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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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weiß, was Sie tun, aber warum zum Teufel glauben Sie, dass ich eine Waffe bei mir habe?“
    „Vielleicht fühlen Sie sich nicht sicher, was weiß ich.“
    „Glauben Sie, ich bin so blöd und bringe zu einem Treffen mit einem DGSE-Agenten eine Waffe mit?“
    Gilles lächelte über diese Bemerkung und wies auf einen etwa vierzig Meter entfernten Hoteleingang. Wir betraten das Hotel und gingen direkt in Richtung Aufzug. Sobald wir in dem Gebäude waren, sagte er mir, dass ein zweiter Mann, um den ich mir aber keine Gedanken machen müsse, bei unserer Unterhaltung dabei sein würde.
    Wir stiegen im siebten Stock aus und gingen den Korridor hinunter. Es war völlig ruhig dort. Dies war ein feines Hotel mit gedämpfter Beleuchtung und dickem Teppichboden. Am Ende des Korridors blieb Gilles vor einer Tür stehen und klopfte. Wenige Sekunden später öffnete ein Mann. Er war jung und sah sehr sportlich aus – offensichtlich ein Leibwächter. Er sagte kein Wort, ging ins Zimmer zurück, setzte sich an einen kleinen Tisch und richtete seinen Blick auf den Bildschirm seines Laptops.
    Das Zimmer war klein. Ein Tisch, ein Fernsehgerät, ein paar Stühle, viel mehr Mobiliar war nicht vorhanden. Gilles und ich setzten uns.
    „Also, erzählen Sie mal“, begann er und lehnte sich in meine Richtung. „Was haben Sie mir zu sagen?“
    „Ich habe in den letzten fünf Monaten Waffen und Munition für die GIA gekauft. Aber ich habe ihnen Geld gestohlen, und jetzt wollen sie mich umbringen.“
    „Woher wissen Sie, dass Sie für die GIA arbeiten?“, fragte er.
    Ich griff in meine Tasche, holte ein Exemplar von al-Ansar hervor und zeigte es ihm. „Wissen Sie, was das ist?“
    Gilles nahm das Blatt in die Hand und sah es sorgfältig durch. „Ja, wir wissen von al-Ansar“, sagte er. „Woher haben Sie das?“
    „Sie schreiben und drucken es in meinem Haus. Woche für Woche mache ich die Briefumschläge fertig und verschicke sie in alle Welt. Für diese Leute – die Leute, die das schreiben – arbeite ich. Ich habe bereits Hunderte von Schusswaffen für sie gekauft und Tausende und Abertausende Kugeln.“
    Gilles sagte nichts, und sein Gesicht blieb nahezu ausdruckslos. Aber er setzte sich unmerklich etwas auf, und seine Augen sagten mir, dass ich sein Interesse geweckt hatte. Sogar der Leibwächter hatte kurz von seinem Laptop aufgeblickt.
    „In Ordnung“, sagte Gilles. „Was wollen Sie für diese Informationen von uns haben?“
    „Ich will, dass Sie meine Familie beschützen. Ich will, dass Sie diese Leute aus dem Haus schaffen. Ich will nicht, dass meine Mutter oder mein jüngerer Bruder Ärger bekommen wegen der Dinge, die diese Leute tun. Und ich will, dass Sie mir eine neue Identität verschaffen – ein neues Leben, eine Arbeit, was eben so dazugehört. Ich muss von diesen Leuten wegkommen, bevor sie mich umbringen.“
    Gilles hielt inne und betrachtete mich ein paar Sekunden lang, bevor er reagierte. „Ich kann Ihre Familie beschützen“, sagte er. „Aber ich kann Ihnen nicht alles geben, was Sie wollen. Dafür haben Sie uns noch nicht genug geboten. Wenn Sie all das haben wollen, müssen Sie noch mehr für uns tun.“
    „Und wie kann ich mehr tun?“, fragte ich. „Ich kann nicht dorthin zurück. Ich mache keine Witze. Diese Leute sind rücksichtslos. Sie werden mich umbringen.“
    „Doch, Sie können zurückgehen.“Gilles sprach jetzt langsam. „Gehen Sie zurück und sagen Sie ihnen, dass Sie das Geld zurückgeben werden. Sagen Sie denen allen, dass Sie vor Gott bereuen und zu Ihm zurückkehren wollen. Sie werden Sie wieder aufnehmen müssen, sobald Sie so etwas sagen. Und dann werden Sie ihr Vertrauen wiedergewinnen. Vergessen Sie nicht: Diese Leute brauchen Sie ihrerseits. Sie brauchen die Waffen, die Sie besorgen.“
    Ich war beeindruckt. Er benutzte zwar das französische Verb „repentir“(bereuen), doch seiner Ausdrucksweise konnte ich entnehmen, dass er sich auf einen ganz bestimmten arabischen Begriff bezog: toubou lillah bedeutet so viel wie „Gott um Vergebung anflehen“. Sofort wurde mir klar, dass mein Gesprächspartner ein Islamexperte war und dass er die Sprache des Fundamentalismus kannte.
    „Aber ich habe mir 25 000 Francs genommen, und die habe ich nicht mehr. Ich kann das nicht zurückzahlen.“
    „Das geht schon in Ordnung. Ich kann Ihnen das Geld beschaffen, aber es wird etwa eine Woche dauern. Gehen Sie heute Abend nach Hause und sagen Sie diesen Leuten, dass Sie das Geld bald

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