Mein Leben mit Wagner (German Edition)
fehlt, sind Tuben, Basstrompete und Bassposaune, das dunkle Blech also. Die Bühnenmusik bestreiten zwei Trompeten, vier Posaunen, eine Rührtrommel und die Gralsglocken (in tiefem C, G, A und E), in der Praxis ein ewiges Problem. Auf Fotografien von der Uraufführung sieht man die Original-Ungetüme auf der Hinterbühne liegen: riesige Tonnen, die mit ebensolchen Schlegeln zu bearbeiten waren. Ursprünglich wollte Wagner chinesische Tamtams haben, heute werden meist sehr viel handlichere, hackbrettartige Instrumente verwendet.
Handlung
Die Handlung spielt auf dem Gebiet der Gralsburg Montsalvat und in der Burg selbst sowie in Klingsors Zauberschloss und -garten. Die Zeit ist frühmittelalterlich-mythisch.
Vorgeschichte: Im Gralstempel werden zwei Reliquien Christi gehütet: der Speer, mit dem einst Jesus am Kreuz die Seite geöffnet wurde, und der Kelch, der sein Blut auffing. Amfortas, der Gralskönig, hat sich von der Zauberin Kundry verführen lassen und den Speer verloren. Im Kampf mit Klingsor, einem abtrünnigen Ritter, empfing er durch den Speer eine ewige Wunde. Kundry sühnt nun ihre Schuld, indem sie Amfortas heimlich mit lindernden Kräutern und Balsamen versorgt. Einzig ein keuscher Knabe, heißt es, kann den Speer zurückbringen und den König von seinem Leid erlösen («durch Mitleid wissend, ein reiner Tor»).
1. Akt: Im Wald vor der Gralsburg werden die Vorbereitungen für das morgendliche Bad des Amfortas getroffen. Kundry bringt Heilkräuter aus fernen Ländern vorbei, nach dem Bad erzählt Gurnemanz den Knappen die Geschichte der Gralsritter («Titurel, der fromme Held»). Plötzlich stürzt ein Schwan vom Himmel, blutend und tödlich getroffen. Ein fremder Knabe, Parsifal, hat den Vogel geschossen und wird nun von Gurnemanz zur Rede gestellt. Parsifal aber weiß nicht nur nicht, dass in der Nähe des Grals nicht getötet werden darf, er weiß gar nichts – weder woher er kommt noch wie er heißt. Gurnemanz meint, in Parsifal den «reinen Toren» und ersehnten Erlöser gefunden zu haben, und bringt ihn in den Gralstempel, wo er der Enthüllung des Grals beiwohnen soll. Den Rittern ist das Ritual Kraftspeise, Amfortas die Verlängerung seiner Qualen. Parsifal begreift nicht, dass es an ihm wäre, Mitleid mit dem König zu äußern, und schweigt. Enttäuscht verjagt Gurnemanz ihn wieder aus dem Gralsbezirk.
2. Akt: Parsifal gerät in die Fänge Klingsors. Kundry – die der Zauberer in seiner Gewalt hat, weil sie einst Christus am Kreuz verlachte – soll den Knaben verführen und vernichten («Die Zeit ist da»). Blumenmädchen umgarnen ihn, der Garten betört seine Sinne. Als Kundry ihn küsst, erkennt Parsifal, was es mit Amfortas’ Wunde auf sich hat, und stößt die Verführerin von sich («Amfortas! – – /Die Wunde! – Die Wunde!»). Er weiß jetzt, was er zu tun hat. Als Klingsor den Speer nach ihm schleudert, bleibt dieser über Parsifal in der Luft stehen (im Theater geht das). Aus der Waffe ist wieder eine Reliquie geworden, sie wird Amfortas erlösen. Klingsors Welt versinkt, als Parsifal das Zeichen des Kreuzes schlägt. «Du weißt – /wo du mich wieder finden kannst!», ruft Parsifal Kundry zu und macht sich auf, die Gralsburg zu suchen.
3. Akt: Etliche Jahre später. Titurel ist gestorben und die Gralsgesellschaft darbt, da Amfortas sich weigert, den Gral zu enthüllen. Er will endlich sterben. Am Karfreitagsmorgen trifft Gurnemanz im Wald auf die verwandelte Kundry, die bereit ist, nur mehr zu «dienen». Ein fremder Ritter taucht auf, er trägt einen Speer in der Hand. Gurnemanz erkennt Parsifal und berichtet ihm von der Not der Gralsgemeinschaft. Dann wäscht Kundry Parsifal die Füße, und Gurnemanz salbt ihn zum neuen Gralskönig («Gesegnet sei, du Reiner»). Als erste Tat vollzieht Parsifal an Kundry die Taufe. Gurnemanz geleitet ihn zur Gralsburg, wo die Ritter eine Totenfeier für Titurel abhalten. Parsifal berührt mit dem Speer Amfortas’ Wunde, woraufhin sich diese schließt. Kundry sinkt «entseelt zu Boden», und über Parsifals Haupt schwebt eine weiße Taube. Er enthüllt den Gral («Erlösung dem Erlöser»).
Offenbar geht es hier ums Leben. In allen anderen Wagner-Opern (mit Ausnahme der «Meistersinger») wird auf den Tod hingearbeitet: überall Todesselige, Todessüchtige, Todgeweihte, Verdammte und Verlorene. Im «Parsifal» wird auch gestorben, allerdings mehr im Hintergrund. Herzeleide stirbt, als ihr Sohn Parsifal sie verlässt, aber das
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