Mein Leben in 80 B
zu bieten hatte. Modell
Céline
(atemberaubendes, sexy schwarzes Minikleid mit wunderschöner Blumenstickerei, schwarzer Netztüll verleiht dem Stück seine leichte Optik, Träger aus einzigartiger Guipure, Nighty mit String ab 139 , 95 €). Nur die dazu passenden halterlosen Strümpfe hatte ich weggelassen, damit wäre ich mir unter der Bettdecke doch ein wenig nuttig vorgekommen. In
Céline
fühlte ich mich sexy und unwiderstehlich. Ich hatte mir fest vorgenommen, noch heute Abend den ersten Schritt auf dem Weg zur Rettung unserer Ehe zu machen. Früher hatten Toni und ich großartigen Sex gehabt. Aber nach der Geburt von Hanna hatten wir die Häufigkeit unserer körperlichen Begegnungen deutlich eingeschränkt. Ich war immer so müde gewesen. Als Hanna klein war, hatte ich ständig Angst, sie könnte aufwachen und dann in der Tür stehen und uns beobachten. Das konnte bekanntlich ein Trauma für den Rest des Lebens verursachen. Bis zu meiner Schwangerschaft mit Tom waren wir bereits dazu übergegangen, nur noch hohe Feiertage und Geburtstage mit Sex zu feiern. Nach der Geburt des zweiten Kinds schafften wir es, nahezu ganz auf den Beischlaf zu verzichten. Ich war zu kaputt, zu ungeduscht, zu lustlos, zu bequem geworden. Mit einem Glas Wein auf dem Sofa zu sitzen und irgendeinen belanglosen Film anzusehen, war mir schöner vorgekommen, als mich zwischen den Laken abzumühen. Sex und Lust brachte ich da schon lange nicht mehr in einen Zusammenhang. Diese Haltung war mir mit den Jahren so zur Gewohnheit geworden, dass ich fast schon verlegen wurde, wenn es in einem Film zwischen zwei Menschen besonders heiß herging und Toni neben mir auf dem Sofa saß. Natürlich hatten Toni und ich uns Auszeiten genommen und waren ab und zu übers Wochenende in ein schönes Hotel gefahren. Dann gingen wir nicht nur zusammen shoppen oder besuchten ein Museum, sondern wir nutzten diese Gelegenheiten auch, uns körperlich nah zu sein. Manchmal fühlte ich mich dann, als wären wir Teenager, die lieber knutschten, statt zum Frühstücksbuffet zu gehen. Allerdings konnte man es wohl nicht als gutes Zeichen werten, wenn einem der eigene Ehemann nach so vielen Jahren im Bett fremd und ungewohnt vorkam.
Wieso machte ich mir erst jetzt diese Gedanken über mich und meine Beziehung zu Toni? Warum hatte mir der Sex nie gefehlt, und warum sprachen wir nie miteinander über unsere Bedürfnisse? Wenn ich ehrlich war – und jetzt war es allerhöchste Zeit dafür –, dann musste ich zugeben, dass ich irgendwann aufgehört hatte, mir Mühe zu geben. Toni umschwärmte mich weiter mit Blumen und Pralinen, brachte mir von seinen Reisen kleine Geschenke wie Parfüm oder Lederhandschuhe mit, und fast immer ging es von ihm aus, wenn wir zu Hause Sex hatten. Konnte man verlernen, Lust zu haben? Konnte man sich abgewöhnen, mit dem eigenen Mann, den man liebte, im Bett Spaß zu haben? Wenn das so war, dann konnte ich vielleicht auch das Gegenteil bewirken. Deshalb hatte ich mich auf diese Nacht besonders vorbereitet und wartete nun auf Toni, um ihm zu zeigen, dass ich auch anders konnte – dass er sich seinen Spaß nicht bei einer anderen Frau zu holen brauchte.
Wie lange lag ich eigentlich schon hier und grübelte? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Die Digitaluhr auf dem Nachtschrank rechnete die Ewigkeit in knapp drei Stunden um. Also stand ich auf, schlüpfte in meinen roten Satin-Morgenmantel und huschte in Richtung Büro. Mein Herz klopfte wie wahnsinnig. Womöglich tauschte Toni gerade mit seiner neuen Flamme am Telefon heiße Liebesschwüre aus? Langsam näherte ich mich der Tür seines Arbeitszimmers. Es war kein Geräusch zu hören, also drückte ich leise die Türklinke hinunter und schaute in den schummerig beleuchteten Raum. Es brannte lediglich die Schreibtischlampe, auf dem Computermonitor rotierte ein Bildschirmschoner, und die Papiere an seinem Arbeitsplatz sahen aus, als hätte noch vor einer Sekunde jemand darin geblättert. Toni saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Sofa, sein Kopf ruhte in einer sehr unbequemen Haltung auf dem Holzrand der Rückenlehne. Er schlief mit offenem Mund und schnarchte. Auf dem Tisch vor ihm ein halb volles Glas Malt, ein Glas Wasser sowie der aufgeschlagene Bildband, den ich ihm aus Westerland mitgebracht hatte. Vermutlich hatte er sich eine kleine Pause gönnen wollen und war darüber eingeschlafen. Super Voraussetzungen für meinen Verführungsversuch. Und ein weiteres deutliches Anzeichen
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