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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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werdet das, was ihr Terrorismus nennt, nicht loswerden“, sagte ich ihm, „wenn ihr nicht unser Land verlasst und euch nicht mehr in unsere Politik einmischt.“
    Mark schien immer noch nicht genau zu verstehen, was ich meinte, deshalb versuchte ich es ihm noch deutlicher zu machen.
    „Schau, was ihr in Algerien angerichtet habt“, sagte ich. „Die Algerier konnten zum ersten Mal frei wählen, aber als der Westen merkte, dass der Ausgang der Wahl nicht in seinem Sinne sein würde, beendete er die ganze Sache ganz einfach.“
    „Das war doch nicht unsere Schuld!“, protestierte Mark. „Das algerische Militär brach diese Wahl ab.“
    „Und was habt ihr daraufhin unternommen?“, erwiderte ich. „Nichts. Ihr habt nichts getan. Und jetzt verhandelt ihr mit ihnen, als ob sie eine legitime Regierung wären.“
    „Was sollen wir denn sonst tun?“, rief er aus. „Wir müssen doch mit irgendjemandem reden.“

AMIN
    Eines Tages passierte es dann. Es ereignete sich das, was ich befürchtet hatte, seitdem ich vor drei Jahren Brüssel verlassen hatte. Meine Vergangenheit holte mich ein. Wenigstens dachte ich, dass es so wäre.
    Als ich eines Abends die Finsbury-Park-Moschee verließ und zur U-Bahn-Station hinüberging, wurde ich von drei Männern angehalten. Sie waren jung, nicht älter als zwanzig. Die drei umstellten mich und blockierten mir den Weg. Ich spürte sofort, dass ich in Gefahr war.
    „Sallamu Alaykum“, sprach mich einer der Männer an. Weder er noch die anderen zeigten ein Lächeln.
    „Alaykum Assallam“, antwortete ich und schaute ihm direkt in die Augen.
    Er hielt mir ein Stück Papier vor die Nase. „Amin möchte dich sehen“, sagte er.
    Mir blieb fast das Herz stehen. Ich nahm das Papier und faltete es auf. Jemand hatte eine kurze arabische Notiz daraufgekritzelt: „Folge den Brüdern. Sie werden dich zu mir bringen. Amin.“
    Ich blieb ganz ruhig und schaute dem Mann erneut in die Augen. „Ich kenne niemanden, der Amin heißt“, sagte ich. „Es muss sich hier um eine Verwechslung handeln.“Ich gab ihm die Notiz zurück.
    „Wir täuschen uns nicht“, sagte er. „Amin war heute Abend in der Moschee und stand nur einige Meter von dir entfernt. Er hat uns dich genau gezeigt.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ihr macht da einen Fehler. Ich weiß wirklich nicht, wer dieser Amin sein soll.“Danach drückte ich mich an ihnen vorbei und eilte zur U-Bahn-Station.
     
    Für den Rest dieses Abends waren meine Sinne hellwach. Ich achtete auf jede Person und jede Bewegung. Ich ließ meine Augen durch die U-Bahn-Station wandern. Ich beobachtete alles und jeden im Zug. Ich beobachtete alles und jeden auf dem Weg in meine Wohnung. Ich beobachtete alles und jeden, um sicherzugehen, dass mir niemand folgte.
    Daheim verriegelte ich die Türen und legte mich ins Bett. Da ich nicht einschlafen konnte, stand ich wieder auf, zog mich an und ging nach draußen. Ich spazierte ums Karree und dann um die nächsten beiden Blocks, um herauszufinden, ob jemand das Haus überwachte, in dem ich lebte. Da ich nichts finden konnte, kehrte ich in meine Wohnung zurück.
    Danach lag ich wach im Bett und dachte darüber nach, was dieses Ereignis bedeuten könnte. Mein erster Gedanke war natürlich, dass Amin aus dem Gefängnis entlassen worden war und mich nun in London aufsuchen wollte. Er könnte Rache an mir üben und mich für meinen Verrat töten lassen wollen.
    Aber da gab es noch eine andere Möglichkeit, die genauso beängstigend war. Vielleicht war dieser Amin jemand anderer. Vielleicht hatten diese Männer den Namen als einen Code für Eingeweihte benutzt, wie ich das bereits bei Khaled und Ibn Sheikh erlebt hatte. Sie wussten vielleicht, dass das ein Name war, auf den ich reagieren würde.
    Was wollten sie dann aber tatsächlich? Ich konnte mir nur eine Möglichkeit vorstellen: Man wollte mich zu einer ganz bestimmten Mission verpflichten. Ich war jetzt bereits fast zwei Jahre in London, und vielleicht war meine Zeit jetzt gekommen. Ich hatte seit fast einem Jahr nicht mehr mit Abu Zubayda oder jemand anderem in Peschawar gesprochen, aber das bedeutete gar nichts. Mein Job war ja gerade, zu beobachten und abzuwarten.
    Auf jeden Fall steckte ich nun in großen Schwierigkeiten. Ich wälzte mich die ganze Nacht unruhig im Bett hin und her. Manchmal schlief ich kurz ein, nur um dann zehn Minuten später in einem absolut panischen Zustand wieder aufzuwachen. Jahrelang hatte ich zwei ganz

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