Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Ich möchte nur noch ausgiebig duschen, mir den ekligen Bratfettmief aus den Haaren waschen und mich stylen. Dann kann die Party von mir aus starten!
„Kann ich oben duschen?“, frage ich Phillip.
„Klar.“
„Mooomentchen!“, ruft Jesko. „Soll ich dir den Rücken einseifen? Warte, Onkel Jesko kommt sofort!“
„Träum weiter! Von dir lass ich mir nicht mal den kleinen Zeh einseifen!“
Ich werfe Phillip einen Blick zu. Bei ihm sähe die Sache natürlich anders aus. Die Vorstellung, er würde mich von Kopf bis Fuß mit duftender Duschlotion einschäumen und den Schaum anschließend mit viel warmem Wasser und einem weichen Schwamm vorsichtig abduschen, bringt mich etwas aus dem Gleichgewicht.
Ihn anscheinend auch. Seine Augen bleiben an meinen kleben. Ich sehe die goldenen Sprenkel in dem tiefen Braun seiner Iris und versinke darin.
„Wolltest du nicht duschen?“, fragt er und zieht mich an sich.
„Ähm, ja, schon. Ich stinke.“
„Stimmt.“ Er lacht leise.
„Ich geh dann mal.“
„Mach das, Nixe. Ich bleib hier und denk an dich. Und wenn du irgendwas brauchst, ruf mich. Okay?“
Ich kann nur stumm nicken. Eigentlich möchte ich hier stehen bleiben. Für immer. Oder zumindest für die nächsten zwei bis fünf Stunden. Aber dann fällt mir eine Haarsträhne ins Gesicht und ich rümpfe die Nase.
„Ich stinke wirklich“, seufze ich. „Bis gleich.“
„Bis gleich“, lächelt Phillip.
Vorsichtshalber schließe ich die Badezimmertür hinter mir zweimal ab, bevor ich aus meinen versifften Klamotten schlüpfe. Ich möchte auf keinen Fall, dass Jesko plötzlich vor mir steht. Oder hinter mir. Man weiß ja nie.
Die grafsche Dusche ist ähnlich oversized und luxuriös wie die Badewanne. Und sie hat tatsächlich Massagedüsen!
Kichernd stelle ich sie ein und lasse mich von allen Seiten beprickeln, während von oben eine Art tropischer Regenschauer auf mich niederprasselt. Das ist so cool!
Auf einer gläsernen Ablagefläche stehen verschiedene Shampoos, Duschgels und - lotionen in Griffweite. Ich muss mich nur bedienen. Aber welches soll ich nehmen? Nach kurzem Abwägen entscheide ich mich für ein mildes Aprikosenshampoo plus Spülung für die Haare und eine Kokoslotion für den Rest. Im Nu bin ich in hauchzarten, duftenden Schaum gehüllt.
Wer die Sachen sonst wohl benutzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Phillips Vater sich die Haare mit Aprikosenduft wäscht. Und Phillip erst recht nicht. Der benutzt mehr so Sportdüfte von Adidas und Nike.
Vielleicht gehört das Duftsortiment Herrn Grafs Freundin? Oder ist das einfach das normale Standardsortiment für geladene Gäste?
Egal … Im Moment will ich es einfach nur genießen.
Finally, it’s Partytime!
Nachdem ich mich mit einem ultraflauschigen Luxushandtuch in Übergröße trocken gerubbelt und meinen Body mit Vanillelotion verwöhnt habe, steige ich vorsichtig in die mitternachtsblaue Unterwäsche. Meine Haare sind noch feucht. Ich muss aufpassen, dass ich keine Wasserflecke auf den zarten Stoff tropfe.
Von unten dringt laute Musik zu mir herauf. Aus dem Garten kommt Gelächter. Obwohl es noch ziemlich früh am Nachmittag ist, scheint die Party schon Fahrt aufzunehmen. Aber hey, Moment! Doch wohl nicht ohne mich, oder?
Ich lege einen Zahn zu, schlüpfe in die bestickte Jeans, das türkisblaue Oberteil und die Chucks, die ich nur halb zuschnüre. Die oberen Ränder klappe ich einfach um. Meine Haare föhne ich über Kopf. Das Ergebnis sieht ziemlich wild aus, aber sexy.
Zuletzt kommt das Make-up. Normalerweise benutze ich nur eine getönte Tagescreme gegen unreine Haut und hin und wieder mal Wimperntusche. Heute darf’s ein bisschen mehr sein. Ein Hauch von Rouge, ein feiner Kajalstrich, um meine Augen zu betonen …
„Wow!“, sage ich zu meinem Spiegelbild. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut aussehen kannst, Conni Klawitter!“
Es stimmt. Ich sehe wirklich nicht schlecht aus. Das Türkis steht mir ausgesprochen gut. Danke, Anna! Ein paarmal drehe ich mich noch vor dem deckenhohen Spiegel hin und her und zupfe ein wenig an mir herum, aber im Großen und Ganzen gibt es nichts mehr zu verbessern.
„Partytime!“ Ich sprühe mir ein Parfümpröbchen hinter die Ohrläppchen und aufs Dekolleté und singe ein paar Takte mit den Black Eyed Peas im Chor: „I’ve got a feeling, that tonight’s gonna be a good night, tonight’s gonna be a good night, a good good night … “
Beschwingt von der Musik und den exotischen
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