Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
vor Gericht zu stellen. Sie wussten, dass dies die Briten von sich aus niemals tun würden.
Rachid Ramda wurde Anfang 2006 schließlich doch an Frankreich ausgeliefert. Im März 2006 wurde er als einer der Drahtzieher der Bombenattentate auf die Pariser Metro zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und muss sich vielleicht später noch wegen Mordes oder Mordversuchs bei diesen Attentaten verantworten. Er hat Berufung eingelegt.
Rachid Ramda operierte in Europa unter dem Decknamen „Elias“, ein Name, den ich in Brüssel aus dem Munde von Amin, Yasin und dem Mann, den ich später als Ali Touchent kennenlernte, unzählige Male gehört hatte.
WELTMEISTERSCHAFT
Eines Tages brachte Alexandre zu einem unserer Treffen nur ein einziges Foto mit. Das war ungewöhnlich. Er und Mark ließen mich gewöhnlich ganze Stapel durchsehen. Er legte das Bild vor mich auf den Tisch, und ich studierte es sorgfältig. Der Mann auf dem Foto erschien mir irgendwie vertraut, ohne dass ich den Grund dafür hätte nennen können.
„Das ist Abdul Kerim“, sagte Alexandre. „Aus den Lagern.“
„Nein.“Ich schüttelte den Kopf. Ich war mir ziemlich sicher, dass er es nicht war. Der Mann auf dem Foto hatte zwar einige Ähnlichkeit mit Abdul Kerim, aber es war doch nicht derselbe Mann.
In der folgenden Woche kam Alexandre mit einem anderen Foto an.
„Das ist Abdul Kerim“, sagte ich. Diesmal hatte ich ihn erkannt, schon bevor Alexandre das Foto überhaupt nur auf den Tisch legen konnte.
„Das stimmt“, sagte er. Er lächelte über das ganze Gesicht. „Wir haben ihn erwischt. Sein Name ist Farid Melouk.“
Ich war wie vom Donner gerührt und wartete darauf, dass mir Alexandre mehr über ihn und seinen Hintergrund erzählen würde.
„Du hast uns in diesem Fall sehr geholfen“, sagte er dann. Das war alles. Wir sprachen nie wieder über Abdul Kerim.
Farid Melouk wurde Anfang März 1998 bei einer Razzia im Raum Brüssel verhaftet. Diese und andere gleichzeitig ablaufende Razzien sollten eine GIA-Zelle zerschlagen. Melouk stand seit 1995 auf der französischen Liste der meistgesuchten Verbrecher. Er war bereits 1997 in Frankreich wegen seiner Beteiligung an den Pariser Metro-Anschlägen in Abwesenheit verurteilt worden.
Als sein Haus gestürmt wurde, wollte Farid Melouk nicht aufgeben, stattdessen feuerte er auf die Polizei. Erst nach mehr als zwölf Stunden gelang es, ihn zu überwältigen. Die Zeitungen berichteten, dass die Polizei bei der Durchsuchung des Hauses falsche Pässe, Zünder und anderes Material zur Herstellung von Sprengkörpern gefunden habe. Farid Melouk und die anderen verhafteten Männer planten angeblich einen Anschlag auf die Fußballweltmeisterschaft, die in diesem Sommer in Frankreich ausgerichtet wurde. Im späten Frühjahr fanden in ganz Europa weitere Razzien statt, die gegen GIA-Netzwerke gerichtet waren. In Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien und der Schweiz gab es Verhaftungen. Auch diese Razzien sollen angeblich einen größeren Angriff auf die Weltmeisterschaft verhindert haben.
1999 wurde Farid Melouk in Brüssel zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, für die GIA Waffen gelagert und in ganz Europa gefälschte Pässe und Ausweise besorgt oder mit diesen gehandelt zu haben.
Die Weltmeisterschaft lief dann tatsächlich ohne jede Störung ab. Ich schaute mir die meisten Spiele mit dem Telefonhörer am Ohr an. Ich war nie ein guter Fußballspieler gewesen und hatte mich bisher auch nicht für Fernsehübertragungen von Fußballspielen interessiert. Aber Fatima war ein großer Fußballfan, und wir schauten uns gern gemeinsam die Spiele an, auch wenn wir weit voneinander entfernt waren.
Manchmal unterhielt ich mich mit Mark über Politik. Mark war sehr klug, und ich merkte, dass er seine Gegner besser begreifen wollte. Aber er war für einige Tatsachen einfach blind. So verstand er zum Beispiel durchaus, warum die sowjetische Invasion in Afghanistan für die Muslime eine solch wichtige Angelegenheit war. Er verstand, dass die Mudschahidin in diesem Fall für ihr Land kämpften.
Aber dann versuchte ich ihm zu erklären, dass es nicht nur fremde Armeen waren, die in die muslimischen Länder einfielen. Genauso oft waren es fremdes Geld, fremde Propaganda oder fremde Waffen. Und dann gab es da noch all diese westlichen Marionetten, die den Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika regierten, und die russischen Marionettenregime in Zentralasien.
„Ihr
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