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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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die Verhältnisse noch schlimmer: Wir hatten ja damit gerechnet, dass es Unterschiede zwischen Ost- und Westberlin geben würde, aber die Menschen im kommunistischen Teil jenseits der Mauer wirkten tatsächlich alles andere als glücklich auf mich.
    Klar, natürlich sind die US-Amerikaner auch nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für Vollkommenheit. Bis heute habe ich nicht vergessen, dass sie als einzige Nation ihre Atomwaffen gegen ein anderes Land eingesetzt haben, um nur einen Punkt zu nennen.
    *
     
    Einmal bin ich Fidel Castro begegnet, und zwar zu Beginn meiner zweiten Auswanderung nach Südamerika, 1957 am Flughafen von Caracas, wo einer seiner Bodyguards von einem Propeller eines zweimotorigen Flugzeugs versehentlich in Scheiben geschnitten wurde. Viele Jahre später, als ich schon zu Bud Spencer geworden war, sagte mir der kubanische Botschafter in Italien, dass Fidel alle meine Filme gesehen habe. Sie gehörten zu den wenigen westlichen Filmen, die auch in einigen kommunistischen Ländern gezeigt wurden, weil in ihnen die Bösewichte, die sich die Ohrfeigen einfingen, stets reiche Kapitalisten waren. So war es auch in den arabischen Ländern: Da in meinen Filmen keine Sex-Szenen vorkamen, welche die arabische Zensur mit ihrem rigorosen Frauenbild beanstandet hätte, verlief der Verleih auch hier ohne Probleme. Immer wieder hat mich Fidel, der Máximo Líder, nach Havanna eingeladen, worauf ich mich aber nie eingelassen habe.
    Die verschiedenen Breitengrade beeinflussten auch die Wahrnehmung von Filmen und des Lebens selbst, und ich, ein
    Junger Mann ohne genaue Vorstellung davon, was es eigentlich bedeutete, in einer Demokratie zu leben, lernte diese erst wirklich zu schätzen, nachdem ich von meinen  Sprüngen in die Schwimmbecken dieser fremden Planeten zurückkehrte. Diese Erfahrungen halfen mir dabei, den Wert der Freiheit zu erkennen, die ja meist, wenn man in ihr täglich ohne eigenes Zutun leben kann, für derart selbstverständlich gehalten wird, dass man sie mitunter nicht recht zu schätzen weiß.
    Wie dem auch sei, auch wenn die Wettkampf-Reisen ins Ausland mir einige Einblicke in die Wirklichkeit ermöglichten und sogar einen so fröhlich-oberflächlichen Geist wie mich manchmal kurz nachdenklich werden ließen, hatte ich doch aber vor allem Interesse daran, meine selbst errungenen sportlichen Erfolge in vollen Zügen zu genießen. Als junger Mann ist man leicht zu beeindrucken, und auch wenn man manchmal gewisse negative Seiten wahrnimmt, dann zerbricht man sich nicht sehr lange den Kopf darüber.
    Da mir viel Anerkennung zuteil geworden war und ich häufig eingeladen wurde, fühlte ich mich wie ein Gott, auch wenn ich gleichzeitig Champions am tragischen Ende ihrer Karriere, wie die Boxer Egisto Pere oder den legendären Primo Carnera, vor Augen hatte. Wenn du der Champion in einer Disziplin bist, dann ist es einfach, sich überlegen zu fühlen, denn alle vergöttern dich und am Ende glaubst du ihnen.
    Heute ist die Situation noch extremer: Wir sind an einem Punkt angelangt, wo nicht nur der kleine Junge aus der Nachbarschaft einen Fußball-Champion beneidet. Auch ein Manager, ein Unternehmer oder ein erfolgreicher Selbstständiger betrachten einen Champion mit einer Art von Bewunderung, die der Hassliebe sehr nahekommt. Ein Champion, insbesondere ein Profi-Fußballer, wird Millionär und amüsiert sich dabei; außerdem stehen ihm all die Frauen zur Auswahl, die dauernd um ihn her umschwirren. Es spielt kaum eine Rolle, ob er gedopt ist: Es zählt allein, dass er in  seinen erfolgreichen Jahren gut die Figur eines Halbgottes verkörpert, der sich alles erlauben kann. Eine Gottheit, an deren Altar derart astronomische Summen niedergelegt werden, dass die meisten Normalsterblichen sie nicht mal ausschreiben könnten (und er vielleicht ebenso wenig).
    Dann ist er irgendwann nicht mehr angesagt, leidet unter Skandalen, unter Kollegen, die besser sind, oder ganz einfach darunter, dass er den Zenit sportlicher Höchstleistungen überschritten hat. Und sofort steht hinter der nächsten Ecke jemand bereit, genauso, wie es im Hollywood-Klassiker König der Toreros hervorragend dargestellt ist, in dem der sterbende Torero Tyrone Power seinen Platz einem neuen Helden überlässt, der vom Publikum mit einem ebenso frenetischen Jubel gefeiert wird, wie er kurz zuvor noch Ersterem vergönnt war.
    In meiner Zeit als aktiver Sportler gab es niemanden, der uns hätte helfen können, uns zu verbessern: Es

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