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Mein Leben in 80 B

Mein Leben in 80 B

Titel: Mein Leben in 80 B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Goerz
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tat, als müsste sie überlegen, was sie eigentlich hatte erzählen wollen. «Also, den habe ich gestern rein zufällig vor dem LatteMar in Westerland getroffen. Er kam gerade vom Joggen am Strand, und ich war auf dem Weg zum Bahnhof, um ein Ticket für den Autozug zu kaufen.»
    «Habt ihr über mich gesprochen?» Ich gab mir Mühe, meine Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
    «Sagen wir mal so …»
    «
Was
denn nun?» Es machte mich wahnsinnig, dass Elissa mich so auf die Folter spannte.
    «Du hast doch nach dieser vergeigten Nummer mit Oke erkannt, dass du deinen Mann auf keinen Fall mit einem Jüngeren betrügen kannst?»
    «Darüber haben wir ausführlich genug gesprochen. Ich fühlte mich so unglaublich mies und hatte auf einmal eine solche Sehnsucht nach Toni, dass mir klarwurde, dass das mit Oke nur eine fixe Idee und kein wirklicher Wunsch nach einem Abenteuer oder gar einem Liebhaber war. Was hat das mit deinem Gespräch mit Oke zu tun?»
    Elissa grinste. «Oke hat mir gesagt, er hätte mehrfach versucht, dich anzurufen und per Mail zu erreichen, aber du meldest dich nicht zurück.»
    «Das stimmt. Ich wollte Abstand zwischen uns bringen, weil ich dachte, wenn erst ein bisschen Zeit vergangen ist, könnten wir normal miteinander umgehen. Wie Freunde.» Das wollte ich wirklich. Darüber hatte ich lange nachgedacht und war immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen.
    «Ja, das wünscht Oke sich auch.»
    Ich atmete erleichtert aus. «Ich dachte, er wäre sauer auf mich.»
    «Nee, gar nicht.» Elissa schüttelte heftig den Kopf und grinste. «Eigentlich wollte er sich nur in Ruhe mit dir unterhalten, deshalb hat er dir ständig Nachrichten geschickt. Ich hatte ihm versprochen dichtzuhalten, aber ich glaube, du brauchst gerade ein wenig Aufmunterung. Da darf ich mein Versprechen wohl brechen.»
    Ich spürte, wie mir abwechselnd heiß und kalt wurde. Das klang nach lebensverändernden Neuigkeiten.
    Elissa genoss es sichtlich, Okes Geheimnis an mich weiterzutratschen. «Oke war nur nach Berlin gefahren, um sich mit dir auszusprechen. Weder hatte er Interesse an weiteren Knutschereien noch am Austausch von Körperflüssigkeiten.»
    «Aber …»
    «Aber du bist ihm zuvorgekommen und hast ihn überrumpelt. Es ist ja nicht so, dass er dich nicht leiden könnte, im Gegenteil. Allerdings hat er eure gemeinsame Nacht mit etwas mehr Abstand in die Rubrik ‹schönes Abenteuer› einsortiert und sie damit abgehakt.»
    Das waren in der Tat besondere Nachrichten von der Insel. «Aber er hat mir doch ständig Nachrichten geschickt!»
    «Ja, aber ohne den Inhalt zu kennen – das waren wohl eher belanglose Informationen als innige Liebesschwüre, oder?»
    Als ich nickte, berichtete Elissa weiter von ihrer Begegnung mit dem Koch. «Siehst du. Nun ist es so, dass Oke im Restaurant täglich unglaublich interessante Menschen kennenlernt, ab und an sind auch Frauen darunter … Ich mach’s kurz: Er hat sich verknallt. Das wollte er dir erzählen, weil er fand, er wäre es dir schuldig.»
    Ich ließ mich in die Sofakissen sinken. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit, dass mich nun auch noch mein Liebhaber betrog. Mein Mann hatte eine Affäre, meine Affäre hatte eine Freundin, und ich? Wenige Tage vor meinem vierzigsten Geburtstag hatte ich gar nichts mehr. Mein ganzes Leben lag in Trümmern. Was sollte ich jetzt machen? Nicht einmal mit Oke durchzubrennen war jetzt noch eine Option.
    «Ilse, alles in Ordnung? Du bist so blass.» Elissa sah mich besorgt an. «Ich dachte, du wärst erleichtert, wenn du zumindest von dieser Seite Ruhe hast. Aber anscheinend habe ich alles noch schlimmer gemacht. Sag doch was oder heul weiter, aber sitz nicht einfach nur so da!» Sie schüttelte mich an der Schulter.
    «Ich kann nicht mehr weinen. Alles an Flüssigkeit ist aus mir raus. Ich habe in den letzten Tagen immer geweint, wenn ich alleine war. Den Kindern und Alma habe ich etwas von Allergien, traurigen DVD s oder geschälten Zwiebeln vorgegaukelt. Toni hat nicht einmal gefragt, ob es mir schlecht geht.» Ich versuchte, den trockenen Klumpen in meinem Hals herunterzuschlucken. «Der guckt mich ja kaum noch an und ist sowieso kaum zu Hause.
Wenn
er zu Hause ist, hockt er in seinem Büro und tuschelt irgendetwas ins Telefon oder hackt etwas in seinen Computer.»
    Elissa schüttelte den Kopf. «Du kannst dich aber nicht so hängenlassen. Nur weil du dich möglicherweise von deinem Mann trennst, ist dein Leben nicht

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