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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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nicht nur die Toten, die uns nervös machten. Muslime glauben, dass in Toiletten Teufel leben. Es gibt sogar ein Gebet, um sie abzuwehren. Toiletten gab es an dieser Stelle nicht mehr. Sie waren auf die andere Seite des Lagers verlegt worden. Aber irgendwie suchten die Teufel zusammen mit den Geistern der getöteten Mudschahidin immer noch diesen Ort heim. Jeder von uns hatte schon einmal ihre Gegenwart gespürt.
    Ich arbeitete mich einige Minuten durch das Unterholz vor, bis ich den Kurden herannahen hörte. Ganz langsam und ohne einen Laut zu verursachen, ging ich ihm entgegen. Er hörte mich offensichtlich nicht, denn er näherte sich immer weiter. Ich schlich ganz nahe an ihn heran. Als ich nur noch einen halben Meter von ihm entfernt war, rief ich: „Dresch!“
    Der Kurde erschrak zu Tode und schrie aus voller Kehle. Er muss geglaubt haben, dass der Teufel gekommen sei, um ihn zu holen. Aber sehr bald wurde ihm klar, dass ich das war, woraufhin er mir einen bösen, wütenden Blick zuwarf.
    „Du solltest wirklich besser aufpassen“, ermahnte ich ihn. „Wenn ich der Feind gewesen wäre, wärst du jetzt tot.“
    Offensichtlich schätzte der Kurde meine Belehrungen nicht allzu sehr. Er runzelte nur die Stirn.
    „Du bist ein sehr gefährlicher Kerl“, sagte er nur, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
     
    Im Lager gab es noch einen anderen Wachmann, mit dem allerdings niemand sprach, da er Afghane war. Wir wussten alle, dass wir mit Afghanen nicht reden sollten. Am Tag schlief er in einer kleinen Hütte, die in der Nähe der Behausung der Köche lag. Er kam nur nachts heraus, um dann mit schussbereiter Kalaschnikow ganz allein seine Runden durch das Lager zu drehen.
    Er hatte immer drei Hunde bei sich, zwei große Schäferhunde, einer davon schwarz und der andere braun, und eine weiße Hündin, die etwas kleiner war. Bei Tag strichen sie durch das Lager. Keiner kannte ihre echten Namen, da wir den Wachmann ja nicht danach fragen durften. Aber die Brüder hatten ihnen eigene Namen gegeben. Der schwarze Hund hieß jetzt Bush, der braune Reagan, und die weiße Hündin nannten sie Thatcher.

SPION
    Einen Monat, nachdem ich nach Khaldan gekommen war, übten wir gerade hinter dem Lager mit Sprengstoffen, als wir plötzlich sahen, wie Abu Bakr und ein anderer Ausbilder einen Mann, der Handschellen trug und dessen Augen verbunden waren, zu einer der Höhlen hinaufführten.
    Zwei Tage später stellte man uns denselben Mann als neuen Rekruten vor. Sein Name war Abu Hudayfa und er stammte aus Saudi-Arabien. An diesem Abend erklärte mir Abdul Kerim, dass der Neuankömmling in die Höhle zum Verhör gebracht worden sei, da man zuvor eine Funkmeldung aus Peschawar erhalten habe. Ibn Sheikh hatte erfahren, dass etwas mit den Papieren des Mannes nicht stimmte, und so musste man erst einmal sicherstellen, dass er kein Spion war, bevor man ihn ins Lager ließ. Offensichtlich hatte Abu Hudayfa die richtigen Dinge gesagt, sonst würde er jetzt ja nicht unter uns weilen dürfen. Wie üblich, stellte niemand irgendwelche Fragen.
    Einige Tage später wies Ibn Sheikh Abu Hudayfa an, mir die Regeln des tajwid, der Koranrezitation, beizubringen. Aus diesem Grund verbrachte ich danach viel Zeit mit ihm. Mir fielen dabei immer mehr Dinge auf, die ihn mir verdächtig machten. Anfangs waren das nur Kleinigkeiten, die sich aber immer mehr zu einem einheitlichen Bild zusammenfügten. So erstaunte mich zum Beispiel seine große körperliche Fitness. Er war in weit besserer Form als die anderen Saudis – auch die jüngeren -, die sonst im Lager auftauchten. Von diesen Saudis ging immer etwas Weiches aus, da sie ein viel zu bequemes Leben führten. Abu Hudayfa dagegen war ein wahres Muskelpaket.
    Mit der Zeit entdeckte ich an ihm auch Verhaltensweisen, die in diesem Umfeld etwas seltsam waren. Zum Beispiel sah ich ihn einmal zusammen mit einem Bruder an der Tür unseres Schlafraums stehen. Schließlich öffnete Abu Hudayfa die Tür, ließ den anderen zuerst hinausgehen, um ihm dann zu folgen. Es war zwar nur eine kleine Geste, die aber typisch westlich war. Ein Araber wäre als Erster hinausgegangen und hätte dann seinem Begleiter von außen die Tür aufgehalten.
    Am aufschlussreichsten fand ich allerdings seine Stiefel. Jeder im Lager trug Lederstiefel – außer Abu Hudayfa. Seine waren aus Segeltuch. Ich hatte solche Stiefel schon einmal gesehen, und ich wusste, wo sie herkamen. Es waren amerikanische

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