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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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unterschiedliche Rollen gespielt: Spion und Mudschahid. Aber jetzt schien diese ganze Konstruktion zusammenzubrechen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
     
    Mark, Alexandre und Penny waren böse auf mich, als ich ihnen erzählte, was geschehen war. Sie wollten wissen, warum ich den Männern nicht gefolgt sei. Natürlich konnte ich ihnen das nicht erklären. Ich hatte einfach gespürt, dass mit der ganzen Geschichte etwas nicht stimmte. Sie wollten nun, dass ich diese Brüder in der Finsbury-Park-Moschee wiederfände und dieses Mal auf ihren Vorschlag einginge.
    „Wir werden für deine Sicherheit sorgen“, versicherte mir Mark. Natürlich war mir völlig klar, dass sich hier niemand allzu sehr um meine Sicherheit Gedanken machte. Das hatten sie noch nie getan. Aber das spielte hier gar keine Rolle. Auch die besten Sicherheitsvorkehrungen hätten mich nicht dazu gebracht, diesen Männern zu folgen.
    Ich wusste nur eines: Ich musste hier weg. Ich musste London verlassen und mein Leben als Spion beenden.

AFRIKA
    In den Wochen nach der Begegnung mit den drei Männern stand ich unter einem unglaublichen Druck. Meine inneren Antennen waren ständig ausgefahren. Ich achtete auf alles, was mich umgab. Freitags besuchte ich zwar weiterhin die Finsbury-Park-Moschee, vermied es aber nun, zu anderen Zeiten dorthin zu gehen. Ich wollte diesen Männern nicht erneut in die Arme laufen. Auch Khaled ging ich so weit wie möglich aus dem Weg. Wenn ich ihm doch einmal begegnete, passte ich sehr auf, was ich sagte.
    Ich hatte Schlafschwierigkeiten und konnte mich nicht mehr entspannen. Selbst Fatima schaffte es nicht, mich zu beruhigen, da ich ihr ja nicht erzählen durfte, was geschehen war. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Und so ging ich jeden Abend nach Covent Garden. Ich wusste, dass ich dort sicher war. Niemand würde hier nach mir suchen. Selbst wenn, würde man mich unter diesen vielen Menschen kaum finden. Ich saß stundenlang im Café, hörte der Musik zu und trank guten Wein. Die Spannung in meiner Brust ließ dann etwas nach, und mir gingen nicht mehr so viele Gedanken durch den Kopf wie in der restlichen Zeit. Es war das Beste, was ich tun konnte.
    Und dann änderte sich in einem einzigen Augenblick mein ganzes Leben – wieder einmal. Am 7. August 1998 fanden fast gleichzeitig Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Daressalam und Nairobi statt. Hunderte von Menschen wurden getötet und Tausende verletzt.
    Ich verfolgte diese Ereignisse den ganzen Morgen auf CNN. Bilder der Zerstörung wechselten sich dort mit Auftritten sogenannter Experten ab, die zu erklären versuchten, was hier geschehen war und warum. Diese angeblichen Fachleute brachten mich fast dazu, aus der Haut zu fahren. Sie verstanden überhaupt nichts. Sie benutzten zwar unterschiedliche Ausdrücke und Worte, aber am Ende sagte jeder von ihnen immer das Gleiche: Dies alles geschah, weil die Muslime uns hassen.
    Es waren aber gar nicht die Experten, die mich am meisten aufregten. Es war eine Szene, die sich in Nairobi abspielte. Große Teile des Botschaftsgebäudes waren eingestürzt, und auf dem ganzen Gelände herrschte ein einziges Chaos. Überall liefen amerikanische Soldaten herum, die allerdings keine Uniform trugen. Sie waren wohl alle einfach in ihrer Straßenkleidung zum Ort des Geschehens geeilt, da so etwas niemand erwartet hatte. Allerdings trugen sie alle Gewehre.
    Aber dann konnte ich etwas Schreckliches beobachten. Es dauerte nur einen Moment. Man sah einen Afrikaner durch die Trümmer gehen. Er wirkte wie benommen. Er war entweder ein Opfer oder jemand, der nach einem solchen suchte. Aber dann stieß ein amerikanischer Soldat ihn weg. Ich sah, wie der Soldat den Mann anschrie und bedrohte. Obwohl die Botschaft verschwunden war, wollte dieser Amerikaner sie immer noch bewachen.
    Bei diesem Bild wurde mir fast übel. Hunderte von Afrikanern waren an diesem Tag gestorben, und zwar nicht, weil sie etwas Bestimmtes getan hatten, sondern weil sie einfach im Weg gestanden hatten, als die Amerikaner angegriffen wurden. Sie waren nur ein Kollateralschaden, nicht mehr. Sie starben, weil die Amerikaner in ihrem Land waren. Aber das kümmerte diesen amerikanischen Soldaten nicht. Er kümmerte sich nur um die amerikanischen Opfer und die amerikanische Botschaft. Alles andere war ihm vollkommen unwichtig.
     
    An diesem Nachmittag tat ich etwas, was ich niemals zuvor getan hatte. Ich schaltete mein Mobiltelefon aus. Bei seiner Übergabe hatte

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