Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
hundert Kilometer langen Strecke, die bei den vorhandenen Straßenverhältnissen drei Stunden Fahrt bedeutete – vorbei an heruntergekommenen Dörfern, in denen man tunlichst nicht anhalten sollte.
Plötzlich stoppte der Fahrer vor einer Hütte, und heraus trat ein riesiger schwarzer Mann, der mit einer Kalaschnikow bewaffnet war! Der kolumbianische Fahrer und der bewaffnete Räuber hatten sich abgesprochen. Um weiterfahren zu können, mussten wir ein »Wegegeld« zahlen. Das waren Leute, die dich schon für eine Armbanduhr hätten umbringen können. Es handelte sich hier nicht um Kriminelle, sondern um halb verhungerte Menschen, und das machte sie noch viel gefährlicher.
Die Sache ging am Ende glimpflich aus, aber die Furcht war groß: Schließlich habe ich mit diesem Menschenschlag schon zu tun gehabt, als ich wegen der Arbeit dorthin ausgewandert war, und ich wusste genau, dass diese Typen nicht scherzten. Man darf nicht vergessen, dass diese Orte, so schön sie auch auf der Kinoleinwand und auf Postkarten wirken, vom Lebensstandard her extrem rückständig waren: Zum Beispiel wurde Autotreibstoff verwendet, weil es kein Flugzeugbenzin gab; mit einer Suppenkelle gossen sie ihn ins Flugzeug, dessen Motor sie dann unter Knallen und Scheppern anließen. Ich muss sagen, dass wir mehr als einmal nur wie durch ein Wunder am Leben blieben.
Ich erinnere mich aber auch an »seltsame Besuche«: Eines Nachts schliefen meine Frau und ich in einem Bungalow; Tür und Fenster hatten wir wegen der unerträglichen Hitze offen gelassen. Im Morgengrauen erblickte ich eine beeindruckende Silhouette, mehr als zwei Meter lang, die herein kam, innehielt und uns anstarrte. Ich setzte meine Brille auf und bemerkte, dass es sich um einen Leguan handelte, der »nur« einen Meter lang war und der sich wohl bloß mal umschauen wollte – was eigentlich auch sein gute: Recht war, denn er war ja schon lange vor uns dort gewesen.
»Was ist das?«, fragte meine Frau, die nur, weil sie noch schlaftrunken war, nicht laut aufschrie.
»Das musst du mir sagen, ich hin doch kurzsichtig!«, antwortete ich.
Der Leguan zog schliesslich desinteressiert wieder von dannen. Es handelte sich um ein vollkommen harmloses Tier, aber ich muss zugeben, dass es im ersten Moment schon beängstigend war, ihn so im Schlafzimmer vor sich stehen zu sehen, besonders in einer derartigen Größe, die ihm eine Rolle in Jurassic Park hätte einbringen können.
Diese und auch andere Anekdoten kennzeichneten jenen Streifen; es hat sich wirklich gelohnt, jede einzelne davon zu erleben. Noch heute ist Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle einer der zehn oder elf Filme des Duos Hill & Spencer, die in der Hitliste der italienischen Filme mit den höchsten Einnahmen aller Zeiten stehen. Noch dazu wird er besonders wegen seiner vielen menschlichen Untertöne geliebt. Wieder einmal hatten wir Colizzi zu danken: Er war es, der unser Duo außerhalb des Wilden Westens platzierte. So konnten wir endlich aus dem »hausgemachten« Western aussteigen, gerade noch rechtzeitig, um nicht mit ihm zusammen unterzugehen.
Jenseits des Wilden Westens ...
Jetzt wussten wir, dass wir auch außerhalb des Westerns von unserem gütigen Publikum geliebt wurden, weil diese Magie zwischen Terence und mir, die auf der Leinwand Form annahm, nicht etwas Technisches war, sondern eine echte Gabe, die nicht imitiert werden konnte: Wir hatten tatsächlich viele Nachahmer, aber nie hatten sie Erfolg. Und falls irgendjemand noch Zweifel daran gehabt haben sollte – auch der zweite »moderne« Film des Duos, Zwei wie Pech und Schwefel , in dem Marcello Fondato die Regie führte, spielte 1974 wieder Rekordeinnahmen ein. Das »Duo der befeindeten Freunde«, das sich oberflächlich betrachtet nicht ausstehen konnte, gegen überhebliche Bösewichte jedoch eisern zusammenhielt, war zurückgekehrt.
In der Geschichte gab es wahre Ohrwurm-Songs: Heute noch werde ich von einem Lied regelrecht verfolgt, das ich auch unter Zuhilfenahme meiner Finger sang, mit denen ich mir über die Lippen fuhr, während der Auftragskiller mit den eiskalten Augen erfolglos versuchte, uns umzubringen. Der große Chor, in dem wir »untergetaucht« waren, verwirrte ihn. Seit Jahrzehnten treffe ich überall Menschen, die mir dieses Lied des »Feuerwehrleute-Chors« vorsingen, und es ist kaum zu fassen, dass es vierzig Jahre später einer der beliebtesten Handy-Klingeltöne ist. Das ist das große Verdienst der Brüder
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