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Mein Leben mit Wagner (German Edition)

Mein Leben mit Wagner (German Edition)

Titel: Mein Leben mit Wagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Thielemann
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lässt Wagner das «Rienzi»-Libretto (wie vorsorglich auch das des «Liebesverbots») ins Französische übersetzen.

    Richard Wagner in Paris, um 1841 gezeichnet von Ernst Benedikt Kietz
    Die Seine-Metropole aber bringt ihm kein Glück. Weder das «Liebesverbot» noch den «Rienzi» kann Wagner an der Oper unterbringen, vor allem die «ausschweifendste Dimension» des letzteren macht alle Träume zunichte. Die Grand Opéra mit ihren eigenen Mitteln schlagen, ja übertrumpfen zu wollen: das ist die Hybris, an der Wagner in Paris scheitert. Rettung winkt in dieser Situation aus der Heimat: Im Sommer 1841 erklärt sich das Königliche Hoftheater in Dresden bereit, den «Rienzi» aus der Taufe zu heben. Wagner ist selig und kann selbst die über einen neuerlichen Umzug höchst unglückliche Minna umstimmen. «Alles verspricht einen tüchtigen Erfolg», schreibt er an Robert Schumann, «Gott möge ihn mir geben, ich schmachte seit zehn Jahren darnach, so wie ich möchte – hervorzutreten.»
    «Rienzi» wird am 20. Oktober 1842 in Dresden uraufgeführt und ist Wagners erster durchschlagender Erfolg. Die Titelpartie ist mit Joseph Tichatschek ebenso prominent besetzt wie die Hosenrolle des Adriano mit Wilhelmine Schröder-Devrient. «Es war eine Aufregung, eine Revolution durch die ganze Stadt», berichtet Wagner atemlos, «– ich bin viermal tumultuarisch gerufen. Man versichert mir, daß Meyerbeer’s Succes bei seiner hiesigen Aufführung der Hugenotten nicht im Vergleich zu stellen sei mit dem meines Rienzi.» Hauptsache besser als Meyerbeer?
    Bereits die zweite Dresdner Vorstellung geht mit erheblichen Strichen über die Bühne, wenig später verteilt man das Ganze auf zwei Abende, «Rienzis Größe» und (mit eigenem Vorspiel) «Rienzis Fall». Solche Ratlosigkeit und Willkür wird das Schicksal des Kolosses bleiben. Zwar tritt «Rienzi» bald seinen Siegeszug um die musikalische Welt an (Stockholm, Rotterdam, Paris, Gent, Venedig, Budapest, Madrid, New York, London, St. Petersburg), bis zur zweiten vollständigen Aufführung aber vergehen 50 Jahre: Erst Richard Strauss wagt sich daran, 1899 in Weimar. Auch Cosimas Versuch in den späten 1880er Jahren, das Werk nach Wagners Tod mehr in Richtung Musikdrama zu bürsten und ihm seinen Belcanto-Charakter auszutreiben, dürfte die Rezeption eher erschwert als erleichtert haben. Die Tatsache, dass die Originalpartitur seit 1945 verschollen ist, hat eine kritische Revision dieser und ähnlicher Eingriffe lange verhindert (auch die frühen Druckausgaben enthalten bereits beträchtliche Striche). Als die BBC 1976 alle drei Wagnerschen Jugendopern ungekürzt produzieren will, müssen über 1000 Takte aus den Kompositionsskizzen des «Rienzi» nachinstrumentiert werden.
    Besetzung
    Die monströsen Hauptrollen (monströs in den technischen Anforderungen wie in der Länge) entfallen auf den päpstlichen Notar Cola Rienzi (Tenor), seine Schwester Irene (Sopran), Stefano Colonna, das Oberhaupt der Familie Colonna (Bass), sowie auf dessen Sohn Adriano (Mezzosopran). Mit vier Hörnern, vier Trompeten und drei Posaunen ist das Orchester im Graben extrem groß besetzt, hinzu kommen Schlagwerk (große und kleine Trommel, Rührtrommel, Becken, Triangel, ein Gong namens Tamtam), ein Serpent (ein historisches Holzblasinstrument in Schlangenform) und eine Ophikleide, der modische Vorläufer der Tuba (bekannt aus Hector Berlioz’ «Symphonie fantastique»). Für die Bühnenmusik werden verlangt: Trompete, Orgel, Glocken sowie zwölf Trompeten, sechs Posaunen, vier Ophikleiden, zehn kleine Trommeln und vier Rührtrommeln extra für die Kampfhandlungen im dritten Akt.
    Handlung
    Die Oper spielt an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im 14. Jahrhundert in Rom. Dem päpstlichen Notar Rienzi gelingt es, dem römischen Volk eine Verfassung zu geben und die beiden herrschenden Adelsgeschlechter der Orsini und der Colonna zu entmachten. Diese rächen sich mit einem Attentat auf den Volkstribun, werden aber begnadigt. In einer Schlacht fallen Paolo Orsini und Stefano Colonna schließlich, Rienzi wird als Sieger gefeiert. Neues Unbill droht ihm nun von Adriano di Colonna, dem Verehrer seiner Schwester Irene, der den Tod des Vaters rächen will. Mit Hilfe der Kirche schmiedet Adriano eine Intrige gegen Rienzi, es kommt zum Volksaufstand. Am Ende brennt das Kapitol, Rienzi und Irene schreiten erhobenen Hauptes in die Flammen, der verzweifelte Adriano folgt ihnen.
    In solch holzschnittartiger

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