Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
Erfolge gekämpft, was die anderen eifrigen Leistungsschwimmer, die sich mit speziellen Diäten quälten, auf Sex verzichteten und sich im Training völlig verausgabten, noch zusätzlich brüskierte.
1950 lernte ich in Rom Bitetti, den damaligen Präsidenten der Region Lazio, kennen, der mich fragte: »Bist du im Ausland nie geschwommen?«
»Nicht ein einziges Mal«, antwortete ich.
Ich galt wohl als Angeber und gewissermaßen war ich ja auch einer, denn meine Physis erlaubte mir dies. Kaum fing ich wieder an zu schwimmen, wurde ich umgehend Italienischer Meister im Freistil (was ich übrigens nie trainiert hatte). Sieben Jahre lang war ich nun italienischer Rekordhalter und nahm an den Olympischen Spielen 1952 und 1956, drei Europameisterschaften und drei Mittelmeerspielen teil. Schließlich ließ ich mich auch noch als Center in der Wasserball-Nationalmannschaft verpflichten, die amtierender Weltmeister war. Gar nicht übel für jemanden, der einfach nur ins Wasser sprang und schwamm, wie es ihm passte.
Ich wurde von den Fans bejubelt und ... von den weiblichen Fans bezirzt. Ich gab mir redlich Mühe, nicht eine einzige von ihnen auszulassen. In Wahrheit empfand ich aber keinen großen Respekt ihnen gegenüber, denn einerseits gaben sie mir dazu keine Möglichkeit, weil sie immer gleich die Hüllen fallen ließen, und andererseits war ich einfach unreif. Ich war damals noch weit von meiner heutigen Erfahrung und Überzeugung entfernt, dass die Frau etwas Göttliches an sich hat, und dies in viel konkreterer Weise als der Mann. Sie trägt das Leben neun Monate lang in ihrem Schoße, während der Mann nur die Samenzelle liefert. Sie ist in der Lage, neues Leben zu schaffen. Dass sie von einigen nur als Objekt angesehen wird, kommt durch die Massenhypnose der Medien, die den weiblichen Körper zu Verkaufszwecken missbrauchen, ganz wie einen Marketingartikel.
Bud Spencer hat versucht, diese Problematik in seinen Filmen zu behandeln, in denen die Frauen - und ebenso die Kinder und die Alten, also die Familie allgemein – mithilfe von Ohrfeigen beschützt werden. Beschützt vor den Bösewichten, die in der Wirklichkeit viel zu oft gegen sie wüten, und zwar entweder aus schlichter Dummheit oder aufgrund der verwahrlosten Verhältnisse, aus denen sie stammen. Wenn es stimmt, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, dann wünsche ich mir, dass diese Verteidigung der Frauen, die Hingabe zu und die Achtung vor ihnen, wie ich sie in meinen Filmen propagiere, den Zuschauer erreichen.
Über all diese Probleme machte sich Carlo Pedersoli, der in den Fünfzigerjahren ein großer Sport-Champion, aber auch sehr jung war, natürlich keine Gedanken. Der Grund war simpel: Wir alle wollen immer nur gewinnen, aber es sind die Niederlagen, dank derer wir wirklich verstehen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind - und Niederlagen hatte ich bis dato noch nie einstecken müssen.
»Wo es Spaß gibt, da gibt es nichts zu verlieren«, besagt ein altes neapolitanisches Sprichwort. Für mich als echten Neapolitaner gab es also keine Niederlage, solange ich mich vergnügte.
*
Allerdings holte die Wirklichkeit auch einen so gleichgültigen und unpolitischen Egoisten wie mich irgendwann ein und zwang mich, nach und nach hinter die Fassaden zu schauen. Als ich zum Beispiel 1951 nach Russland zur Wasserball-Meisterschaft fuhr, drängte sich mir die Erkenntnis auf, dass etwas in diesem Land nicht ganz stimmte, das sich zu behaupten anmaßte, mit dem Kommunismus alle Probleme gelöst zu haben: Die Flugzeuge hatten keine Fenster und während unserer Reisen durch das Land sahen wir nichts als Schwimmbäder und Hotels und wurden rund um die Uhr von Parteifunktionären überwacht. Der berühmte Spruch »Da muss wohl erst der Schnauzbart kommen!« (gemeint war Stalin) schien mir ziemlich hohl zu sein.
Durch das Hotelfenster konnte ich beobachten, wie das einfache Volk Fahrrad fuhr, während auf einer eigens für sie reservierten Fahrspur die Luxus-Karossen der Sowjet-Parteibonzen vorbeirasten. »Das sind Menschen, die für ein großes Russland arbeiten«, erklärte mir unser lokaler Fremdenführer oder besser gesagt der Spion, der die Aufgabe hatte, uns zu begleiten und gleichzeitig zu überwachen. Von da an ahnte ich trotz meiner Unwissenheit in Sachen Politik, dass sich hinter der Propaganda des Kommunismus, die diesen als Allheilmittel gegen alles Schlechte verkaufte, die üblichen Missverhältnisse verbargen.
In Berlin waren
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