Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Lieferungen von Laurent. Zunächst einmal wollten sie noch mehr Munition: jedes Mal weitere fünftausend Kugeln. Laurent und ich regelten das jedes Mal auf dieselbe Art. Ich rief ihn auf seinem Handy an und bat um ein Treffen. Am Telefon sprachen wir niemals über die bestellte Ware. Er nannte einen Treffpunkt, und ich traf ihn dort und sagte, was ich brauchte. Einige Tage später rief ich abermals an, und er sagte mir, wann und wo wir uns treffen würden – an einer Bushaltestelle, in einem Park, in einem Waldstück. Yasin setzte mich dann in der Nähe des Treffpunkts ab. Nachdem der Austausch mit Laurent erfolgt war, las er mich wieder auf und brachte mich nach Hause zurück.
Laurent erzählte mir bei jedem Treffen von anderen Dingen, die er für mich besorgen könne. Er schien alles organisieren zu können. Stets bot er mir einen neuen Typ eines Scharfschützengewehrs oder einer Pistole an – Waffen, die ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Ich lehnte stets ab und erklärte, ich sei ausschließlich an Munition interessiert. Aber ich berichtete Yasin von den anderen Angeboten, und eines Tages nahm er mich beiseite.
„Frag ihn, ob er uns Uzis beschaffen kann.“
Einige Tage später traf ich Laurent und fragte ihn. Er lächelte.
„Das ist einfach. Wie viele wollt ihr haben?“
„Das weiß ich nicht. Was kosten sie?“
Sie kosteten 11 000 Francs pro Stück. Yasin sagte mir, das sei zu viel, sie bräuchten zehn Uzis, könnten aber nicht so viel zahlen. Ich war verblüfft. Das hatte ich nicht erwartet. Mit Sicherheit herrschte kein Mangel an Bargeld im Haus. Vielmehr tauchte im Lauf der Zeit immer mehr davon auf. Ein Teil dieses Geldkreislaufs wurde in unserem Haus abgewickelt. Amin und Yasin zählten ihr Geld oft vor meinen Augen im Wohnzimmer. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich so viel Bargeld auf einem Haufen gesehen.
Doch Yasin war stur. Er wollte für eine Uzi keine 11 000 Francs bezahlen. „Vergiss erst mal die Uzis“, sagte er. „Frag ihn, ob er tragbare Nachtsichtgeräte hat.“
Beim nächsten Treffen fragte ich Laurent nach den Nachtsichtgeräten. Er war überrascht. „Was ist mit den Uzis?“
„Abgehakt“, sagte ich. „Sie sind zu teuer. Wir wollen nur die Nachtsichtgeräte.“
Die Enttäuschung war Laurent am Gesicht abzulesen. Und dann begriff ich, welches Spiel Yasin spielte. Yasin hielt Laurent, ohne ihn zu kennen, wie einen Fisch an der Angel, mal ließ er ihm mehr Leine, dann zog er wieder an.
„Ich kann euch einen guten Preis für die Nachtsichtgeräte machen“, versicherte er mir. „Und vielleicht kann ich auch für die Uzis einen günstigeren Preis anbieten.“
Bei jedem Treffen spielten wir dasselbe Spiel. Ich fragte Laurent nach einem bestimmten Artikel. Yasin erklärte mir anschließend stets, das sei zu teuer, und dann fragte ich stattdessen nach etwas anderem. Ein paar Wochen später wurde der Preis schließlich heruntergesetzt. Auf diese Art kaufte ich die verschiedensten Ausrüstungsgegenstände – Nachtsichtgeräte, Uzis, Kalaschnikows, Dragunows. Im Gespräch mit Yasin schlug ich stets ein bisschen auf den Preis auf, was er entweder nicht merkte oder einfach durchgehen ließ. Laurents Preis war stets niedriger als alles, was Yasin jenseits der Grenze in Deutschland angeboten wurde. Später sollte ich den Grund dafür erfahren: Laurent hatte einen Gewährsmann bei einem der größten belgischen Waffenhersteller, jemanden, der ihm alles beschaffen konnte, was er wollte. Er hatte auch noch weitere Bezugsquellen in anderen Ländern, musste aber längst nicht so viele Zuträger bezahlen wie andere Händler.
Laurent stellte mir monatelang nicht eine einzige Frage. Ich hatte Zehntausende Geschosse und Dutzende Schusswaffen bei ihm gekauft, ohne dass er einmal nachgefragt hätte. Doch eines Tages, als wir in seinem Auto eine Verabredung trafen, sah er mich an.
„Was macht ihr mit dem ganzen Zeug?“, fragte er ruhig. „Bereitet ihr euren Privatkrieg vor?“Die Frage hatte keinen Unterton. Er redete wie ein Geschäftsmann. Und genau das war er auch. Er hatte keine moralischen Bedenken, da bin ich mir heute noch ziemlich sicher. Er wollte einfach keinen Ärger bekommen.
„Du musst dir keine Sorgen machen“, sagte ich. „Wir setzen nichts davon in Belgien ein, ja nicht einmal in Europa. Alles wird sehr schnell außer Landes gebracht.“
Er nickte. „Ich verstehe. Ich arbeite viel mit der FLNC zusammen, also weiß ich Bescheid.“
Laurent sprach von der Fronte
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