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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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sowieso. Tu mir einen Gefallen, Oke, und lass diese Wasabi-Dinger weg und stell stattdessen lieber Brot und Öl auf den Tisch. Oder meinetwegen etwas wie ‹Dreierlei vom Schälchen› dazu. Du hattest doch vergangene Woche noch so ein Sauerampfer-Sößchen zum Dippen.»
    «Wein aus dem Supermarkt ist übrigens nicht mehr die Plörre, die wir zu unseren Studentenzeiten aus dem Tetrapak genuckelt haben.» Bevor ich den nächsten Leckerbissen probierte, musste ich die kleine Beleidigung von Elissa unbedingt richtigstellen. Schließlich wollte ich vor Oke nicht wie der totale Dorftrottel dastehen. Es schmeichelte mir, dass er so um mein Wohlergehen besorgt war. Wann hatte Toni eigentlich das letzte Mal für mich gekocht? Nein, anders: Hatte Toni eigentlich überhaupt mal für mich gekocht?
    «Im Discounter meines Vertrauens gibt es eine sehr gute Auswahl spanischer Rotweine. Wenn du dich anstrengst, wird dir sicher wieder einfallen, dass Toni die viel lieber trinkt als die italienischen. Danke, ich möchte erst dieses hier kosten.» Schnell zeigte ich auf ein braunes knubbeliges Ding, das an eine schrumpelige Pflaume erinnerte. So konnte ich der Hand, die bereits sehr vertraulich auf meine Lippen zusegelte, gerade noch ausweichen. Langsam wurde mir unheimlich, welche Gefühle diese Finger bei mir auslösten. Außerdem konnte ich nicht aufhören, auf Okes Lippen zu starren, wenn er sprach, und mir vorzustellen, wie diese weichen Lippen … Nein! Nein! Nein!
    «Das sind Quitten aus dem Ofen mit Zimt und Marzipan, noch lauwarm und mit eiskalter Crème fraîche.» Oke legte das Törtchen, das er mir zugedacht hatte, wieder zurück und erklärte weiter. «Dann hätten wir noch Mini-Lavendel-Muffins, Pfefferminz-Schokoladenmousse von dunkler Schokolade und Elissas Favorit: Lebkuchenparfait mit alkoholgetränkten Kirschen, geschichtet im Glas.»
    «Das Parfait musst du morgen unbedingt machen», bestimmte Elissa schmatzend. «Bei den anderen Desserts bin ich mir nicht so sicher. Was meinst du, Ilse? Lieber die Quitten oder die Muffins?»
    «Weiß ich noch nicht. Lass mich erst alles richtig durchprobieren. Könnte ich noch einen Kaffee bekommen und ein stilles Wasser?», wandte ich mich wieder an Oke. «Wieso bist du eigentlich nach Sylt gekommen? Du hast doch schon fast überall auf der Welt gearbeitet. Und dann gerade Nordfriesland?» In Smalltalk war ich schon immer gut gewesen.
    Oke sah mir so tief in die Augen, als würde er zu einem Liebesschwur ansetzen. «Sylt ist momentan in Sachen Gastronomie etwas ganz Besonderes. Hier kommen Leute her, die eine gute Küche zu schätzen wissen und für gutes Essen so viel Geld ausgeben wie andere für einen gebrauchten Kleinwagen. Ich hatte keine Lust mehr, mir von irgendeinem Küchenchef sagen zu lassen, welche Gewürze zu welchem Fisch passen und was seiner Meinung nach gar nicht ging. Dazu habe ich inzwischen zu viel gesehen und probiert.» Während seiner Ausführungen spielte er mit dem winzigen silbernen Salzstreuer herum. «Es gibt einige Spitzenköche hier auf der Insel, bei denen ich vielleicht noch etwas lernen kann, das wird Elissa dir sicherlich gesagt haben.» Er nickte in ihre Richtung und lächelte, als würde er jeden Moment für einen Werbekatalog für sexy Meisterköche fotografiert werden. «Ich finde es einfach traumhaft an der Nordsee mit dem Wind und dem Meer, das ist eben mein Zuhause. Wenn man viel arbeitet, dann muss doch auch der Freizeitwert stimmen, oder?» Oke winkte wieder nach einem Kellner, rückte den dicken Filzstift in seiner Brusttasche zurecht und zog sein Piratenkopftuch etwas tiefer in die Stirn. «Ich muss jetzt zurück in die Küche. Lasst es euch schmecken und nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Bis später.» Er stand auf, strich Elissa über den Kopf, schenkte mir ein inniges Lächeln und verschwand in Richtung Küche.

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    7. Kapitel
    «Nun zier dich nicht so. Ganz ehrlich, wann hattest du zuletzt so richtig guten, unvergesslichen, atemberaubenden Sex?»
    Elissa saß mir gegenüber auf ihrem großen weißen Sofa, ich hatte mich in den Sessel mit Fußhocker gekuschelt. Der Wohnbereich war sparsam möbliert, außer den Sitzmöbeln gab es noch eine Récamière aus einem Stahlgestell mit Kuhfell-Leder, einen kleinen rollbaren Tisch mit alkoholischen Getränken und mehrere Schalen auf dem weichen hellgrauen Teppichboden, in denen Zeitschriften, Stifte und CD s aufbewahrt wurden. Auf der einen Seite stand eine große

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