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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Tashjian
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ich hab noch nicht mal damit angefangen.«
    »Ich hatte überhaupt nicht vor, dich irgendwas zu fragen.«
    Sie lässt mich am Tisch stehen und geht zum Campleiter. Wahrscheinlich will sie sich da genauso als Liebling einschleimen wie bei unseren Lehrern an der Schule.
    Eine Sekunde lang hatte ich beim Herfahren gedacht: Vielleicht gehöre ich zu den Schlauesten hier, vielleichtbin nicht ich derjenige, der die meiste Extra-Förderung brauchen wird. Ich hab es satt, mich immer wie ein altes, abgewracktes Pferd zu fühlen, das sich auf der Rennbahn abquält und von allen Seiten angefeuert werden muss. Ich hatte gehofft, im Lern-Camp könnte das mal anders aussehen. Aber die Begegnung mit Carly hat diese Hoffnung schnell zunichtegemacht.
    Unsere Gruppenleiterin heißt Margot und erinnert mich an die Schauspielerin, die ich letzte Woche auf dem Horrorfilm-Set gesehen hab. Ich stelle mir vor, wie ihr Blut aus den Nasenlöchern und den Ohren schießt, und schon vergeht die Einführung wie im Fluge.
    »Erster Punkt auf der Tagesordnung: Erdkunde!« Margot legt so viel Enthusiasmus an den Tag, dass ichbefürchte, ihr könnte wirklich eine Ader platzen.
    Enthusiasmus
    geplatzte Ader
    Sie teilt uns Landkarten aus und sagt, wir sollen Kurzreisen zu verschiedenen Städten planen. Hier mein ganz persönliches Reiseziel: Egal-Wo-Hauptsache-Nicht-Hier.
    Eine Stunde später verteilt Margot Eis am Stiel und gönnt uns eine Pause. Ich schaue mich um, ob auch jeder ein Eis gekriegt hat, dann sage ich, ich hätte keins bekommen, und staube ein zweites ab. Danach hole ich meinen Skizzenblock und die Stifte aus meinem Rucksack und freue mich auf eine Minute Ruhe.
    Aber falsch gedacht.
    »Kann ich mal sehen?«
    Ich blicke hoch – da steht Margot, futtert Kartoffelchips und zeigt auf meinen Skizzenblock. Achselzuckend zeige ich ihr meine Zeichnungen.
    »So machst du deine Wortschatzübungen? Coole Methode.«
    Ich widme mich wieder meinen Bildern.
    »Gibt’s an eurer Schule auch jedes Jahr eine Leseliste? Boah, was hab ich die immer gehasst!« Sie hält mir die Chipstüte hin und ich nehme mir eine Handvoll.
    »Ständig wollen die einem vorschreiben, was man lesen soll«, fährt sie fort. »Echt kriminell ist das!«
    kriminell
    »Genau!«, stimme ich ihr zu.
    »Als ich so alt war wie du, wollte ich immer nur Garfield lesen und sonst nichts.«
    »Ich mag Garfield, aber Calvin und Hobbes finde ich noch cooler.«
    Sie nickt in Erinnerung an ihre Lieblings-Comics. »Bücher ohne Bilder machen überhaupt keinen Spaß.«
    »Ich weiß genau, was du meinst.«Ich wünschte, Margot würde bei uns einziehen und meine Eltern zur Vernunft bringen.
    Sie schmeißt die Chipstüte in den Müll und wischt sich die Hände an ihren Jeansshorts ab. »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Ich nicke heftig, wie die Wackelkopffiguren, die Matt sammelt.
    Wackelkopffigur
    »Du scheinst viel Fantasie zu haben – die kannst du beim Lesen auch gut einsetzen. Weißt du, wann ich wieder Spaß am Lesen hatte? Als ich auf die Idee gekommen war, mir die Geschichte wie einen Film im Kopf vorzustellen. Visualisieren nennt man das. Magst du Filme?«
    visualisieren
    »Klar doch.« Ich erzähle ihr, dass mein Vater beruflich Film-Storyboards malt.
    »Perfekt. Dann stell dir jedes Kapitel wie eine Filmszene vor. Mach dieAugen zu, dann siehst du, wie die Figuren in deinem Kopf die Handlung durchziehen.« Margot wühlt in ihrem Rucksack und holt einen Roman heraus.
    »Das kann ich nicht lesen«, sage ich. »Ist mir viel zu schwer.«
    »Das schaffst du schon, du musst dir nur Zeit lassen. Aber du musst es nicht selber lesen – ich werd’s dir vorlesen.«
    Als ich aufschaue, steht da Carly und starrt Margot und mich an. Grinsend formt sie »Schleimer« mit den Lippen.
    Ich schiebe mich von Margot weg, als würde mich das, was sie sagt, null interessieren. Aber dann sieht sie Carly und winkt sie zu uns rüber. Na klasse.
    »Deine Freundin kann gerne auch zuhören«, sagt Margot.
    »Wir sind nicht befreundet!«, rufen Carly und ich wie aus einem Munde.
    wie aus einem Munde
    »So, und jetzt macht mal beide die Augen zu.«
    Carly und ich tun, wie uns geheißen, und Margot liest uns aus ihrem Buch vor – einen Abschnitt über eine Familie, die am Strand spazieren geht.
    »Stellt euch das Meer vor«, sagt Margot. »Spürt die Wellen, die euch über die Füße schwappen. Hier steht, es war ein bewölkter Tag – könnt ihr die Wolken sehen?«
    Ich spitzele zu Carly rüber, ob sie die

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