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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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neu und ungewohnt war, dass man morgens beim Aufwachen Angst hatte, alles nur geträumt zu haben? Die letzten Menschen, denen man dann mit dieser Unsicherheit und ersten Verliebtheit kommen will, sind die uncoolen Eltern.»
    «Aber wir sind doch nicht uncool!» Toni sah verzweifelt aus.
    «Doch. Für Hanna sind wir spießige Eltern, die den Rasen mähen, im Supermarkt nach Sonderangeboten Ausschau halten und von Teenies und ihren Leidenschaften keine Ahnung haben.» Meine Güte, Toni glaubte wirklich, er wäre der beste Kumpel seiner Tochter. Zeit, ihn aus dem Peter-Pan-Traum aufzuwecken. «Wenn sie dich für ihren Freund halten würde, hätte sie sich jetzt mit dir aufs Sofa vor dem Kamin gekuschelt und über Zungenküsse und Petting diskutiert.»
    «Jetzt übertreibst du aber.»
    «Ach?» Um mich abzulenken, stand ich auf, holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlfach und Gläser aus dem Küchenschrank. Dann setzte ich mich wieder zu Toni an den Tisch. «Hast du deinen Eltern immer gleich alles auf die Nase gebunden? Bei Pubertierenden muss man schon ein wenig nachsichtig sein! Wenn sie so weit ist, wird sie damit herausrücken, wer ihr Freund ist und wie ernst sie die Sache nimmt. Aber wenn du sie bedrängst oder versuchst, über Tom mehr herauszufinden, verspielst du das letzte bisschen Vertrauen, das sie in dich hat. Das kann ich dir versprechen.»
    Toni sah mich nachdenklich an, trank einen Schluck Wasser und nickte. «Vermutlich hast du recht. Wenn wir erwarten, dass Hanna uns vertraut, sollten wir ihr dasselbe zugestehen.»
    War das jetzt der Moment? Die passende Gelegenheit für ein klärendes Gespräch? Sollte ich das Stichwort zum Anlass nehmen, um über unsere Beziehung zu sprechen? In meinem Magen fühlte es sich an, als veranstaltete eine Zwergenmannschaft eine Weltmeisterschaft im Achterbahnfahren.
    Und was sollte ich sagen, wenn Toni meine Vermutungen bestätigte? Wenn er mir erklärte, dass er sich in die Praktikantin verliebt habe und mit ihr morgen nach Mallorca fliegen werde, er sei nur kurz nach Hause gekommen, um seine Badehose zu holen? Außerdem hatte ich mir noch nicht überlegt, wie ich reagieren würde, wenn er mich anlog und alles abstritt. Mitten in diese Überlegungen hinein piepte mein Handy und signalisierte den Eingang einer Kurznachricht.
    «Was Wichtiges?» Toni sah mich fragend an.
    «Keine Ahnung. Kann ich später checken.» Ich begann, die Teller zusammenzustellen und die Reste unseres Abendessens zu den Abstellflächen in der Küche zu tragen.
    Toni stand auf und schob seinen Stuhl an den Tisch. «Ich gehe dann in mein Arbeitszimmer, wenn das okay ist. Oder brauchst du Hilfe?»
    «Nein danke, ich komm schon klar. Alles gut.»
    Toni schenkte sein Weinglas noch einmal voll und nahm es mit nach oben.
    Ich räumte Besteck und Teller in den Geschirrspüler, bis mir die SMS wieder einfiel. Das Handy lag neben der Kaffeemaschine. Es zeigte eine Nachricht von Elissa an:
    Ruf mich an, wenn du allein bist oder lass uns chatten – warum meldest du dich nicht? Habe Oke getroffen!!!!
    Ach, du liebe Güte. Was konnte Oke ihr erzählt haben, was sie noch nicht von mir wusste? Angesichts der vielen Ausrufezeichen bestand dringender Handlungsbedarf. Wenn ich mich nicht bald bei Elissa meldete, hatte ich hier Dauerbeschallung durch Textnachrichten und Anrufe. Aber erst musste ich mich um Hanna kümmern.
    ***
    Hanna erzählte mir nichts über ihren Freund, obwohl ich alles versuchte, um mehr Informationen aus ihr herauszukitzeln. Weder geheucheltes Desinteresse noch Schmeicheleien oder erfundene Geschichten über die eigene erste Liebe führten zu Ergebnissen. Als Detektivin war ich wohl doch nicht so gut wie angenommen. Entweder war da tatsächlich nichts, oder ich stellte mich einfach zu dumm an. Hatte ich außerdem nicht selbst gesagt, wir sollten abwarten, bis sie von sich aus erzählte, welche Veränderungen es in ihrem Leben gab? Es ging meiner Tochter gut, sie wirkte glücklich und zufrieden, mehr konnte man als Mutter kaum verlangen.
    Elissa schickte ich eine kurze Nachricht, dass es heute Abend mit einem ausführlichen Gespräch nicht klappen werde, weil Toni zu Hause sei. Ich erklärte ihr, dass ich lieber am nächsten Tag in Ruhe anrufen wollte.
    Inzwischen schliefen beide Kinder, und ich lag ebenfalls im Bett und wartete auf Toni. Ich hatte ein Bad genommen, mich mit meinem betörend duftenden Körperöl eingerieben und eines der heißesten Outfits angezogen, das die Lucinda-Kollektion

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