Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
dass sie es eigentlich nicht wert ist.
Tony Renis hat mir oft geraten, mich der Liedkomposition zu widmen und eigene Stücke zu schreiben, aber dies würde bedeuten, dass ich dem Beruf eines Sängers nachginge, der immer wieder das Gleiche singt, Abend für Abend, Konzert für Konzert, was aber meinem Charakter widerspricht.
Ich liebe den Jazz und in Italien haben wir einige wunderbare und berühmte Verträter dieser Musikrichtung, wie Lino Patrono und Franco Cerri, aber auch viele jüngere Talente. Es ist kein Zufall, dass einige großartige Filmkomponisten auch aus der Jazzszene kommen.
Ein Teil meines musikalischen Naturells wird in der Serie Zwei Supertypen in Miami hörbar, in der mein Charakter in einem Lokal zur Entspannung Saxofon spielt (ich benutzte eines, das mir geschenkt worden war). Und ich sang auch immer, wenn ich die Möglichkeit dazu hatte: zum Beispiel zusammen mit P. M. Thomas das Titellied für Zwei Engel mit vier Fäusten , davor das Lied Grau grau grau für Das Krokodil und sein Nilpferd und noch ein paar weitere Songs, die ich jetzt hier nicht auflisten möchte.
Auch Domenico Modugno - Gott hab ihn selig, wo auch immer er jetzt sein mag - musizierte anfangs nur nach Gehör, aber dann widmete er sein Leben der Musik und dank seines Talents ist er zu der Legende geworden, die wir alle kennen. Bei meiner Musik hingegen muss einem wahren Musiker das Grausen kommen. Aber so ist es eben. Wie heißt es in einem Lied von mir? »Futteténne!« (»Scheiß drauf!«)
Bud plaudert ein wenig
Ein Freund von mir, der dem Dominikaner-Orden angehört, hat mal gesagt: »Lieber Carlo, hätten wir nicht den Teufel erfunden, hätten wir echt große Probleme!«
Was soll man tun, glauben, oder nicht glauben? Aber der Mensch ist dazu verdammt, an etwas zu glauben. Sogar der Atheist ist ein Gläubiger: Er glaubt an die Nichtexistenz Gottes. Wir alle glauben an etwas, und wenn wir behaupten, nicht gläubig zu sein, impliziert dies ein Bekenntnis zur Ungläubigkeit, und diese wiederum ist auch eine Art von Glauben. Man hat uns glauben gemacht, dass nach dem Tod – wenn man bestimmten Lehren folgt – etwas geschehen wird, und wir haben unser Leben danach ausgerichtet. Das ist doch so, als ob jemand mit deinem Schicksal spielen würde, als wäre es eine kleine Roulettekugel.
Im jungen Alter ist der Mensch ein von seinem Instinkt gelenktes Tier, das von der ihn umgehenden Welt der Erwachsenen alles lernt und doch ist er frei, im Guten wie im Schlechten.
Diese Freiheit habe ich auch bei den Indios im Amazonas-Gebiet gesehen, die im Lendenschurz und bewaffnet mit Pfeil und Bogen unterwegs waren. Das Bereisen fast aller Länder der Welt, zuerst mit den Eltern, dann als Gastarbeiter und später als Schauspieler, hat mich über vieles nachdenken lassen. Ich erinnere mich noch gut an die »Mama« des Volksstammes in der Gegend des Amazonas, wo ich damals arbeitete, die sagte: »Wäre ich nicht da, um die Sonne morgens aufstehen zu lassen und sie abends ins Bett zu bringen, dann würdet ihr überhaupt nichts schaffen! Ihr macht mir bloß alle Bäume kaputt.«
Ich habe die verschiedensten Religionen kennengelernt, von Voodoo bis zum Spiritismus. Letzterer, der von einer kleinen Gruppe im Norden Brasiliens praktiziert wird, ist vielleicht die Religionsform, die mich am meisten überzeugt hat. Ich lernte sie dank einer meiner Arbeiter kennen, während meines zweiten Aufenthalts in Südamerika. Dieser Arbeiter war Analphabet. Er quittierte seine Lohntüte mit einem Kreuz, aber am Abend saß er am Strand und trug Shakespeare-Verse in perfektem Englisch vor. Ich fragte ihn, wie er diese Verse gelernt habe, und er entgegnete, dass er sich an nichts erinnern könne und das alles was er vorgetragen habe, durch einen Geist käme, der in ihn gefahren sei und sich seines Körpers bemächtigt habe.
Das machte mich neugierig, und so fing ich an, seine Glaubensgemeinschaft zu besuchen. In der spiritistischen Religion spielen Geister eine große Rolle. Unser physisches Dasein auf diesem Planeten umfasse eine gewisse Zeitspanne und benötigt einen bestimmten Raum. Nach dem Tod kann ein »Medium« mit uns kommunizieren. Dies geschieht durch magnetische Wellen, die in der Luft geblieben sind, so wie Satelliten die Radio- und Fernsehwellen empfangen und dann weiter an die Erde übermitteln. Es sind Energiereste, die nur einige Menschen aufnehmen können, dank der Aktivierung von Fähigkeiten, die eigentlich in
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