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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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machte mich auf den Weg nach Hause.
    Unterwegs musste ich an einer Stelle vorbeigehen, wo zwei Abschnitte des Gebäudes aneinandergrenzten und eine Ecke bildeten. Als ich das letzte Mal an dieser Ecke vorbeigekommen war, war die Wohnung dort leer gewesen. Jetzt war sie zwar dunkel, aber die Tür stand offen.
    Drinnen war es so dunkel wie in einer Art Vakuum. An den Türrahmen gelehnt und mit verschränkten Armen stand ein Mann in einer schwarzen Hose und ohne Hemd. Er hatte schwarzes schulterlanges Haar und beobachtete mich mit spöttischem Grinsen, als ich näher kam. » Wo willst’n hin, Junge? « Es klang amüsiert, aber auch so, als erwarte er eigentlich keine Antwort. Ich sagte nichts, sondern stand nur da und schaute ihn an. » Deine Mamma sucht dich. Du weißt, dass du Senge kriegst. «
    Einen Augenblick später ging ich weiter. Als ich meine Mutter sah, hatte sie eine Gerte in der einen Hand und eine Zigarette in der anderen. Ich kriegte tatsächlich Senge.
    Erst einen Tag bevor ich verhaftet und wegen Mordes vor Gericht gestellt wurde, dachte ich wieder an diesen Zwischenfall. Ich war achtzehn Jahre alt, und die Polizei hatte mir wochenlang ununterbrochen zugesetzt. Eines Tages nach dem Lunch fragte meine Mutter: » Willst du nicht dein Hemd ausziehen und dich in den Garten stellen, damit ich ein paar Fotos machen kann? Dann hätten wir Vorher-Nachher-Bilder für den Fall, dass die Polizisten dich verprügeln. « Ich nickte und ging ins Bad, um mir das Hemd auszuziehen. Als ich in den Spiegel über dem Waschbecken schaute, fiel mir auf, dass ich genauso aussah wie der Mann, den ich vor vielen Jahren in der Tür des dunklen Apartments gesehen hatte.
    Als ich sieben oder acht Jahre alt war, habe ich einen Mann mit einem Kopfschuss gesehen, das war die zweite Sache. Wir waren gerade in ein Zweifamilienhaus in Memphis gezogen. Eines Nachmittags im Sommer hatten wir die Haustür offen gelassen, damit der Wind durch das Haus wehen konnte. Ich stand in der Tür und schaute hinaus zu meinem Vater, der im Vorgarten stand. Er hatte die Hände in den Taschen und starrte zu Boden, ohne wirklich etwas zu sehen. Ich beobachtete ihn schon eine ganze Weile, und er zuckte nicht mal mit der Wimper. In Gedanken war er eine Million Meilen weit weg, und der Himmel wusste, was er da tat. Das kam oft vor, aber diesmal war es doch anders. Es war wie ein Omen.
    Wir hörten einen leisen Knall, wie aus weiter Ferne und kein bisschen wie die Schüsse im Fernsehen. Mein Vater sagte später, er habe es für die Fehlzündung eines Autos gehalten. Wir schauten uns beide gleichzeitig um und sahen einen Mann, der über die Straße auf uns zukam. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf und war voller Blut.
    Mein Vater drehte sich zu mir um und schrie wie ein Ausbilder bei den Marines: » Los, los, los! Beweg deinen Arsch! « Ich zog mich ins Haus zurück, und mein Vater kam mir nach. Kaum hatte er die Tür geschlossen und verriegelt, rannte der Mann mit voller Wucht dagegen. Es gab einen mächtigen Aufprall – und dann nichts. Alles war still. Mein Vater stand da und starrte die Tür an. Meine Mutter kam dazu, und ihr Gesicht war erschrocken und fragend zugleich. Er erzählte ihr, was passiert war, und dann standen sie da und überlegten, was sie tun sollten.
    Wir hatten kein Telefon, und deshalb beschlossen sie, meine Mutter solle durch die Hintertür hinaus und zu den Nachbarn hinüberlaufen, um dort zu telefonieren. Das Problem war nur, dass die Nachbarn nicht aufmachten. Meine Mutter stand auf der Veranda, hämmerte an die Tür und schrie: » Wir brauchen Hilfe! Bitte lassen Sie mich telefonieren! « Es half alles nichts; die Nachbarn reagierten einfach nicht. Als nachher die Polizei kam, behaupteten sie, sie hätten gedacht, meine Mutter habe meinen Vater erschossen und wolle jetzt zu ihnen.
    Inzwischen beschmierte der Mann alles mit Blut. Als die Cops mit einem Krankenwagen erschienen, war er vor unserer Haustür zusammengebrochen. Überall auf unserer Haustür und unserem weißen Kombiwagen waren blutige Handabdrücke. Der Krankenwagen fuhr mit dem Mann weg, und die Cops befragten meine Eltern. Meine Großeltern väterlicherseits, Doris und Ed Hutchison, holten meine Schwester und mich für die Nacht zu sich, damit wir so wenig wie möglich von der Sauerei mitbekamen.
    Von meiner jungen Seele prallte dieses Ereignis ab, ohne eine Spur zu hinterlassen. Am nächsten Tag konnte ich mit den anderen Kindern weiter meine kindlichen

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