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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Ich war besorgt, dass er so etwas tatsächlich tun könnte.
    „Mach keinen Unsinn“, sagte ich. „Das bringt dich überhaupt nicht weiter. Es wird sie nur wütend machen.“
    „Was können wir sonst tun?“
    Meine Gedanken rasten. Er war mein jüngerer Bruder, und ich war für sein und unserer Mutter Wohlergehen verantwortlich.
    „Mir fällt schon etwas ein“, versprach ich.

DAS KONSULAT
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wie ich Tarek und die anderen aus dem Haus bekommen konnte. Ich war wütend, und ich fühlte mich in die Enge getrieben. Ich hatte das Gefühl, Dampf ablassen zu müssen. Und so tat ich das Dümmste, was ich je in meinem Leben getan habe.
    Am Morgen nach meinem Gespräch mit Nabil standen die anderen noch vor Tagesanbruch auf, um zur Moschee zu gehen, aber ich blieb im Bett. Ich sagte ihnen, ich fühlte mich krank. Nachdem sie gegangen waren, sprang ich aus dem Bett und öffnete Tareks Koffer. Ich fand einen Pass und ein Foto einer Frau, die ich nie zuvor gesehen hatte. Außerdem jede Menge Geld in allen möglichen Währungen.
    Ich nahm nicht das ganze Geld an mich, sondern nur einen kleinen Betrag, 25000 Francs. Ich dachte mir, dass wenn ich etwas von ihm nehmen würde, Tarek verstehen würde, dass das Haus nicht mehr sicher war. Das würde ausreichen, um ihn zusammen mit Amin und Yasin zum Gehen zu bewegen. Vor allem aber wollte ich mich einfach nur an Tarek rächen. Nach allem, was ich für sie getan hatte, dachte ich, konnten sie mir nicht wirklich etwas antun – sie brauchten mich für ihre Waffenkäufe. Ich war ganz schön arrogant.
     
    Ich blieb den ganzen folgenden Abend weg. Ich hatte Tausende von Francs in den Taschen und war froh, die anderen eine Zeitlang los zu sein. Der Abend begann mit einem langen, teuren Essen in einem Restaurant an der Grand’ Place und endete erst am folgenden Morgen. Nabil wartete vor der Tür auf mich, als ich nach Hause kam.
    „Geh nicht rein“, sagte er. Er fasste mich am Arm, und wir gingen vom Haus weg. „Sie wollen dich umbringen. Sie wissen, dass du das Geld genommen hast, und besprechen, wie sie dich am besten umbringen könnten.“
    „Mich umbringen?“Ich war überrascht. „Sie wollen mich umbringen? Sie haben in deiner Gegenwart darüber geredet?“
    „Ja, natürlich. Das müssen sie tun. Du bist jetzt tahout . Du bist ein Feind der Mudschahidin. Sie müssen dich töten, das Gesetz schreibt es vor.“
    „Hakim glaubt das auch?“
    „Natürlich. Sie alle glauben das.“
    Ich dachte fieberhaft nach. Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte monatelang für diese Leute gearbeitet, ihre Rundbriefe verschickt, ihnen Waffen für all ihre Soldaten beschafft. Wegen 25 000 Francs war ich plötzlich tahout, ein Feind der Mudschahidin? Dies machte mich sogar noch wütender, als ich bereits war, und besonders wütend war ich auf Hakim, weil er im Haus meiner Mutter alldem zugestimmt hatte.
    Ich wusste sofort, was ich zu tun hatte, aus dem Bauch heraus. Ich sah meinem Bruder in die Augen. „Nabil, du musst etwas für mich tun.“
    Er nickte.
    „Du musst morgen den ganzen Tag zu Hause bleiben. Wenn ich dich bis zur Mittagszeit nicht angerufen habe, musst du auf den Dachboden gehen. Dort sind noch zwei Kalaschnikows und eine Tasche mit Munition, die bei der letzten Lieferung nicht mitgenommen wurden. Ich glaube, das ist alles, was noch übrig ist. Wenn ich nicht anrufe, musst du das Zeug vom Dachboden holen und in eine Tasche stecken. Du musst es zum Kanal bringen und ins Wasser werfen. Hast du mich verstanden?“
    Nabil sah verängstigt aus. „Ja, ich habe verstanden. Aber was willst du tun?“
    „Das kann ich dir nicht sagen. Es ist besser für dich, wenn du es nicht weißt.“
     
    Ich blieb an diesem Abend zu Hause. Niemand sprach beim Abendessen von dem gestohlenen Geld, und ich ging zur üblichen Zeit zu Bett. Aber ich tat kaum ein Auge zu. Tarek, Amin und Yasin schliefen ebenfalls in meinem Zimmer, und ich war mir nicht sicher, was sie im Schilde führten.
    In dem seltsamen Zustand zwischen Wachen und Schlafen hatte ich einen Traum, der so intensiv war, dass ich mich bis heute an alle Einzelheiten erinnere, als wäre es gestern gewesen. Ich war mit Hakim in den Bergen und wanderte durch ein Tal. Er trug eine weiße djellaba und war vor dem Hintergrund der schwarzen Felsen eine nahezu leuchtende Erscheinung. Ich trug meine normale Kleidung, Bluejeans und Sportschuhe, und klagte über die Beschwernisse des

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