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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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bedeckt haben.
    Phillip rauft sich die Haare.
    „Sorry, ey … “, setzt einer seiner Freunde zu einer Erklärung an.
    „Mein Alter tickt aus, wenn er das sieht!“, unterbricht Phillip ihn. Ihm steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Das Ding war schweineteuer! Ich fass es nicht!“
    Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn ein bisschen zu beruhigen. Er schüttelt sie ab.
    „Macht doch erst mal die Musik leiser“, bitte ich Justin.
    Auf Zehenspitzen stakst er über die Scherben und regelt die Lautstärke der Anlage runter.
    „Habt ihr irgendwo einen Besen und ein Kehrblech?“, wendet sich Billi an Phillip.
    „Ja, nebenan im Wirtschaftsraum. Aber zuerst will ich wissen, was hier passiert ist, damit ich meinem Vater eine plausible Erklärung liefern kann.“
    „Ich wollte den Tapeziertisch für das Büfett raustragen“, sagt Justin und zeigt auf ein Möbelstück, das zusammengeklappt an der Außentür lehnt, die in den Garten führt.
    „Dina und ich haben getanzt“, ergänzt Jesko zerknirscht. „Dabei sind wir irgendwie gegen Justin und den Tisch gestoßen. Und mit einem Mal – pow!“
    „Pow?“, wiederholt Phillip tonlos.
    „Pow!“, bestätigt Jesko nickend.
    Billi, Dina und Justin schieben sich an uns vorbei, um Besen und Eimer zu holen. Die anderen stehen ratlos herum.
    „Gibt’s nicht irgend so ein blödes Sprichwort, von wegen Spiegel und Pech und so?“, fragt Melvin.
    „Angeblich hat man sieben Jahre Pech, wenn man einen Spiegel zerbricht“, sage ich. Ich hebe eine Scherbe auf, betrachte mich in dem gezackten Spiegelstück und lege es anschließend vorsichtig auf ein Regalbrett.
    „Nur der, der ihn zerbricht, oder alle Beteiligten?“, will Phillip wissen.
    „Keine Ahnung.“ Ich gucke ihn ratlos an.
    „Mein Alter ist garantiert sieben Jahre sauer“, grummelt er.
    „Ach was! Für so was gibt’s schließlich Versicherungen.“ Melvin klopft ihm aufmunternd auf die Schulter.
    Phillip zuckt zusammen. Bestimmt tut ihm sein Daumen weh.
    Nachdem wir den Scherbenhaufen in der Mülltonne entsorgt haben, ist die Stimmung leicht gedrückt. Aber wenigstens schaffen es Dina, Billi und Jesko, die Lichterkette doch noch aufzuhängen, und zwar mit ganz viel Klebeband und Paketschnur.
    Phillip guckt grimmig.
    Ich stupse ihn an. „Lach mal!“
    Er verzieht den Mund zu einem gequälten Grinsen.
    „Sollten wir nicht langsam mit den Salaten und den Frikadellen anfangen?“, fragt Billi. „Mein Vater bringt jeden Moment die Brötchen und die Bleche mit den Kuchen. Dina und ich haben gestern gebacken wie blöd.“
    „Mist. Einen Kuchen wollte ich eigentlich auch noch backen.“ Zerstreut ziehe ich mein Handy aus der Tasche. „Ich versuch mal, Anna zu erreichen. Vielleicht kann ich sie überreden, doch noch zu kommen.“
    Billi nickt mir zu und verschwindet mit Dina und den Jungs im Haus.
    Ich wähle Annas Nummer. Ein bisschen Hilfe könnten wir wirklich gut gebrauchen. Und außerdem vermisse ich sie.
    Sie hat ihr Handy ausgeschaltet. Nur ihre Mailbox springt an. Ich hinterlasse ihr die aktuelle Uhrzeit und bitte sie, mich zurückzurufen. Dann lege ich auf.
    „Versuch’s doch mal im Festnetz. Bestimmt hockt sie zu Hause und schmollt“, meint Phillip.
    „Kann ich in deinem Zimmer telefonieren?“
    „Klar. Du weißt ja, wo’s ist. Ich check inzwischen die Vorräte, ob wir noch was besorgen müssen.“
    „Bis gleich.“
    Ich zwinkere ihm zu und laufe ins Haus.
    Phillips Zimmer ist ungefähr viermal so groß wie mein eigenes und hat einen sagenhaften Blick hinaus in den Garten. Lächelnd schlendere ich umher, betrachte die vollgestopften Bücherregale, die Bilder an den Wänden und das ungemachte Bett. Die zerknautschten Kissen sehen aus, als wäre Phillip gerade erst aufgestanden. Ich bin kurz davor, mich in seine Bettwäsche zu kuscheln und ein bisschen zu träumen. Ich reiße mich zusammen. Im Vorbeigehen gebe ich der Hängematte Schwung, die an einem Deckenbalken hängt, und setze mich schließlich an den Schreibtisch, der vor dem Fenster steht.
    Die Tischplatte ist aus dickem Glas, das auf einem Chromgestell liegt. Ein aufgeschlagenes Buch liegt in der Mitte, ein Bildband über Amerika. Daneben stapeln sich weitere Bücher, alle über die USA . Auf der anderen Seite steht ein ultraflacher Computermonitor, an dessen Rahmen ein Stars-and-Stripes-Sticker klebt. Mein Blick fällt auf einen kleinen emaillierten Pin, der den Aufdruck ‚ City of Berkeley, CA ‘trägt. Was bedeutet

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