Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
Vom Netzwerk:
Weges.
    „Können wir jetzt anhalten?“, fragte ich. „Ich bin müde. Können wir hier anhalten?“
    „Nein, Bruder“, war seine Antwort. „Du bist noch nicht am Ziel.“
     
    Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf und ging aus dem Haus. Ich ging zum französischen Konsulat. Von der belgischen Polizei erwartete ich keinerlei Hilfe. Diese Leute würden mich nur als Terroristen einstufen und umgehend ins Gefängnis stecken. Aber für die Franzosen würde die GIA umso interessanter sein, denn sie wussten, dass sie für diese Gruppe ein potentielles Ziel waren. Und Frankreichs Auslandsgeheimdienst DGSE war für sein rücksichtsloses Vorgehen hinreichend bekannt. Ein paar Jahre zuvor hatte der DGSE das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior vor der Küste Neuseelands durch einen Sprengstoffanschlag versenkt, um die ungestörte Fortsetzung der französischen Atomtests zu sichern. Ich ging davon aus, dass diese Leute keine Skrupel haben würden, sich mit jemandem wie mir die Hände schmutzig zu machen.
    Natürlich konnte ich mir dabei in gar keiner Weise sicher sein. Vielleicht würde ich auch bei den Franzosen verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Deshalb gab ich Nabil die Anweisung zur Beseitigung der Waffen. Ich wollte sicher sein, dass die Behörden nichts fanden, wenn sie das Haus durchsuchten. Ich wollte nicht, dass unsere Mutter oder Nabil gemeinsam mit den anderen in Schwierigkeiten gerieten.
    Ich fuhr mit der Straßenbahn zur Stadtmitte und ging in Richtung Konsulat. Mein Bauch sagte mir, dass dies das Richtige war – das Einzige, was mir noch zu tun blieb. Und dennoch war dies eine schreckliche Situation für mich, und ich hegte schwere Schuldgefühle. Ich dachte an Hakim und daran, wie er mir als Kind Geld für Süßigkeiten gegeben hatte. Ich dachte an die Uzis. Ich dachte an die 1,6 Milliarden Muslime in aller Welt, die sich durch das Versagen der muslimischen Welt und die Arroganz des Westens erniedrigt fühlten. Ich dachte daran, weil ich es tief empfand, und ich wusste, dass es sich mit Hakim und Amin und Yasin und Tarek genauso verhielt. Deshalb gab ich ihnen auch keine Schuld für das, was sie waren, oder das, was sie taten. Aber ich musste meine Familie und mich selbst beschützen, und mir waren die Alternativen ausgegangen.
    Als ich am Konsulat ankam, blieb ich zunächst auf der Treppe stehen und starrte auf die Tür. Das muss über eine Minute gedauert haben. Ich befand mich in einer Art Trance. Ich wusste, dass sich mein Leben unwiderruflich verändern würde, wenn ich jetzt dort hineinging. Bilder schossen mir durch den Kopf – Tarek und die Waffen und Laurent und meine Mutter und Amin und Yasin und Hakim in seiner strahlend weißen djellaba und Nabil und die Gewehrkugeln und die Mudschahidin in Afghanistan und die Zivilisten in Algerien. Mir wurde eng um die Brust, Tränen schossen mir in die Augen, und die Bilder drehten und drehten sich in meinem Kopf.
    Plötzlich war all dies weg, und mein Kopf war klar. Ich öffnete die Tür und ging hinein.

GILLES
    Ich ging zum Empfangstresen. „Ich möchte jemanden sprechen, der für die Sicherheit Frankreichs zuständig ist“, sagte ich zu der jungen Frau hinter dem Tresen.
    „In welcher Angelegenheit?“, fragte sie.
    „Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen“, antwortete ich. „Ich möchte jemanden sprechen, der für die Sicherheit Frankreichs zuständig ist. Ich habe Informationen. Gibt es hier jemanden, auf den diese Aufgabenbeschreibung passt, oder soll ich wieder gehen?“
    „Nein, bitte. Bitte setzen Sie sich“, stammelte sie. „Ich komme sofort wieder.“
    Ein paar Minuten später erschien ein elegant aussehender Mann. Ich sah, dass er einen teuren Anzug trug.
    „Sie wollten mich sprechen, mein Herr?“
    Ich nickte.
    „Bitte folgen Sie mir.“Er führte mich in ein geräumiges Büro und bot mir einen Platz auf seinem Sofa an. Ich blieb stehen. Er wirkte etwas überrascht, fuhr aber dennoch fort: „Bitte, was möchten Sie mir erzählen?“
    „Ich habe nicht die Absicht, Ihnen meine Lebensgeschichte zu erzählen“, erwiderte ich mit fester Stimme. „Ich möchte jemanden sprechen, der unmittelbar mit dem Kampf gegen die GIA befasst ist. Ich habe Informationen, die für Sie von großem Interesse sein werden, aber ich will jemanden sprechen, der an vorderster Front arbeitet.“
    Er war deutlich überrascht und auch ein bisschen verärgert. Mit Sicherheit hatte er nicht erwartet, dass jemand wie ich ihm mit Forderungen

Weitere Kostenlose Bücher