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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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schwebte wie ein Damoklesschwert. «Eigentlich ist das für mich ein Geburtstag wie jeder andere. Im Grunde kann ich ganz entspannt sein: Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, einen Beruf, der mir Spaß macht …»
    Elissa kippte den letzten Rest Sekt herunter und winkte nach dem Kellner, um nachzuordern. «Willst du damit andeuten, dass ich anders vierzig werde als du, weil ich kinderloser Single bin? Hör mal, Mäuschen, nimm es mir bitte nicht übel, ich hab dich wirklich sehr lieb. Aber so alt, wie du manchmal daherredest, kann ich nie im Leben werden.»
    «Was soll das denn heißen?», fragte ich entrüstet zurück.
    Elissa legte ihre Hand auf meine. «Nur weil ich mir vom Leben andere Dinge erhoffe als du, geht es mir doch nicht schlecht», redete sie mit mir wie mit einem verstockten Kind. «Überleg doch mal, wie sich das aus meinem Blickwinkel darstellt: Seit gut fünfzehn Jahren läuft dein Leben nach Schema F ab, der Mann ist immer derselbe, der Sex mit diesem Mann wahrscheinlich auch. Dann kam erst das eine, danach das andere Kind.» Sie hielt kurz inne, tätschelte meine Hand und schenkte mir ein bedauerndes Lächeln. «Du wohnst in Brandenburg, in einer Stadt, die die Bezeichnung ‹Stadt› eigentlich nicht verdient, und triffst die Ladys, mit denen wir schon in der Schule nichts zu tun haben wollten und die heute wie damals herumsitzen und sich langweilen.»
    «Falkensee hat über vierzigtausend Einwohner und ist sehr wohl eine Stadt, und außerdem ist es fast schon in Berlin. Das kann man ja wohl mit Flensburg überhaupt nicht vergleichen.»
    Ihrem Blick nach zu urteilen, hatte Elissa offensichtlich Zweifel, was den Wahrheitsgehalt meiner Ausführungen anging.
    «Zum Teil sind die Menschen, die da leben, durchaus kultivierter als einiges von dem Pack, das mir heute in der Friedrichstraße über den Weg gelaufen ist», verteidigte ich mich weiter. «Und ich kann auch nicht sagen, dass ich mich langweile. Außerdem möchte ich auf keinen Fall später mal alleine dasitzen. Ohne Mann und ohne Kinder oder Enkel. Denkst du darüber nie nach?»
    Sie nickte. «Doch, natürlich. Und mir graut davor, ein verhutzeltes Weibchen zu werden, das nur von seinen Erinnerungen lebt und zum Seniorenskat geht, um überhaupt jemanden zum Reden zu haben.» Sie schien kurz nachzudenken, bevor sie weitererklärte: «Oder krank zu werden, und niemand ist da, der sich um mich kümmert. Jetzt gerade bin ich ganz gerne allein. Wenn es mir zu einsam wird, rufe ich eben einen von meinen schwulen oder kinderlosen Freunden an oder fahre für ein Wochenende nach Hamburg. Fürs Rentenalter baue ich darauf, dass die Freunde, die ihr Leben jetzt ähnlich leben wie ich, später auch noch da sind. Hauptsache, es ist nicht langweilig.»
    «Aber ich finde, mein Leben ist gar nicht langweilig, jedenfalls habe ich noch nie morgens dagesessen und gedacht: Was mach ich jetzt bloß mit dem langen Tag?», beteuerte ich.
    «Das ist ja noch schlimmer.» Elissa schüttelte bedauernd den Kopf. «Ilse. Ich mache mir manchmal echt Sorgen um dich. Du warst so ambitioniert früher und hattest so große Pläne. Jetzt hast du nicht einmal deinen Fotoapparat mitgebracht, um auf meiner Party zu knipsen oder tolle Sylt-Bilder mit nach Hause zu bringen.»
    Wie konnte Elissa bloß gleichzeitig so nachdenkliche Reden schwingen und parallel dazu derartige Mengen Alkohol trinken, ohne betrunken zu werden?
    «Manchmal denke ich, dass du dir gar keine Gedanken mehr darüber machst, was du eigentlich willst», bohrte sie unbeirrt weiter. «Was
dich
glücklich macht und wie du dein Leben ein wenig aufregender gestalten kannst. Damit meine ich nicht einen Ausflug mit den Kindern in den Filmpark Babelsberg oder ins Legoland am Potsdamer Platz.»
    «Du musst dir keine Sorgen machen. Ich
bin
glücklich. Und seit ich die Dessous verkaufe, bin ich noch zufriedener als vorher. Meine Tage sind ausgefüllt. Ich habe mein Haus und meinen Garten. Wir machen Urlaub und …»
    «Und genau so wird es die nächsten vierzig Jahre weitergehen.» Wieder schüttelte Elissa den Kopf. «Tu mir einen Gefallen und vergiss deine Familie für die nächsten drei Tage. Wir sind alte Schulfreundinnen, die auf der schönsten Insel Deutschlands so richtig auf den Putz hauen und einen Mega-Geburtstag feiern werden.» Anscheinend reichte es Elissa jetzt wohl mit den trüben Gedanken. «Hast du eigentlich schon Pläne für deinen Vierzigsten?»
    «Mir ist gar nicht danach, ein riesiges Fest zu

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