Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
Guido und Maurizio De Angelis alias »Oliver Qnions«, die schon bei Vier Fäuste für ein Halleluja und Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle mitgewirkt hatten.
Der alberne Bösewicht, der wie ein verzogenes Kind hüpfte, war der 1992 verstorbene John Sharp, ein ausgezeichneter englischer Charakterdarsteller, der in seiner Heimat auch im Theater sehr aktiv war. Ich hätte ihn gern für Charleston gewonnen, aber er war damals bereits mit einem anderen Film beschäftigt. Der Auftragskiller Paganini war Manuel De Blas, ein sehr gefragter spanischer Schauspieler, der heure immer noch im Filmgeschäft aktiv ist (in Spanien hat er mehr als hundert Filme gedreht!) und bei unserem Film Kontaktlinsen trug, die ihm diesen unheimlichen Blick verliehen. Aber das i-Tüpfelchen war der unbezahlbare Donald Pleasence, der in der Rolle des deutschen infernalischen Psychologen einen Großteil der Lacher abstaubte (auch dank der italienischen Synchronisierung von Oreste Lionello). Der Film spielte mehr als sechs Milliarden Lire ein - ein enormer Erfolg.
Allerdings brachten all diese Erfolge für Terence und mich nicht große finanzielle Vorteile mit sich, wie man vielleicht meinen könnte, denn wir wurden nicht über die tatsächlichen Einnahmen und die wehweiten Verkäufe informiert; so begnügten wir uns mit den Summen, die man uns anbot. Wir nagten natürlich auch nicht am Hungertuch, sondern hatten eigentlich großes Glück - aber wir hatten eben keinen genauen Durchblick bei den ganzen Geschäften, die sich um uns herum abspielten.
Außerdem hatten die Filmproduzenten auch immer irgendwelche Ausreden parat: »Na ja, wir haben schon ganz gut eingenommen, aber wir haben auch sehr viel für Werbung ausgegeben, und außerdem stecken wir ja in der Krise! Kommt uns entgegen. Das Wichtigste ist doch, Arbeit zu haben ...« Sie wurden ganz bewusst immer gleich pathetisch, und in ihrer »Schauspielkunst« standen sie den besten Schauspielern in nichts nach: Das ganze Theater hatte nur den Zweck, uns möglichst wenig zahlen zu müssen! Aus taktischen Gründen gaben sie uns zu verstehen, dass wir ja bereits privilegiert seien, weil wir spielen konnten, und dass doch schon ein Geschenk sei, wenn uns der Film finanziert wurde. Ganz offen gesprochen, schien das für mich wirklich wie ein Wunder: für mich war es fast so, als hätte ich das Geld auf unehrliche Art und Weise erhalten, da ich ja nur »Versehentlich« Schauspieler geworden war. Aber wenn man unsere damaligen Einnahmen mit den heutigen Gehältern von Fußballspielern und Fernsehmoderatoren vergleicht, waren wir nichts als zwei Schmierenkomödianten. Zwei Straßenkünstler. Zwei Saisonarbeiter.
Der mangelnde Verdienst wurde aber durch die Liebe und Zuneigung, die uns die Menschen auf der Straße entgegenbrachten, mehr als ausgeglichen. Wir hatten ein völlig gemischtes Publikum - von den Arbeitern (die ganz besonders!) bis zu den Angestellten, von den Studenten bis zu den Hausfrauen -, das aber nur Terence und mich wollte. Sonst hätten auch andere Duos ähnliche Erfolge verbucht. So wie »Michael Coby« alias Antonio Cantafora und Paul Smith (den manche noch von seiner Rolle als Gefängnis-Folterknecht im berühmten Film 12 Uhr nachts – Midnight Express kennen). Zusammen mit Regisseur Frank Kramer (Gianfranco Parolini) drehten sie ein paar nette Western und Abenteuerfilme, die unseren eigenen sehr ähnlich waren, nur dass sie längst nicht unsere Rekordeinnahmen verbuchen konnten und auch bei Weitem nicht so populär waren.
Durch Nachahmung wird das Original stets gewürdigt. Leone imitierte die amerikanischen Western (und die Filme von Kurosawa) und wurde seinerseits der Wegbereiter und das Vorbild für alle, die im Italowestern nach ihm kamen.
Unsere Polizeifilme der Siebzigerjahre imitierten amerikanische Filme wie beispielsweise Dirty Harry oder Bullitt .
Der Film als solcher ist zyklisch, periodisch. Die Genres wiederholen sich, nur in anderer Aufmachung. Unser Duo imitierte den Western nicht etwa, sondern stellte ihn komplett auf den Kopf und verwandelte ihn in eine Farce – was überhaupt nur möglich war, weil dieses Genre im Sterben lag. Dann wurden wir selbst nachgemacht, doch nicht ins Lächerliche gezogen: Wir waren schließlich selbst schon komisch.
Als Krönung hätte man uns höchstens für einen dramatischen Film engagieren können, wie es zum Beispiel Franco Franchi und Ciccio Ingrassia passierte, die dank der Vermittlung von Pasolini, den Brüdern
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