Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Unterstützung bereit, und seine besondere Stärke waren die Übersetzungen ins Französische. Und Tarek hatte einen Stempel, mit der er die Endfassung versah, bevor sie diese fotokopierten. Es war eine Abbildung zweier gekreuzter Kalaschnikows mit einem Schwert und einem Exemplar des Korans.
Tarek sprach manchmal auch über das, was er über die GIA und Algerien schrieb oder dachte. Er behauptete, Frankreich würde die algerische Regierung stützen. Er schien die Franzosen für den Bürgerkrieg verantwortlich zu machen und meinte, sie würden sich in die Innenpolitik des Landes einmischen, um ihre Ölinteressen zu wahren. Ich teilte seine Ansicht nicht.
„Glaubst du nicht, dass die Algerier selbst wenigstens eine Teilschuld an dem haben, was dort geschieht?“, fragte ich. Er war völlig konsterniert und fragte, was ich damit meine. Ich erinnerte ihn daran, dass sich Algerien um ein entspanntes Verhältnis zu Frankreich bemüht hatte. Nur wenige Monate nach dem Sturz der französischen Kolonialmacht hatte der algerische Ministerpräsident Ben Bella ein Abkommen geschlossen, das den Franzosen die Fortsetzung ihrer Atomtests auf algerischem Boden erlaubte – solange diese geheim blieben. Ich sagte es zwar nicht so zu Tarek, aber der wahre Skandal bestand meiner Ansicht nach nicht darin, wie die westlichen Regierungen die muslimische Welt ausbeuteten, sondern darin, dass sich die muslimische Welt darauf einließ.
Tarek hörte mir kaum zu, und ich wusste, dass ich ihn von gar nichts überzeugen konnte. Ich war aufgebracht. „Wenn Frankreich das Problem ist“, fragte ich schließlich, „warum bringt die GIA dann nicht einfach die Menschen dort um statt in Algerien?“
„Die Zeit dafür ist noch nicht reif“, antwortete er, ohne zu zögern. „Aber diese Zeit wird noch kommen.“
Zu jener Zeit kaufte ich bei Laurent nach wie vor Waffen. Eines Tages brachte ich Kugeln nach Hause, die ich bei einem dieser Geschäfte beschafft hatte. Als ich nach Hause kam, wies mich Yasin an, die Projektile auf den Dachboden zu schaffen. Das war mir unangenehm. Es machte mir nichts aus, Munition einzukaufen, aber ich wollte nicht, dass sie im Haus blieb. Ich willigte dennoch ein.
In meinem Zimmer zog ich die Leiter herunter, die zum niedrigen Stauraum unter dem Dach führte. Ich stieg mit der Ladung nach oben, meine Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und dann bot sich mir ein schockierender Anblick. Der Dachboden war ein Waffenlager: Scharfschützengewehre, Kalaschnikows, Uzis, jede Menge Munition. Einige Sachen erkannte ich wieder, weil ich sie selbst von Laurent gekauft hatte. Anderes Material hatte ich noch nie zuvor gesehen. Der Dachboden war bis oben hin vollgestopft – dort lagerten Waffen, mit denen sich eine kleine Armee ausrüsten ließ.
Ich stieg die Leiter wieder hinab, und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte nicht bemerkt, dass diese Leute die ganze Zeit über Waffen in unserem Haus gelagert hatten. Vielmehr hatte ich angenommen, dass Yasin die Sachen mitgenommen hatte, in welcher konspirativen Wohnung Amin und er auch immer wohnen mochten. Ich glaube, dass selbst Hakim nicht Bescheid wusste. Er liebte meine Mutter ebenso wie ich, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie einem solchen Risiko ausgesetzt hätte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich sie in solche Gefahr gebracht hatte.
Mir wurde immer klarer, dass Tarek, Kamal, Amin und Yasin ein sehr gefährliches Spiel spielten. Ich wollte sie aus dem Haus haben.
Das Geschehen beschleunigte sich. Yasin wollte jetzt größere Waffen und größere Mengen davon. Immer mehr junge Männer wurden auf dem Weg zu den Kampfschauplätzen durch unser Haus geschleust. Häufig beluden sie ihre Autos mit Waffen von unserem Dachboden. Tag für Tag fuhren mehr Autos vor.
Auch mein Bruder Nabil spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, obwohl er sehr viel weniger wusste als ich. Eines Tages, die anderen waren gerade in der Moschee, kam Nabil zu mir. Er war aufgeregter als ich selbst.
„Was ist hier los? Glaubst du, dass dies eine sichere Sache ist?“, fragte er. „Was passiert, wenn die Polizei kommt? Sie wird uns alle verhaften. Sie wird Maman verhaften.“
Er sagte, er habe einen Plan. Er wollte das Fotokopiergerät die Treppe hinunterstürzen und zerstören und die anderen auf diese Weise dazu bringen, das Haus zu verlassen. Nabil ist ein großer und kräftiger Bursche, und er konnte sehr gewalttätig sein.
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