Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Moussaoui aus, den „zwanzigsten Luftpiraten“, der inzwischen, nach seiner Verurteilung im Frühjahr 2006, in den Vereinigten Staaten eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. Außerdem wird angenommen, dass al-Mursi die Bombenattentäter ausgebildet hat, die am 12. Oktober 2000 im Hafen von Aden im Jemen den amerikanischen Zerstörer Cole angriffen.
Al-Mursi wurde im Januar 2006 in Damadola in Pakistan von einer ferngesteuerten amerikanischen Predator-Drohne getötet. Die Amerikaner hatten es dabei in erster Linie auf al-Zawahiri abgesehen, den man damals in al-Mursis Begleitung vermutete. Zum Zeitpunkt seines Todes war auf al-Mursis Kopf eine Belohnung von fünf Millionen Dollar ausgesetzt.
Es existieren keine Fotos von Midhat al-Mursi, ich habe zumindest nie welche zu Gesicht bekommen. Deshalb kann ich auch keinesfalls mit Gewissheit sagen, dass er der Mann war, dem ich an jenem Tag in Derunta begegnet bin. Aber es ist wohl ziemlich wahrscheinlich.
PSYCHOLOGISCHE KRIEGFÜHRUNG
Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan in jenem Winter wurde ich unruhig. Wir hatten unsere Sprengstoffausbildung zu Winteranfang abgeschlossen. Eines Tages sagte uns Assad Allah, wir seien jetzt fertig, gratulierte uns und verließ dann zusammen mit all seinen Schülern das Lager, mit Ausnahme von Abdul Kerim und mir.
Danach gab es für uns nicht mehr viel zu tun, wir konnten nur noch die Dinge wiederholen, die wir während der Ausbildung gelernt hatten. Ich verbrachte immer noch mehrere Stunden täglich mit Übungen an verschiedenen Schusswaffen, lernte aber nichts Neues mehr. So unternahm ich viele Bergwanderungen, um mir die Zeit zu vertreiben. Anders als in Khaldan mussten wir keine militärischen Übungen mehr absolvieren. Jeden Freitag spielten wir im Lager der Araber mit den jungen Rekruten Fußball. Es war lustig, den Brüdern zuzusehen, die in ihren salwar kameez über das Spielfeld rannten, aber ich verbrachte die meiste Zeit an der Seitenlinie. Ich hatte nie richtig gelernt, wie man Fußball spielt.
Weil es mir an Beschäftigung fehlte, verbrachte ich viel Zeit mit Nachdenken. Ziemlich oft dachte ich dabei an den Bombenanschlag in Pakistan. Immer wieder sah ich das Gesicht des Ägypters vor mir. „Ich hoffe, du wirst uns besuchen kommen.“„Ich hoffe, du wirst uns besuchen kommen.“ Es war wie in einem Alptraum. Ich wusste, dass er mich zu einem seiner Selbstmordattentäter hatte machen wollen. Er musste die Geschichte gehört haben, wie ich mich freiwillig gemeldet hatte, um die Bombe im Fluss zu entschärfen, und sich dabei gedacht haben, dass ich es nicht erwarten konnte, ein Märtyrer zu werden.
Damals war ich meinem Schicksal entgangen, aber ich war mir sicher, dass ich schon bald für einen anderen Auftrag angeworben werden würde. Sie mussten etwas mit mir vorhaben – warum sonst sollten sie mich in Derunta behalten? Und würde ich beim nächsten Mal gebeten werden, mich einem Unternehmen anzuschließen, oder einfach den Befehl dazu erhalten?
Auch wegen anderer Dinge war ich besorgt. Je länger ich an diesem Ort blieb, desto wahrscheinlicher war es, dass ich als Agent entlarvt wurde. Überall waren Algerier. Irgendwann würde einer dieser Männer mit Amin und Yasin sprechen und herausbekommen, wer ich war. Ich dachte an die grässliche Geschichte, die ich in Sarobi gehört hatte, über den Piloten, dem man Motoröl injiziert hatte und der von Gewehrkugeln zerfetzt worden war. Ich wollte nicht wie dieser Mann enden.
Ab und zu dachte ich auch an Gilles. Ich erinnerte mich an das, was er mir in dem Garten in Istanbul gesagt hatte. Mir blieben sieben Monate Zeit – danach würde die Verbindung zu mir gekappt. Meine sieben Monate waren längst abgelaufen.
Eines Tages gingen Abdul Kerim und ich in die Moschee und sahen dort einen Mann, der an den Füßen an einem Dachbalken aufgehängt worden war. Der Mann trug eine Augenbinde und schrie. Mehrere Brüder umstanden ihn, darunter einige aus dem Lager der Araber. Sie brüllten den Gefangenen an, und einer von ihnen zielte mit der Waffe auf seinen Kopf.
Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich diese Szene sah. So gehen sie also mit Spionen um, dachte ich. So wird es auch mir ergehen, wenn sie mich erwischen. Mein Magen krampfte sich zusammen. Aber mir blieb nur wenig Zeit für solche Grübeleien, denn hinter uns erschien Abu Mousa und bugsierte uns aus der Moschee. „Kommt mit. Das hier ist nichts für euch.“
„Was ist hier los?“, fragte ich, denn ich
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