Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
ihm lag ein dicker, oben offener Umschlag. In dem Umschlag nahm ich das auffällige Grün amerikanischer Dollars wahr. Auch mein französischer Pass lag auf dem Tisch. Und ein Flugticket.
Ich setzte mich Olivier gegenüber.
„Bist du sicher, dass du das so willst?“, fragte er.
„Was meinst du damit?“
„Bist du sicher, dass du heiraten willst?“
„Natürlich bin ich das.“
Olivier runzelte die Stirn. „Du bist ein Spion. Ich glaube nicht, dass du fürs Eheleben geschaffen bist. Du wirst dich langweilen. “
„Ich habe drei Jahre lang darüber nachgedacht. Das war keine überstürzte Entscheidung. Ich weiß, was ich will.“
Olivier seufzte. „Das ist jammerschade.“Er sah mir in die Augen. „Ich glaube, dass wir beide gemeinsam noch Großartiges leisten könnten.“Er wirkte ehrlich enttäuscht. Es entstand eine lange Pause, während der er immer noch auf eine Sinnesänderung meinerseits wartete.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was ich tue.“
Olivier lächelte dünn. „Also gut. Dann gebe ich dir am besten ein bisschen Geld für deine Hochzeit.“Doch er gab mir nicht den Umschlag auf dem Tisch. Stattdessen griff er in seine Tasche, die auf dem Boden stand, und entnahm ihr einen sehr viel kleineren Umschlag. Ich öffnete ihn und prüfte den Inhalt. Es war ein dünnes Bündel deutscher Banknoten.
Olivier stand auf, um sich zu verabschieden, und ich erhob mich ebenfalls. Er streckte mir die Hand entgegen, doch als ich sie ergreifen wollte, zog er sie zurück.
„Warte. Fast hätte ich’s vergessen. Ich habe noch etwas anderes für dich.“Er bückte sich, griff nach einem zweiten Gegenstand aus seiner Tasche und hielt ihn mir hin.
Es war mein Notizbuch aus Derunta.
Das war so abwegig, dass ich fast lachen musste. Diese Leute kannten wirklich keine Skrupel. Die DGSE hatte endlich begriffen, dass kein Geld der Welt mich zum Bleiben bewegen konnte. Also wollten sie mich zum Bleiben zwingen . Draußen wartete bereits die Polizei auf mich, dessen war ich mir sicher. Wenn ich dieses Buch an mich nahm, würde ich verhaftet werden, sobald ich ging. Ich war ein Terrorist, das Buch bewies es. Sie würden mich jahrelang einsperren. Es sei denn, ich entschloss mich zur Rückkehr.
Ich warf einen Blick auf das Notizbuch, dann sah ich Olivier an.
„Du machst wohl Witze.“Dann ging ich.
Bald darauf heiratete ich.
Einige Tage nach der Hochzeit traf ich Matthias in einem Café. Wir unterhielten uns ein bisschen, und er gratulierte mir. Als wir das Café verließen, reichte er mir einen Umschlag.
„Jemand bat mich, dir dies hier zu geben.“Mehr sagte er nicht dazu.
Ich öffnete den Umschlag. Er enthielt ein einziges Foto, ein Bild von Fatima und mir bei unserer offiziellen Verlobungsfeier. Ich trug einen Anzug, sie trug ein Kleid, und wir waren beide so glücklich. Man sah uns lächeln, als ob wir irre wären. Es war mein Lieblingsfoto von uns beiden, aber ich hatte es mit all meinen anderen Sachen bei der eiligen Abreise nach den Botschaftsattentaten zurückgelassen. Kein einziger Gegenstand aus jener Wohnung war mir jemals zurückgegeben worden, und ich hatte auch das Bild längst abgeschrieben.
Das Foto war mein Hochzeitsgeschenk von Philippe. Ich war mir sicher. Das war seine Art, mir zu zeigen, dass er, von allem anderen einmal abgesehen, diesen Teil des Versprechens eingelöst hatte.
DAS LEBEN DANACH
Sie lösten keines ihrer anderen Versprechen ein.
Nach meiner Hochzeit arbeitete ich noch einige Monate lang für die Deutschen, doch es war eine Sackgasse. Ich hatte jetzt eine Frau zu ernähren, aber sie zahlten mir weniger, als ich für meinen eigenen Lebensunterhalt brauchte. Sie besorgten mir schließlich sogar einen Pass – der auf meinen richtigen Namen lautete. Es wurde nichts mit der neuen Identität und der Tarngeschichte, die mir den Einstieg in ein neues, privates Leben ermöglicht hätte. Dahinter steckte natürlich Klaus. Er wollte Macht über mich besitzen, und er wollte mich bestrafen.
Schließlich reichten mich Klaus und Matthias an einen neuen Agentenführer weiter, an einen jungen Mann namens Georg. Aber ich war zu demoralisiert, um noch einmal von vorne anzufangen, deshalb sagte ich Georg beim ersten Treffen unter vier Augen, dass ich aussteigen wolle. Er war keineswegs überrascht. Offensichtlich war er über meine desaströse Beziehung zu Klaus unterrichtet und machte nicht den geringsten Versuch, mich umzustimmen.
Georg saß einige Minuten lang da und
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