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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Ihnen.“Dann neigte ich mich noch weiter zu ihm hin. Ich sprach in meinem leisesten, höchst verschwörerisch klingenden Ton. „Sie sind für die muslimische Umma bestimmt, für den Dschihad.“
    Die Augen meines Gesprächspartners flackerten kurz, und jetzt wusste ich: Es hatte funktioniert. Burschen wie diesen gibt es auf der ganzen Welt. Sie trinken, sie rauchen, sie schnupfen Kokain, in den Augen wahrer Muslime sind sie vollkommen ungläubig. Doch bei der ersten Erwähnung der „Umma“oder des „Dschihad“fühlen sie sich plötzlich wieder dem Islam zugehörig. Ich glaube, dass dies vor allem in Europa zutrifft, wo die jungen Männer so weit von allem weg sind, was mit dem muslimischen Teil der Welt verbunden ist. Der Dschihad bedeutet ihnen nichts, nichts Reales. Aber zugleich bedeutet er ihnen alles.
    „Denken Sie einfach darüber nach“, sagte ich. „Ich komme morgen wieder.“
     
    Am nächsten Tag war ich wieder dort. Der Dealer stand genau am selben Ort, und als er mich sah, lächelte und winkte er.
    „Ich glaube, ich kenne jemanden, der Ihnen helfen kann“, sagte er. „Er ist ein Freund von mir, ich verkaufe ihm Koks. Er kennt sich mit Waffen aus. Können Sie heute Abend um zehn wiederkommen?“
    Als ich abends wiederkam, war er nicht da. Ich stellte mich an die verabredete Stelle und wartete. Nach einigen Minuten sah ich ihn mit dem Motorrad näher kommen.
    Er hielt an und begrüßte mich. „Mein Freund ist nervös“, sagte er. „Ich kann Ihnen nichts versprechen. Aber in ein paar Minuten wird ein Freund von ihm hier vorbeikommen. Er wird Sie in Augenschein nehmen, und wenn Sie o. k. sind, wird er Sie mit meinem Freund zusammenbringen.“
    Nach einer halben Stunde sah ich ein Auto auf uns zukommen, einen blauen Renault. Der Wagen hielt direkt vor uns an, und der Fahrer ließ das Fenster herunter. Der Dealer ging zum Auto und sprach im Flüsterton mit dem Fahrer.
    Er war ein Mann im mittleren Alter mit offenem Hemd. Er war übergewichtig, und ich sah die Haare auf seiner Brust. An einer Halskette trug er ein goldenes Kreuz. Mir blieb allerdings nicht viel Zeit, ihn zu mustern, denn der Dealer sprang ins Auto, und die beiden fuhren davon.
    Nach ein paar Minuten kam das Auto zurück. Der Dealer stieg aus, und das Auto fuhr wieder weg.
    „Tut mir leid“, sagte er. „Ich musste ihm etwas geben.“Dann machte er eine Pause und betrachtete mich aufmerksam. „Das war der Freund, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er will Sie treffen.“
    „Wann und wo?“
    „Hier. Kommen Sie wieder hierher. Morgen Abend.“
     
    Ich ging am nächsten Abend wieder hin, und der Dealer wartete auf mich. Wenig später traf auch das Auto ein. Diesmal gab mir der Fahrer ein Zeichen zum Einsteigen. Ich setzte mich auf den Rücksitz, der Dealer nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    Der Fahrer wandte den Kopf, sah mich an und stellte sich vor. „Ich heiße Laurent.“Er fragte mich, was ich wollte, und ich sagte ihm, dass ich Kalaschnikow-Geschosse brauchte – eine Menge Geschosse. Er nickte.
    Ich betrachtete das Gesicht des Mannes genau. Er sah aus wie ein typischer französischer Bourgeois. Er war vermutlich nicht älter als fünfundvierzig Jahre, aber sein Gesicht wirkte älter. Es war voller Runzeln, und auf der Stirn waren einige markante Falten zu erkennen. Seine Augen bewegten sich unaufhörlich.
    Wir fuhren los, und ich beobachtete meinen Fahrer weiterhin ganz genau. In seiner ganzen Erscheinung lag etwas sehr Seltsames, etwas, was ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sein ganzer Körper war voller Anspannung. In meinem ganzen Leben hatte ich noch keinen Mann gesehen, der in seinen Bewegungen so präzise war und auf jede Einzelheit achtete. Er schaute ständig in den Rückspiegel, und ich sah, wie seine Augen hin- und herwanderten.
    Wir fuhren etwa zwanzig Minuten lang. Laurent sprach vorn mit dem Dealer, und ich saß schweigend auf dem Rücksitz. Bevor ich auch nur in die Nähe der Munition kam, musste ich mir diese Burschen ganz genau ansehen. Vielleicht war Laurent ein Polizist oder ein Polizeispitzel. Aber mein Bauch sagte mir, dass die beiden sauber waren.
    In einem Industriegebiet in einem Teil Brüssels, in dem ich noch nie zuvor gewesen war, ging unsere Fahrt zu Ende. Laurent fuhr den Wagen in ein Parkhaus und lenkte ihn dort ganz nach oben, aufs oberste Parkdeck. Wir stiegen alle aus, und der Dealer und ich warteten, während Laurent den Kofferraum öffnete. Dort lag ein Schlafsack. Laurent zog ihn

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