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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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dieses CA ? California? Hat Phillip das nicht irgendwann mal erwähnt? Doch, klar. Damals, kurz nach meinem Geburtstag, als er mich gefragt hat, wie spät es da ist.
    Phillip und sein Fernweh … Er ist in Namibia aufgewachsen und hat lange dort gelebt. Bestimmt kommt ihm Neustadt manchmal ziemlich eng vor. Er träumt davon, irgendwann in einem alten VW -Bus durch die Staaten zu touren, sein Surfbrett auf dem Dach und ein paar Dollars in der Tasche. Wie ich ihn kenne, wird er seinen Traum eines Tages verwirklichen. Genauso, wie ich meinen eigenen Traum, nach London zu fliegen, eines Tages wahr machen werde. Am schönsten wär’s natürlich, wenn wir beide Träume zusammenwerfen könnten. Vielleicht zuerst ein Trip durch England und Schottland und anschließend einer durch Amerikas Westen? Ich wäre sofort dabei. Auch in der anderen Reihenfolge.
    Ich schnappe mir das Telefon, das von Reiseprospekten halb begraben neben dem Monitor liegt, und tippe Annas Nummer ein. Frau Brunsberg meldet sich. Anna ist tatsächlich zu Hause. Ich kann hören, wie ihre Mutter die Treppe hinaufächzt und oben an die Zimmertür klopft. Annas Stimme. Sie murmelt etwas. Dann ist sie am Telefon.
    „Jaa?“, sagt sie gedehnt.
    „Hi.“
    „Ach, du … “
    „Ja. Ich wollte fragen, ob du nicht vielleicht doch kommen willst.“
    Anna schweigt eine Runde. Als ich schon fast sicher bin, dass sie aufgelegt hat, fragt sie: „Wieso?“
    „Weil du uns fehlst“, sage ich ehrlich. „Uns allen. Wir vermissen dich.“
    Schweigen.
    „Anna? Hallo? Bist du noch da?“ Ich kann sie atmen hören und erzähle ihr von dem zerbrochenen Spiegel. Sie lacht leise. „Und jetzt wollen wir mit den Salaten anfangen und Klopse braten. Und ich will vielleicht noch einen Kuchen backen. Phillip checkt gerade die Vorräte. Paul kommt auch gleich. Und Lena und Krischan mit der Pizza.“ Ich mache eine Pause. „Bitte, Anna“, sage ich dann. „Ohne dich macht es keinen Spaß!“
    Ich spüre ihr Zögern durch das Telefon, merke, wie es in ihr arbeitet. Ich halte die Luft an.
    Anna atmet tief ein und wieder aus. Dann seufzt sie. Sie lässt sich wirklich Zeit mit ihrer Antwort.
    „Ach, und Anna … “ Ich grinse in mich hinein.
    „Was?“, fragt sie.
    „Bring deinen Bikini mit.“
    „Was? Wozu das?“
    „Poolparty“, sage ich. Mehr nicht.
    Jetzt schnappt sie hörbar nach Luft.
    „Das hättest du mir ruhig eher sagen können!“
    Mein Grinsen wird breiter.
    „Ich hab’s ja selbst nicht gewusst“, gebe ich zu. „Du kannst aber auch gerne ohne Bikini kommen. Ich hab auch keinen mit.“
    „Wie bitte? Du willst – “
    „Vielleicht“, antworte ich vergnügt.
    Anna kichert. Doch dann wird sie wieder ernst.
    „Du, Conni … “
    „Ja.“
    „Ich glaub, ich will Lukas zurück.“
    „Wie bitte? Ach nee, Anna … Das bildest du dir bestimmt nur ein. Das denkst du jetzt nur, weil – “
    Sie würgt mich ab.
    „Ich will ihn zurück! Ich vermisse ihn ganz schrecklich! Ich sterbe ohne ihn! Ich – “
    Wieder macht sie eine Pause. Irre ich mich oder höre ich sie leise schniefen?
    „– würde sogar mit ihm schlafen“, beendet sie ihren angefangenen Satz.
    „Wa-wa-was?“, entfährt es mir. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
    „Doch!“, sagt sie trotzig. „Ich meine, was ist schon dabei? Es kann echt keine so große Sache sein, wie immer behauptet wird. Schließlich tun es alle!“
    „Nicht alle“, wende ich energisch ein. „Ich nicht. Billi und Dina auch nicht. Also, die meisten tun’s nicht, wollte ich sagen. Anna, bist du noch dran?“
    „Ja“, brummt sie leicht genervt zurück.
    „Kommst du? Dann können wir in Ruhe weiterreden. Ich meine, immerhin ist das ein total wichtiges Thema, oder? Das bespricht man nicht mal eben nebenbei am Telefon.“
    Ich zähle bis zehn. Sie anscheinend auch.
    „Okay“, sagt sie bei neuneinhalb. „Aber ich muss noch duschen und Haare waschen.“
    Ich unterdrücke einen Jubelschrei.
    „Von mir aus kannst du duschen, solange du willst!“, schreie ich in den Hörer. „Hauptsache, du kommst!“
    Anna lacht. Zum ersten Mal seit Montag. Dann legt sie auf, und ich tanze vor Freude durchs Zimmer.
    Wenig später stehe ich mit den anderen in der Küche und brutzele einen Fleischklops nach dem anderen. Meine Klamotten, meine Haare … alles mieft nach Zwiebeln und Bratfett. Wenn wir hier fertig sind, muss ich dringend duschen, sonst denken noch alle, ich hätte einen Nebenjob in der Frittenbude!
    Ich schaue kaum auf,

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