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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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meinem Traum sah ich mich dort. Ich ging auf eine riesige weiße Kirche zu. Vor dieser Kirche standen vier indische Soldaten in Militäruniformen des 19. Jahrhunderts. Sie trugen Turbane, breite Schärpen und elegante Uniformjacken. Aber alles war in reinem Weiß gehalten.
    Die Männer bewachten nicht die Kirche. Sie versuchten, sie in die Luft zu jagen. Jeder der Männer bediente eine Kanone, und sie alle feuerten unentwegt, aber ihre Geschosse trafen niemals das Ziel. Sie waren allmählich frustriert, und ich war frustriert, weil ich ihnen zusehen musste. Ich wusste, dass ich diese Aufgabe mühelos lösen konnte.
    „Lasst mich mal versuchen“, sagte ich. „Ihr habt ja keine Ahnung. “
    Ich lud die Kanone und feuerte. Das Geschoss traf die Kirche direkt unterhalb des Glockenturms, das Gebäude wankte und stürzte vollständig ein. Eine dichte, schwarze Rauchwolke stieg auf und verdunkelte den hellen, weißen Himmel.
     
    Zitternd wachte ich auf, und als auch Abdul Kerim aufwachte, erzählte ich ihm von dem Traum. Er sah, dass ich durcheinander war, und sagte, im Araberlager gebe es einen Bruder, der sich auf die Deutung von Träumen verstehe. Abdul Kerim nannte mir den Namen des Mannes und sagte, dass ich zu ihm gehen solle.
    Am Nachmittag ging ich dann ins Lager der Araber. Einem der Brüder dort nannte ich den Namen des Traumdeuters, und er wies auf ein kleines Gebäude. Darin stieß ich auf einen jungen Mann, der eine weiße djellaba trug. Er saß mit gekreuzten Beinen da und las. Ich räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und er sah auf.
    „Kannst du mir einen Traum erklären?“, fragte ich.
    „Natürlich“, lautete seine Antwort. „Mach die Tür zu und setz dich. Erzähl mir deinen Traum.“
    Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, stellte er mir eine Frage. „Bist du sicher, dass es eine Kirche war und keine Moschee?“
    „Ja, ich bin mir sicher. Ich sah das Kreuz.“
    Der Bruder stand auf und ging zu einem großen Bücherhaufen, der an der Wand aufgestapelt war. Er nahm ein Buch in die Hand und fing an zu lesen. Dann sah er mich an. „Das ist eine sehr gute Nachricht, Bruder.“
    „Warum?“, fragte ich.
    „Du wirst in das Land der Ungläubigen gehen. Du wirst gegen sie kämpfen, und du wirst erfolgreich sein.“

ABU KHABAB
    An einem Spätherbsttag hielten wir uns im Freien auf, um einige Berechnungen zu überprüfen. Wir lernten, wie man eine Bombe an einer Bahnlinie hochgehen ließ und dabei eine konisch geformte Sprengladung benutzte. Ich sah kurz auf und bemerkte dabei einen Toyota-Geländewagen, der im Lager eintraf. Assad Allah sah über die Schulter und wandte sich dann an die Gruppe.
    „Ah, Abu Khabab ist gekommen.“
    Wir alle hatten diesen Namen bereits gehört. Assad Allah hatte uns im Lauf des Ausbildungskurses zahllose Male darauf hingewiesen, dass wir Techniken und Formeln erlernen würden, die von einem Mann namens Abu Khabab entwickelt worden waren. Jetzt waren wir alle aufgeregt, weil wir diesen Mann persönlich kennenlernen sollten.
    Aus dem Geländewagen stiegen fünf Männer und zwei kleine Kinder. Einen dieser Männer erkannte ich sofort wieder. Es war der Ägypter mit der Prothese, dem ich vor Monaten in Peschawar begegnet war. Er trug einen Rucksack.
    In seiner Begleitung war ein weiterer Mann, der etwas älter war, mindestens Anfang vierzig. Er war eine auffällige Erscheinung. Statt des traditionellen pakol trug er einen schwarzen Turban. Er war Brillenträger, und sein Bart war mit Henna gefärbt. Die drei anderen Männer hielten sich eng an den älteren Mann. Sie waren ganz offensichtlich Leibwächter. Zwei von ihnen hatten sich eine Kalaschnikow umgehängt, der dritte Mann trug eine Panzerfaust bei sich.
    Wir alle begrüßten die Gäste, dann eröffnete uns Assad Allah, der Unterricht sei für diesen Tag beendet, und entließ uns. Im Weggehen hörte ich hinter mir jemand rufen: „Abu Imam! Abu Imam!“Ich wandte mich um und sah, dass mich der ältere Mann aufforderte, mich seiner Gruppe anzuschließen. Ich ging zu den Neuankömmlingen zurück.
    „Wie geht es dir, mein Sohn?“, fragte der ältere Mann mit einem starken ägyptischen Akzent.
    „Alhamdulillah“, antwortete ich. Gott sei gelobt.
    Dann ergriff der Mann mit der Prothese das Wort. „Wir haben Gutes über dich gehört, Bruder.“Ich fragte mich, was er damit wohl meinte. In Derunta hatte ich jetzt gerade mal einen Monat zugebracht, also musste er sich wohl auf die Zeit in Khaldan beziehen,

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