Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
sich dir immer wieder neu auszahlt und zwar mit etwas, das du ein Leben lang in deinem Herzen trägst. Leider ist Giuseppe sehr früh von uns gegangen, im Jahr 1978. Es war mir immer ein Trost und eine wichtige Erinnerung, sein Freund und Weggefährte gewesen zu sein, und ich bin mir absolut sicher, dass dies auch für Terence gilt.
Hinzu kam noch, dass mich Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle zurück in das wunderschöne und gefährliche Amazonas-Gebiet brachte, das ich schon als Auswanderer kennengelernt hatte und das ich nun mit unveränderter Begeisterung wiederentdeckte. Die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge in der »grünen Hölle« boten immer noch ein wundersames »Schauspiel im Schauspiel«. Das erfolgreiche Titellied von »Oliver Onions« alias Guido und Maurizio De Angelis war das i-Tüpfelchen des Films. Wenn Die rechte und die linke Hand des Teufels Barbonis Meisterwerk war, dann war Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle das Meisterwerk des bewundernswerten Cineasten Giuseppe Colizzi.
Terence und ich verließen dafür den Western und drehten zum ersten Mal einen in der Gegenwart angelegten Abenteuerfilm, in dem die Schauspielkunst und Werte wie Menschlichkeit und Freundschaft eine größere Rolle spielten, was dem Ganzen mehr Intensität verlieh, auch wenn das Publikum von uns natürlich vor allem Schlägereien erwartete. Er war »Plata«, ich war »Salud«, und wir stachelten uns ununterbrochen so lange gegenseitig an, bis es zwischen uns zu einer gewaltigen Keilerei kam, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauerte, weswegen wir am Ende derart fix und fertig waren, dass wir uns gerade noch gegenseitig schubsen konnten.
Cyril Cusack, der die Rolle des »alten Irren« spielte, war ein ganz außergewöhnlicher Schauspieler! Ich erinnere mich an die Szene, in der wir in der Hütte sind und wo er mit offenen Augen träumt: Er hatte diese blauen und unglaublich ausdrucksvollen Augen, die es schafften, der Szene auch ohne Dialog einen Sinn zu geben.
Cusack arbeitete viel in Italien und war für die Regisseure immer ein echtes Juwel, unabhängig von der Art des Films, denn er vermochte es, stets glaubwürdig zu wirken, ganz gleich, ob er den »Guten« oder den »Bösen«, wie zum Beispiel im Krimi-Meisterwerk Das Syndikat von Stefano Vanzina aus demselben Jahr, verkörperte.
Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle brachte mich auch auf die Idee, meinen Pilotenschein zu machen: Die Fliegerei hatte mich schon fasziniert, seit ich 1949 das erste Mal als Passagier in ein Flugzeug gestiegen war. Es war nur ein kurzer Flug von 25 Minuten über den Río de la Plata. Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, dass ich einmal selbst ein Flugzeug steuern könnte, da ich kurzsichtig bin. Aber während der Dreharbeiten standen uns am Filmset verschiedene Flugzeuge zur Verfügung: das Düsenflugzeug aus der Szene mit dem Gouverneur, eine DC-3 für den Zwischenfall beim Flughafen von Bogotá (die waghalsigen Manöver wurden von völlig irren Piloten durchgeführt!) und noch andere Modelle. Als ich herausfand, dass ich mit Brille gestochen scharf sehen konnte, entschloss ich mich, Pilot zu werden.
Abends brachte uns immer ein zweimotoriges Flugzeug vom verlassenen Flughafen an der Grenze zu Kolumbien zum Hotel, in dem wir schliefen. Wenn wir in der Luft waren, überließ mir der Pilot oft den Steuerknüppel, da ich mich durch mein vieles Fragen und genaues Zuschauen etwas schlau gemacht hatte. Eines Morgens während einer Szene, in der ich nur auf der Startbahn hätte rollen sollen, um dann vom Piloten, meinem Double, ersetzt zu werden, nahm ich all meinen Mut zusammen und schob den Steuerknüppel des Flugzeugs nach vorn. Ich war halt ein echter, unerschrockener Neapolitaner! So hob ich in den Himmel ab und allen blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Ich hatte Colizzi vorher nichts gesagt, ich machte es einfach. Und da er ein professioneller Regisseur war, stoppte er die Aufnahmen nicht und alles lief glatt.
Im Übrigen gab es viel ernstere Gefahren. Als wir die Aufnahmen beendet hatten, war das Flugzeug, das uns immer zum Hotel gebracht hatte, nicht mehr da, und so mussten wir auf einem Lieferwagen zurückkehren. Wir befanden uns im Norden Kolumbiens, dem Reich der Guerillakämpfer, Schmuggler und Halsabschneider jeder Art. Auf dem Lieferwagen waren der Fahrer, Riccardo Pizzuti (der blonde Stuntman mit dem Schnurrbart und dem eckigen Kiefer) und ich. Wir wurden ordentlich durchgerüttelt auf dieser
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