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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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abgeschlagene Köpfe. Als sie abzogen, nahmen sie einige junge Frauen als Trophäen mit.
    Sogar Khaled kamen jetzt erste Zweifel. Es liefen zwar auch Gerüchte um, dass die Massaker von der Armee begangen worden seien, um das Volk gegen die GIA aufzuwiegeln, aber auch Khaled konnte dies immer weniger glauben. Schließlich erzählte er mir, er habe erfahren, dass die GIA vom Mukhabarat, dem algerischen Geheimdienst, unterwandert worden sei. Aus diesem Grund werde er sie in Zukunft auch nicht mehr unterstützen.
    Abu Hamza war klug genug, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Obwohl er seine neuen Anhänger Anfang des Jahres wegen seiner Unterstützung der GIA gewonnen hatte, wurde er vorsichtiger und erwähnte in seinen Predigten Algerien immer seltener.
    An einem Abend lud er ein paar von uns in sein Büro ein, um dort über die GIA zu diskutieren. Nachdem sich alle Beteiligten hingesetzt hatten, ging er ans Telefon und wählte eine Nummer. Als sich schließlich jemand meldete, schaltete er die Freisprechanlage ein, so dass wir alle mithören konnten. Dann erklärte er uns, dass die Stimme einem Befehlshaber der GIA gehöre, der sich irgendwo in Algerien aufhalte.
    Abu Hamza ging den Kommandeur an diesem Abend hart an und verlangte von ihm, uns die Aktionen der GIA zu erklären. Da dieser ein Satellitentelefon benutzte, war er nur schwer zu verstehen. Dennoch verstand ich genug. Die Dorfbewohner hätten die FIS unterstützt. Nur die GIA vertrete den wahren Islam. Aus diesem Grund hätten diese Dorfbewohner aufgehört, Muslime zu sein.
    Einige Wochen später verurteilte Abu Hamza öffentlich die GIA, so wie es Abu Qatada viele Monate zuvor bereits getan hatte. Und wie damals Abu Qatada kündigte er jetzt an, dass er al-Ansar nicht länger unterstützen werde.
    Mehr als alles andere zeigte mir diese Episode, dass Abu Hamza ein Heuchler und Opportunist war, der immer nur sein Fähnlein nach dem Wind drehte. Er hatte die GIA benutzt, um einige Anhänger Abu Qatadas zu sich herüberzuziehen. Jetzt merkte er, dass er mehr verlieren als gewinnen würde, wenn er sie weiterhin unterstützte. Abu Hamza war nur an der zakat interessiert, dem Geld, das er jede Woche nach dem Freitagsgebet einsammeln konnte. Je mehr Menschen daran teilnahmen, desto mehr Bargeld konnte man an diesem Tag einnehmen.
    Ich war mir ziemlich sicher, wohin dieses Geld geschickt wurde. Algerien war für Abu Hamza noch niemals wichtig gewesen. Für ihn zählte nur der Jemen.
     
    Es würde Jahre dauern, bis die Briten dem Treiben Abu Hamzas endlich ein Ende machten. Er wurde erst im Jahre 2004 verhaftet, und dies auch nur deshalb, weil die Amerikaner seine Auslieferung verlangten – Abu Hamza hatte versucht, ein Ausbildungslager in Oregon einzurichten.
    Bereits 1998 hatte er sich in großen Schwierigkeiten befunden, als man ihn mit der Entführung von sechzehn westlichen Touristen im Jemen in Verbindung brachte. Die Entführer verlangten angeblich die Freilassung von fünf britischen Männern, die einige Wochen zuvor im Jemen verhaftet worden waren und denen man nun vorwarf, Terrorattentate in diesem Land geplant zu haben. Einer dieser Männer war Abu Hamzas Sohn.
    Abu Hamza wurde Anfang 2006 in Großbritannien unter anderem wegen Anstiftung zum Mord und Aufrufs zum Rassenhass angeklagt. Er wurde schließlich zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Die Vereinigten Staaten hoffen immer noch, ihn ausgeliefert zu bekommen, um ihm selbst den Prozess machen zu können. Das FBI ermittelt wegen verschiedener Anschuldigungen gegen ihn, unter anderem, dass er seinem alten Freund und Mentor Abu Khabab al-Masri, seinem früheren Sprengstoffausbilder in Derunta, beträchtliche Geldsummen überwiesen haben soll.
     
    Sowohl Abu Hamza als auch Abu Qatada waren an der Herausgabe von al-Ansar in London beteiligt. Aber es gab noch mindestens einen weiteren Herausgeber. Sein Name war Rachid Ramda. Er wurde Ende 1995 in London verhaftet. Die Franzosen warfen ihm vor, einer der Organisatoren der U-Bahn-Bombenanschläge des Sommers davor gewesen zu sein. Sie forderten seine Auslieferung, aber die Briten kamen ein volles Jahrzehnt diesem Verlangen nicht nach. Die lange Verzögerung führte zu beträchtlichen Spannungen zwischen den französischen und britischen Sicherheitsdiensten. Die Franzosen waren über das Verhalten der Briten so frustriert, dass sie sogar einmal daran dachten, Abu Hamza einfach auf offener Straße aufzugreifen und ihn nach Frankreich zu schaffen, um ihn dort

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