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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Bild im Kopf, wie ein Spion zu sein hatte, und diesem Bild entsprach ich in der Tat überhaupt nicht. Ich war kein James Bond, der für die Königin und sein Land kämpfte. Ich glaube, ich hatte sie immer verwirrt. Aber jetzt, nachdem zwei Botschaften in die Luft geflogen waren, begann ich ihnen wahrscheinlich auch Angst zu machen.
     
    Da Mark angeordnet hatte, dass ich alles zurücklassen solle, was mich mit London verband, gab ich ihm auch das Mobiltelefon zurück, das mir Daniel zwei Jahre zuvor gegeben hatte.
    „O nein, das kannst du behalten“, sagte er und schob es mir wieder zu. „Nimm es mit nach Dakar. Du kannst es dort deinem Kontaktmann geben.“
    So sehr sie es auch immer wieder versuchten, war doch Raffinesse nicht gerade eine Stärke meiner britischen Führungsleute.
    „Sie trauen mir nicht, nicht wahr?“, fragte ich Mark. Natürlich kannte ich ebenso wie er die Antwort. Solange ich dieses Handy dabeihatte, konnten sie zu jeder Zeit meinen Aufenthaltsort feststellen. Sie wollten mich loswerden, aber sie wollten auch jede Minute des Tages genau wissen, wo ich mich gerade aufhielt.
    Am Ende des Treffens machte ich mit Alexandre aus, dass er mich zum Flughafen bringen würde. Da klar war, dass ich Mark nie wieder sehen würde, gab ich ihm die Hand und sagte ihm Lebewohl. Dann ging ich heim, um meine Sachen zu packen.
     
    Später genehmigte ich mir vor meinem Abflug mit Alexandre noch einige Drinks im Flughafen. Von meinen drei Führungsleuten mochte ich Alexandre am meisten. Er war zwar noch jung, nahm aber seine Aufgabe sehr ernst. Man merkte, dass ihm seine Arbeit viel bedeutete.
    „Ich hoffe, ich habe deine Zeit nicht vergeudet“, sagte ich ihm während dieses Gesprächs.
    Alexandre verstand sofort, was ich damit sagen wollte. Er verstand, dass ich in London nie zufrieden gewesen war.
    „Du hast unsere Zeit nicht vergeudet“, entgegnete er. „Das kann ich dir versichern. Du solltest einmal den Aktenberg sehen, der all das enthält, was du uns erzählt hast. Er ist größer als ich es bin.“
    Ich war ihm für diese Bemerkung sehr dankbar.

DEUTSCHLAND

DAKAR
    Ich traf Philippe auf dem Flughafen in Dakar. Alexandre hatte mir vor der Abreise aus London gesagt, Philippe sei der Chef. Er selbst wie auch Gilles seien ihm unterstellt. Aber auch wenn er mir das nicht gesagt hätte, wäre mir sofort klargeworden, dass ich es hier mit jemand Wichtigem zu tun hatte. Der Mann war im mittleren Alter, und sein Gesicht war in keiner Weise auffällig, aber ich sah Narben an seinen Händen und Armen. Echte Narben von richtigen Kämpfen. Ich war beeindruckt.
    Auf dem Weg zum Hotel fiel mir noch etwas anderes auf – seine Stimme. Ich hatte sie schon einmal gehört, brauchte aber mehrere Minuten, um mich zu erinnern, wo das gewesen war. Und dann dämmerte es mir: Philippe war der Mann, mit dem ich in der Nacht nach den Razzien von Brüssel gesprochen hatte, im Kommissariat an der französischen Grenze. Er hatte sich damals sehr höflich mit mir unterhalten und mich mit dem Vornamen angesprochen. Ich erinnerte mich daran, weil es das einzige Mal gewesen war, dass mich irgendein Geheimdienstmitarbeiter mit Namen angeredet hatte.
    Bei der Begegnung in Dakar lächelte Philippe nur, als ich ihn fragte, ob er der Mann gewesen sei, der mich in jener Nacht angerufen hatte. Einige Monate später würde er diese Frage bejahen.
     
    Kurz nach meiner Ankunft in Dakar ordnete Bill Clinton als Vergeltung für die Anschläge auf die Botschaften in Ostafrika Luftangriffe auf den Sudan und Afghanistan an. Die Amerikaner nahmen Terroristen-Stützpunkte in der Nähe von Khost, nur ein paar Kilometer von Khaldan entfernt, und Jalalabad, nahe bei Derunta, ins Visier. Ich konnte nicht glauben, dass mich die DGSE nach diesen Ereignissen nach Afghanistan zurückschicken wollte, aber Philippe versicherte mir, mein Auftrag sei noch nicht erfüllt. Er meldete mich in einem Fitnesscenter an, wo ich einen persönlichen Betreuer zugewiesen erhielt und mich wieder in Form bringen sollte. Und er sagte mir, ich solle diese Zeit genießen, während die DGSE ihre Pläne ausarbeitete. Er sagte, er sei ständig auf Reisen, werde aber mehrmals im Monat einen Zwischenstopp in Dakar einlegen, um sich mit mir zu treffen.
    Ich war in einem Luxushotel in Dakar untergebracht und erhielt Woche für Woche jeweils einen unerhörten Geldbetrag. Es waren Tausende von Dollar, mehr als ich jemals zuvor bekommen hatte. Zunächst verstand ich das nicht. Und es

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