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Mein Leben mit Wagner (German Edition)

Mein Leben mit Wagner (German Edition)

Titel: Mein Leben mit Wagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Thielemann
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Deutschland. Motivisch und harmonisch aber hat die Partitur auch Eigenes zu bieten. Zum ersten Mal arbeitet Wagner hier mit Erinnerungsmotiven, einzelne Figuren und Situationen werden gewissermaßen etikettiert und auf diese Weise durch die Partitur geführt. So sehr der junge Wagner aber nach formaler Geschlossenheit strebt, so wenig findet die Kühnheit dieses Versuchs später vor seinen eigenen Augen und Ohren Gnade. «Ich irrte einst, und möcht’ es nun verbüßen; /Wie mach’ ich mich der Jugendsünde frei? /Ihr Werk leg’ ich demütig Dir zu Füßen, /Daß Deine Gnade ihm Erlöser sei» – mit diesen halb zerknirschten, halb lobheischenden Worten überreichte Wagner die Partitur 30 Jahre später «seinem» König.
    Aufnahmen
    Wer das «Liebesverbot» kennenlernen möchte, hat immerhin die Wahl zwischen zwei Aufnahmen: In der ersten aus dem Jahr 1962 leitet Robert Heger das Große Wiener Rundfunkorchester (Documents). Die zweite ist jünger, von 1983, und wie schon bei den «Feen» dirigiert Wolfgang Sawallisch, diesmal das Bayerische Staatsorchester. Hermann Prey singt den Friedrich, Robert Schunk ist Claudio, und Sabine Hass ist Isabella (Orfeo). Das Wagnersche Frühwerk profitierte offensichtlich vom Wagner-Jubiläumsjahr 1983, das den 100. Todestag des Komponisten feierte.
    3
Die Grand Opéra mit ihren eigenen Mitteln schlagen:
«Rienzi, der letzte der Tribunen»
    Mit dem «Rienzi» betreten wir vertrauteres Gelände. Mit einer profunden allgemeinen Kenntnis der «Großen Tragischen Oper» in fünf Akten darf man trotzdem nicht rechnen. Was man kennt, ist die Ouvertüre – und auch die meist nur aus Funk und Fernsehen («Spiegel-TV») oder aus einschlägigen Filmmusiken. Das Außermusikalische, das der Wagner-Rezeption wie ein Mühlstein um den Hals hängt, tritt hier zum ersten Mal in Erscheinung. Neben dem «Lohengrin» gilt vor allem «Rienzi» als Adolf Hitlers Lieblingsoper, und von dieser Etikettierung hat sich das junge, wild aus dem Kraut schießende Werk bis heute nicht recht erholt. Während des Besuches einer «Rienzi»-Vorstellung in Linz soll Hitler, so überliefern es Albert Speers «Spandauer Tagebücher», die Eingebung gehabt haben, «dass es auch mir gelingen müsse, das deutsche Reich zu einen und groß zu machen». Zählt man außerdem die Parteitage der NSDAP hinzu, die mit der «Rienzi»-Ouvertüre eröffnet wurden, hat die Oper ihre Brandmarke weg. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der jüngeren Aufführungsgeschichte: Ob David Pountney 1998 in Wien, Katharina Wagner 2008 in Bremen oder Philipp Stölzl 2010 in Berlin – keine aktuelle Inszenierung (so man das Stück nach 1945 überhaupt gespielt hat) kommt ohne Faschismus-Revue aus. Ist das gerecht?
    Im Übrigen wird in der «Rienzi»-Partitur gerne wild herumgestrichen. Ob das gerecht ist? Wagners dritte vollendete Oper mag ein proportional verquastes, schwer verdauliches Machwerk sein, eine typische «Jugendsünde», ein echter «Schreihals», wie der Meister selbst später bekannte. Ihr wirklich gerecht zu werden, wäre eine Aufgabe – gerade weil Wagner hier so viel mehr Wagner ist als bei den «Feen» und dem «Liebesverbot».
    Entstehung
    Von Magdeburg nach Königsberg, von Königsberg nach Riga, von Riga Hals über Kopf nach London und Paris und von dort schließlich nach Dresden: Wagners Leben nimmt Fahrt auf und zeigt die chaotischen Züge späterer Jahre. Nie Geld, immer auf der Flucht, immer das Gefühl, unterschätzt zu werden, und schon wieder mit 17 Koffern rein in den nächsten Zug, ins nächste Hotel, ins nächste Unbehaustsein: Was für ein Horror! Das Werk, das ihn zwischen 1837 und 1842 auf allen Wegen begleitet, ist «Rienzi, der letzte der Tribunen» nach dem gleichnamigen Roman des Engländers Edward Bulwer-Lytton, den Wagner in der frisch erschienenen deutschen Übersetzung liest. Den Textentwurf zu seiner Oper schreibt er in Königsberg, zwei der fünf Akte komponiert er bis zur Übersiedlung nach Paris, die restlichen drei 1840 ebendort. Zunächst plant Wagner seinen «Rienzi» offenbar für Berlin, wo der Italiener Gaspare Spontini preußischer Generalmusikdirektor ist (weswegen Wagner in seiner Partitur mit Anklängen an Spontinis Renner «Fernand Cortez» von 1809 nicht geizt). Dann aber schwenkt er doch auf Paris um: Hatte Spontini seinen Weltruf nicht in Paris erworben? Herrschte Giacomo Meyerbeer dort nicht uneingeschränkt über die Grand Opéra ? Noch vor Abschluss der Komposition

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