Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
sofort die Verantwortung für den Anschlag und verlangte die Freilassung ihres geistlichen Führers, des Scheichs Omar Abdel Rahman. Scheich Rahman, der mutmaßliche Drahtzieher des Sprengstoffanschlags auf das World Trade Center im Jahr 1993, wartete in einem Gefängnis in den Vereinigten Staaten auf seinen Prozess.
In den nächsten Wochen und Monaten hörten wir im Radio, dass die pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto massive Fahndungsaktionen gegen Araber auf den Weg gebracht hatte. Im ganzen Land schwärmte die Polizei zu Razzien aus. Viele Menschen flohen nach Afghanistan, ein paar davon kamen sogar nach Khaldan. Sie sagten, auf der anderen Seite der Grenze seien sie nicht mehr sicher.
Kurz nach dem Anschlag auf die ägyptische Botschaft wurde in Pakistan ein kanadischer Ingenieur namens Ahmed Khadr festgenommen. Man beschuldigte ihn, das Attentat mit Geldern, die er über eine kanadische Wohltätigkeitsorganisation gewaschen hatte, finanziert zu haben. Khadr beteuerte seine Unschuld und wurde einige Monate später aus der Haft entlassen. Der kanadische Premierminister hatte in der Zwischenzeit bei einem Staatsbesuch in Pakistan entsprechenden Druck auf Bhutto ausgeübt.
Über Ahmed Khadr sollte ich nach dem 11. September 2001, als er auf die US-Liste der des Terrorismus verdächtigten Personen gesetzt wurde, noch sehr viel mehr erfahren. Es stellte sich heraus, dass er bereits seit den achtziger Jahren ein enger Verbündeter von Osama Bin Laden gewesen war. Damals hatten die beiden den Krieg der Mudschahidin gegen die Sowjets finanziert. Khadr entwickelte sich schließlich zu einem der führenden Geldeintreiber Bin Ladens.
Khadr kam 2003 bei einem Feuergefecht mit pakistanischen Streitkräften in Afghanistan ums Leben. Sein jüngster Sohn Abdul war bei diesem Kampf an seiner Seite und wurde dabei so schwer verletzt, dass er von der Hüfte abwärts gelähmt blieb. Auch Khadrs andere Söhne waren zu jenem Zeitpunkt in Afghanistan. Abdullah, der Älteste, wurde im Februar 2006 im US-BUNDESSTAAT Massachusetts angeklagt. Er wird beschuldigt, Waffen für al-Qaida gekauft, die Ermordung amerikanischer Soldaten geplant und eine Verschwörung zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen unterstützt zu haben. Ein weiterer Khadr-Sohn, Omar, wurde 2002 gefangen genommen, nachdem er angeblich einen Sanitäter der US-Armee mit einer Handgranate getötet hatte. Er ist inzwischen in Guantanamo Bay inhaftiert. Sein älterer Bruder Abdurahman wurde im November 2001 in Afghanistan festgenommen und den Amerikanern übergeben, die ihn nach Guantanamo Bay brachten. Nach einiger Zeit knickte er ein und begann für die CIA zu arbeiten, zuerst in Guantanamo, später dann in Bosnien. Er erzählte seine Geschichte im Jahr 2004 im Fernsehen, und mittlerweile wird an einem Hollywoodfilm über sein Leben gearbeitet.
Ahmed Khadr war der Mann, den ich in Khaldan mit Ibn Sheikh ins Sprengstofflabor gehen sah. Abdurahman war der Sohn, den ich unter dem Namen Hamza kannte und der mir von den Afghanen erzählte, die in Khost vor seinen Augen getötet worden waren. Omar war sein jüngerer Bruder, der mir als Osama bekannt war. Er war der gesprächige Bursche gewesen, der immer über die bedeutenden Freunde seines Vaters geplaudert hatte.
Nach allgemeiner Ansicht war ein Ägypter namens Abu Khabab al-Masri der Drahtzieher des Attentats auf die Botschaft. Abu Khabab ist natürlich nur ein Deckname, ein nom de guerre . Der wirkliche Name dieses Mannes ist Midhat al-Mursi. Es heißt, er habe die beiden Selbstmordattentäter in den Lagern von Derunta angeworben.
Nach dem 11. September 2001 erfuhr ich, dass al-Mursi der führende Bombenbauer von al-Qaida war, der sich mit chemischen und biologischen Waffen gleichermaßen auskannte. Den Anschlag in Islamabad plante er angeblich gemeinsam mit einem Mann namens Ayman al-Zawahiri, der heute Osama Bin Ladens Stellvertreter ist. Al-Mursi wurde zum Leiter der Waffenentwicklung in Derunta ernannt, als Bin Laden gegen Ende der neunziger Jahre die Befehlsgewalt über die Lager erlangte.
Al-Mursi bildete in Derunta auch einen algerischen Rekruten namens Ahmed Ressam aus, der 1999 dann an der kanadischen Grenze festgenommen wurde. Er wollte mit einer Lastwagenladung voll Sprengstoff, die für einen Anschlag auf den Flughafen von Los Angeles am Abend der Feiern zur Jahrtausendwende vorgesehen war, in die USA einreisen. Er bildete außerdem auch den „Schuhbomber“Richard Reid sowie Zacarias
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