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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Armeestiefel. Während des Golfkrieges gab es zahlreiche Fernsehberichte über die Probleme, die die amerikanischen Truppen anfangs mit ihren schweren schwarzen Dschungelstiefeln hatten, die für den Kampf in Vietnam entwickelt worden waren. Mit ihnen ließen sich gut die schlammigen Flüsse und die Urwälder Südostasiens durchqueren, aber sie waren gänzlich ungeeignet für den Sand und die Hitze der arabischen Wüste. Das schwarze Leder wurde in der Sonne glühend heiß, und die Füße der Soldaten konnten in diesen Stiefeln überhaupt nicht atmen. Aus diesem Grund schaffte die US-Armee für ihre Soldaten im Irak Hunderttausende von Segeltuchstiefeln an. Und Abu Hudayfa trug nun solche Stiefel.
    Für mich stand eines jetzt absolut fest: Abu Hudayfa war ein Spion. Aber da war nichts, was ich hätte tun können. Auch wenn ich mir sicher war, ich hatte keine Beweise. Außerdem brachte man uns in Khaldan immer wieder bei, dass Mudschahidin niemals in Spekulationen verfallen dürfen. Sie treffen ihre Entscheidungen ausschließlich auf der Grundlage dessen, was sie wirklich wissen, denn niemand kann jemals verstehen, was im Kopf eines anderen tatsächlich vorgeht. Auch wenn es mir schwerfiel, sprach ich deshalb mit niemandem über Abu Hudayfa und meinen Verdacht.
     
    Am Ende ihrer Ausbildungszeit inszenierten manchmal einzelne Gruppen auf dem freien Feld vor dem Lager eine abendliche Schauveranstaltung, auf der sie den übrigen Brüdern das Ergebnis ihres Trainings zeigen wollten. Sie bewiesen dabei ihre Treffsicherheit beim Schießen, führten Kämpfe Mann gegen Mann vor und sprangen durch Feuerreifen, die sie zuvor aus Zweigen angefertigt und dann angezündet hatten. Es war immer sehr spannend zu beobachten, wie gut aufeinander abgestimmt die Brüder agierten und wie sie sich wie ein einziger Organismus bewegten. Die Flammen hoben sich wunderschön gegen den schwarzen Himmel ab, und die Funken aus den Gewehren wirkten in der Dunkelheit wie winzige Feuerwerkskörper. Das Ganze ähnelte einer Zirkusvorstellung.
    Eines Abends entschloss ich mich, eine solche Vorstellung von der Höhe des Berges aus zu beobachten. Als ich mich gerade von den übrigen Zuschauern entfernte, lief ich Abu Hudayfa über den Weg, der mich fragte, wo ich denn hinginge. Als ich ihm das erzählte, entschloss er sich, mich zu begleiten.
    Wir gingen gemeinsam den Abhang hoch, setzten uns oben auf den Berg und beobachteten von dort die Vorstellungen der Brüder unten im Tal. Einige Minuten lang sagte keiner von uns ein einziges Wort. Dann wandte ich mich ihm zu.
    „Abu Hudayfa“, sprach ich ihn ganz ruhig an und schaute ihm dabei direkt in die Augen. „Abu Hudayfa, ich weiß, wer du bist. Ich habe keine Beweise, deshalb werde ich es den anderen nicht erzählen. Aber du solltest wissen, dass ich weiß, wer du bist.“
    Er hielt meinem Blick stand, antwortete aber nichts, sondern schaute weiter der Vorstellung im Tal zu.
     
    Das Schweigen zwischen uns wurde einige Minuten später unterbrochen, als eine Kugel an uns vorbeizischte und zehn Meter entfernt von uns einschlug. Und dann flog noch eine heran. Und dann noch eine. Abu Hudayfa blickte mich erschreckt und ängstlich an. Ich schaute auf das Feld hinunter und sah, wie die Brüder auf eine Felsnase schossen, die sich etwas links von uns befand. Ich hatte trotzdem keine Angst. Sie hatten monatelang mit diesen Gewehren geübt und wussten deshalb, was sie taten.
    Abu Hudayfa schien davon nicht so überzeugt zu sein. „Abu Imam“, sagte er. „Meinst du nicht, wir sollten jetzt wieder hinuntergehen? “
    Ich schaute ihn an und fragte nur: „Warum?“Inzwischen schlugen ganze Feuerstöße in die Felsen ein und schlugen dort Funken, die wie kleine Glühwürmchen aussahen.
    „Wegen der Kugeln, Abu Imam. Wir könnten getroffen werden. “Ich sah ihm seine Angst am Gesicht an.
    „Nein“, sagte ich ganz ruhig. „Ich bleibe hier oben.“Dann fuhr ich lächelnd fort: „Schließlich kam ich hierher, um am Dschihad teilzunehmen. Wenn mich jetzt eine Kugel in den Kopf trifft, bin ich ja bereits ein schahid.“ Ich zog ihn auf, aber ich machte doch keine Witze. Er verstand das vollkommen.
    Nachdem er mich einige Sekunden angeschaut hatte, stand er auf und begann, ohne ein Wort zu sagen, den Berg hinunterzuhasten.

TASCHENLAMPE
    Der letzte Teil unserer Ausbildung befasste sich mit der Geländekunde und ihrer Rolle bei der Zielfindung und Zielerfassung, also der Ballistik. Wir lernten dabei, harte Ziele

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