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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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wusste, dass es exakt der vereinbarte Betrag war. Ich sagte Yasin, wo die Übergabe stattfinden sollte, und ging zu Fuß los, in Richtung des Treffpunktes. Dort stand ich einige Minuten lang in nahezu völliger Dunkelheit herum.
    Als Laurent kam, stieg ich ein, und er kurvte um einige Häuserblocks und hielt schließlich in einer menschenleeren Gegend an. Ich entnahm dem Umschlag meinen Anteil und gab ihm den Restbetrag, den er nachzählte. Die Prüfung fiel zu seiner Zufriedenheit aus, und er sagte, ich solle unter meinem Sitz nachsehen. Dort lag ein Matchsack, den ich herauszog und öffnete.
    So etwas wie in jener Nacht hatte ich noch nie zuvor gesehen. Bei Édouard hatten wir meist nur eine Handvoll Geschosse im Haus gehabt, weil wir die einzelnen Komponenten immer wieder benutzten. Hier sah ich nun Tausende von Kugeln, die sehr viel größer waren als alles, was ich jemals bei Édouard benutzt hatte. Im Auto war nur ein ganz schwaches Licht, aber das Kupfer glänzte dennoch. Es war ein aufregender Moment.
    Ich musste die Geschosse nicht zählen. Ich vertraute Laurent – nicht weil ich ihn für einen guten Menschen hielt, sondern weil ich wusste, dass er nicht versuchen würde, mich übers Ohr zu hauen. Er wusste, dass ich ihm weitere einträgliche Geschäfte vermitteln konnte.
    Laurent setzte mich an der Bushaltestelle ab und fuhr dann rasch davon. Ich machte mich auf den Nachhauseweg. Die Tasche war unglaublich schwer. Plötzlich hielt unmittelbar vor mir ein Auto. Es war Yasin mit seinem VW-Bus. Ich hatte nicht mit ihm gerechnet, war aber auch nicht überrascht. Ich stieg ein und zeigte ihm die Tasche. Er öffnete sie und prüfte den Inhalt. Er lächelte – ein großes, breites Lächeln.
    „Masha’allah“, sagte er. „Masha’allah.“
     
    Als wir am Ziel waren, griff sich Yasin die Tasche und verschwand sofort im Haus. Ich war etwas langsamer, und als ich auf die Tür zuging, hörte ich ein Fahrzeuggeräusch. Ich drehte mich um und sah ein zweites Auto heranfahren. Ich sah zwei mir unbekannte Männer vorne im Wagen sitzen. Als sie mich sahen, fuhren sie langsamer und starrten mich einen kurzen Augenblick lang an, bevor sie schließlich davonfuhren. Da begriff ich, dass mich Yasin die ganze Zeit hatte beschatten lassen.

UZI
    Amin und Yasin saßen bereits im Wohnzimmer, als ich am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam. Sie lächelten.
    Yasin stand auf, um mich zu begrüßen. „Glückwunsch, Bruder.“Sie hatten die Kugeln noch in der Nacht gezählt, und es waren genau fünftausend. Die beiden waren offensichtlich beeindruckt.
    Ich lächelte zurück und fragte: „Wo ist mein Anteil?“
    Ihre Mienen verfinsterten sich. Ich sah, dass sie verärgert waren.
    „Bruder, du tust dies nicht für Geld“, antwortete Amin. Er sprach leise und mit einem leicht bedrohlich klingenden Unterton. „Du tust dies fi sabilillah“, sagte er – auf Gottes Weg. „Dies ist für die Umma. Vergiss das nicht.“
    „Gut, dann mache ich es nicht mehr“, erwiderte ich scharf.
    Die beiden waren von meinem Ton überrascht und steckten etwas zurück. „Das überlegst du dir hoffentlich noch mal“, sagte Yasin.
    „Das muss ich mir nicht noch mal überlegen“, war meine Antwort. „Ich bekomme das ohnehin nicht mehr zu diesem Preis. Der Händler machte uns diesen Preis nur für das erste Mal. Ab jetzt kosten die Dinger elf achtzig pro Stück.“
    Das war natürlich gelogen, und das wussten die beiden auch. Aber sie konnten nichts dagegen tun. Diese Munition war zu einem Stückpreis von elf achtzig immer noch über einen Franc billiger als das, was sie aus Deutschland bekamen. Und ich vergab mir nichts, wenn ich sie belog, weil sie mir nach Lage der Dinge ohnehin nicht trauten. Ich war ganz anders als der stille und fromme Hakim. Natürlich kam ich ihnen entgegen, so gut ich konnte. Ich sprach morgens die salat mit ihnen und achtete sorgfältig darauf, dass ich nicht nach Alkohol roch, wenn ich nach Hause kam. Ich ging nicht mit ihnen in die Moschee, begründete dies aber damit, dass ich es für zu gefährlich hielt, wenn man uns zusammen sah, weshalb ich eine andere Moschee in der Innenstadt aufsuchen würde. Dennoch wussten sie, dass ich ein anderer Typ war. Ich redete nicht über den Dschihad, und manchmal, wenn wir uns über Politik unterhielten, widersprach ich ihnen. Ich glaube, dass sie nicht wussten, was sie von mir halten sollten.
     
    Im Zeitraum von etwa sechs Wochen beschaffte ich ihnen drei weitere

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