Mein Leben als Superagent
persönlichdavon überzeugen, dass da kein Geheimnis und gar nichts dahintersteckt, und schaffst es hoffentlich endlich damit abzuschließen.«
Ich hüpfe vor Freude wie ein Irrer auf und ab, bevor mir klar wird, dass die Sache einen Haken haben muss. Es gibt immer einen Haken.
»Aber du musst deine Ferienleseliste abarbeiten. Ich habe keine Lust, den Rest des Sommers damit zuzubringen, mit dir darüber zu streiten. Okay?«
Ich will erst mal verhandeln, bevor ich in den Deal einschlage. »Kann Bodi auch mitkommen?«
verhandeln
Mom schüttelt den Kopf. »Ich glaube, den lassen wir lieber in der Tierpension, meinst du nicht?«
Wir sitzen uns Auge in Auge gegenüber, und ich muss dran denken, wann ich wohl endlich genauso groß bin wieMom – vielleicht sind diese Diskussionen dann ein bisschen fairer. Ich schaue ihr ins Gesicht und starte einen letzten Flehversuch. »Bodi gehört aber zur Familie. Ich finde, er sollte mitkommen.«
Mom überlegt kurz. »Na ja, mit Bodi fühlt es sich tatsächlich immer ein bisschen mehr nach Familienurlaub an. Okay.« Sie schiebt mir eine der Pizzaschachteln zu. »Ganz allein für dich.«
Ich reiße den Karton auf – aber statt leckerer Peperoni-Käse-Pizza liegen da drei Bücher von meiner Leseliste, darunter das von Ms Williams, das ich nicht mehr angeguckt hab, seit Dad mir mein Daumenkino vermiest hat (Mom hat echt ein Händchen dafür, die wundesten Punkte zu treffen). Sie gibt sich alle Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, und deutet nach oben.
Ein Drittel Pizza ist nicht mal einDrittel so gut wie eine ganze Pizza für sich allein zu haben, aber ich bin schier am Verhungern. Ich mache die zweite Schachtel auf und nehme mir ein Stück heraus. Das lege ich auf ein Blatt Küchenpapier und stehe auf, um nach oben zu gehen.
»Hast du nicht was vergessen?«, fragt Mom.
Ich schnappe mir Ms Williams’ Buch aus der Pizzaschachtel – das gibt bestimmt ein gutes Tablett ab. In meinem Zimmer angekommen, schmeiße ich mich aufs Bett und werfe einen Blick ins Buch. Ms Williams hat jede Menge Randnotizen gemacht, fällt mir auf. Was empfindet die Hauptfigur in dieser Situation? Was passiert wohl als Nächstes? Ihre Fragen ziehen in meinem Kopf eigene Fragen nach sich. Wie lange werde ich für dieses Buch brauchen, wenn ich alle zwei Minutenanhalten muss, um diese bescheuerten Fragen zu lesen?
Ich schiebe das Buch unter meine Matratze und mache etwas viel Einfacheres: Ich schreibe Grandma eine E-Mail, wie sehr ich mich freue, dass wir sie in Boston besuchen.
Was machst du denn hier?
Beim Gassigehen halte ich Bodi an der Leine, obwohl er viel lieber ein paar Eichhörnchen jagen würde. Früher hab ich ihn immer frei laufen lassen, aber Mom hat erst neulich einen Labrador in der Praxis gehabt, der von einem Auto angefahren worden war, und das war wahrlich kein hübscher Anblick. Als wir am Naherholungsgebiet ankommen, muss Bodi dringend mal, und ich auch. Dann entdecke ich ein schattiges Plätzchen unter einer Buche und Bodi kuschelt sich eng an mich. Er ist auf dem Weg hierher durch einen Bachgerannt und riecht jetzt so richtig nach nassem Hund. Weil das mein absolutes Lieblingsaroma ist, vergrabe ich das Gesicht tief in seinem Fell.
Erholung
Aroma
Ein Stück weiter spielen ein paar Frauen Softball. Ich ignoriere sie und greife mir mein Buch. Und dann fällt mir plötzlich auf, dass ich gerade einen Comic lese, in dem Calvin an einem Baum lehnt, und Hobbes sitzt dicht neben ihm – genau in der gleichen Position wie Bodi und ich jetzt. Verrückt.
»Derek Fallon, bist du das?«
Ich schaue auf. Ms Williams kommt vom ersten Mal auf mich zugetrabt. Sie trägt schicke Sportschuhe und ein Tanktop mit den Red Hot Chili Peppers drauf und hat sich die Haare zu Zöpfen geflochten. Ich tue so, als wäre ich jemand anders, und verstecke mich hinter Bodi, aber sie hält unbeirrt weiter auf mich zu.
»Na, wie läuft dein Sommer bisher?«
Ich kann ihr einfach nicht in die Augen schauen. Sie hat abgeschnittene Jeans an und auf der Schulter ein Tauben-Tattoo, das ich noch nie gesehen habe. Am liebsten würde ich sofort nach Hause rennen. So schnell mich die Beine tragen.
Ich murmele etwas von einem ätzenden Sommer vor mich hin.
Sie zeigt auf mein Calvin-und-Hobbes-Buch. »Hey, du liest. Das ist doch nicht ätzend.« Sie beugt sich herunter, um Bodi zu streicheln, der ihr augenblicklich das Gesicht vollsabbert. Aber sie weicht nicht zurück, sondern lässt sich von oben bis unten
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