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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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von Propagandafilmen war in Marokko zu jeder Zeit unglaublich gefährlich. Aber jetzt war die Polizei allgegenwärtig und suchte überall nach Indizien für Extremismus. Dieser Kerl muss unglaublich dumm sein, dachte ich.
    Ich zog ihn heran. „Beschaffen Sie mir das Band. Wenn Sie es innerhalb einer halben Stunde beibringen, zahle ich Ihnen fünfhundert Dirham. Wenn nicht, übergebe ich Sie der Polizei.“
    Der Mann geriet in Panik. Er stürzte aus dem Geschäft. Etwa zwanzig Minuten später kam er mit dem Band zurück. Er verbeugte und entschuldigte sich. Ich gab ihm das Geld und verließ den Laden.
     
    Ein paar hundert Meter weiter setzte ich mich und stellte das Faxgerät ab. Ich hielt das Video in meinen Händen. Diese Art von Band war nicht leicht zu beschaffen. Die Aufnahmen waren zwar in Algerien gemacht worden, aber der Film musste zur Bearbeitung und Kopie nach Europa geschickt werden. Und dann musste er nach Afrika zurückgebracht und nach Algerien geschafft werden, wo die Bänder für die Propaganda und die Anwerbung neuer Kämpfer verwendet wurden. Es war ein äußerst gefährliches Geschäft.
    Ich wickelte das Band von der Spule, Meter um Meter, und zerfetzte es in kleine Stücke.
    Ich hatte keine Ahnung, wer das Band gesehen hatte. Jeder hätte es sehen können. Die Polizei durchkämmte das Land, um die Islamisten auszurotten, und sie fand immer wieder Leute, die redeten. Malika würde im Gefängnis landen, wenn irgendjemand dieses Band bis zu ihr zurückverfolgte. Deshalb musste ich es zerstören. Dieses Band war viel zu gefährlich für uns alle.

KINO
    Am nächsten Tag rief ich Yasin wieder an. Er sagte mir, der Kontaktmann werde an jenem Abend um zwanzig Uhr eintreffen. Yasin bat um einen Vorschlag für den Treffpunkt. Ich sagte, ich würde vor dem Cinéma Le Paris warten. Ich würde dort eine Zigarette nach der anderen rauchen, so könne mich der Kontaktmann erkennen.
    Punkt zwanzig Uhr kam ich am Kino an. Wegen des Videos war ich bereits leicht nervös. Die ganze Stadt wirkte angespannt. Bewaffnete Streifen patrouillierten in den Straßen. Ich hatte so viele Jahre in Marokko mit ständiger Flucht vor der Polizei verbracht. Als ich das Land im Vorjahr verlassen hatte, war ich der Ansicht gewesen, ich hätte das nun alles hinter mir.
    Über eine Stunde lang stand ich vor dem Kino und rauchte dabei eine Zigarette nach der andern. Niemand kam auf mich zu. Ich rauchte die ganze Schachtel leer und wusste nicht weiter. Mein Herz raste. Ich begann über all die schrecklichen Eventualitäten nachzudenken. Vielleicht arbeitete dieser Kerl für den marokkanischen Geheimdienst und forschte mich aus. Oder Amin und Yasin hatten herausgefunden, dass ich sie verriet, und lieferten mich jetzt meinem Mörder aus.
    Ich konnte nicht mehr länger dort warten, war zu nervös – von jedem Polizisten, der vorüberging, fühlte ich mich angestarrt. Ich musste irgendetwas tun, also ging ich in eine Telefonzelle und rief Yasin abermals an.
    „Was ist los?“, legte ich los, als er sich meldete. „Es ist niemand aufgetaucht.“
    „Er ist da“, antwortete Yasin. „Es ist am Kino vorbeigegangen, aber er hat dich nicht gesehen.“
    „Wie schwer kann das sein?“, hakte ich nach. „Ich bin der einzige Kettenraucher, der vor dem Kino herumsteht.“
    „Geh einfach zurück und warte. Ich rufe ihn an und sage ihm, dass du dort bist.“
    Ich kaufte mir eine neue Schachtel Zigaretten und nahm meinen Platz vor dem Kino wieder ein. Dort stand ich eine weitere Dreiviertelstunde herum. Immer noch niemand. Meine Hände zitterten. Ich war wütend, ging zur Telefonzelle zurück und rief Yasin noch einmal an.
    „O. k., sag mir einfach, wie er aussieht. Wenn er mich nicht findet, finde ich ihn.“
    „Ich kann ihn nicht beschreiben“, sagte Yasin. Ich kannte den Grund. Er fürchtete, dass sein Telefon abgehört wurde, und wollte die Identität des Kontaktmannes nicht preisgeben.
    Mir war das egal. „Jetzt hör mal zu. Entweder du beschreibst ihn mir, oder du kannst die ganze Sache vergessen. Er wird das Auto nie bekommen.“
    „Ich kann es dir nicht sagen. Du weißt, dass ich es dir nicht sagen kann.“
    „Dann behalte ich das Auto.“
    Schließlich gab Yasin nach. Er wusste, dass ich stur genug war, um das Auto wie angedroht zu behalten.
    „Gut, in Ordnung. Er ist klein, etwa einsfünfundsechzig groß. Kriegt eine Glatze. Sein Bart ist weiß.“
    Ich legte auf und ging zum Kino zurück. Etwa 150 Meter vom Eingang entfernt sah

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