in Brand setzen lässt und schreiend die Straßerunterrennt, etwas fürs Leben lernen kann?
Als die Frau kommt, sehe ich, dass es nicht die Nette, Omimäßige ist, die uns vor ein paar Monaten dabei geholfen hat, dass Frank sich bei uns einlebt. Die heute heißt Wendie und wirkt total gestresst und grummelig. Zum Glück kann Frank nicht petzen, was wir uns für Eskapaden geleistet haben, sondern sitzt nur in seinem sauberen Käfig mit der aufgefüllten Wasserflasche und sieht aus wie der am besten umsorgte Kapuzineraffe der Welt.
gestresst
Eskapade
»Also«, sagt Wendie. »Vielleicht könnten Sie mir erst einmal erklären, warum der arme Frank notoperiert werden musste?«
Vor Wendies Ankunft hat Mom mir erklärt, dass ich das Gespräch würde führen müssen – sie habe keine Lust, mir mal wieder aus der Patsche zuhelfen. Ich schaue zu ihr rüber – sie hat wieder die Arme vor der Brust verschränkt, als wolle sie zeigen, dass sie Wendies Frage auf keinen Fall beantworten wird. Ich erzähle die Geschichte mit dem Spielzeugpferd und dass Frank Glück hatte, dass Mom Tierärztin ist und ihm schnell helfen konnte.
»Das stimmt«, sagt Wendie. »Aber er hätte noch viel mehr Glück gehabt, wenn er erst gar keine OP gebraucht hätte, meinst du nicht?«
Ich schaue wieder zu Mom rüber, die immer noch schweigt.
»Ja, es wäre sicher besser
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