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Mein Leben Ohne Gestern

Mein Leben Ohne Gestern

Titel: Mein Leben Ohne Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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Computerbildschirm zu. Es war nur natürlich – die nächste Phase in ihrem Leben als Frau. Millionen von Frauen machten jeden Tag dasselbe durch. Nichts Lebensbedrohliches. Nichts Anormales.
    Sie machte sich eine Notiz, für eine Kontrolluntersuchung einen Termin bei ihrer Ärztin zu vereinbaren. Vielleicht sollte sie es mit einer Östrogenersatztherapie versuchen. Sie ging die Liste der Symptome ein letztes Mal durch. Reizbarkeit. Stimmungsschwankungen. Ihre Ungeduld gegenüber John inletzter Zeit. Es passte alles zusammen. Zufrieden schaltete sie ihren Computer aus.
    Sie blieb noch eine Weile sitzen, während es in ihrem Arbeitszimmer allmählich dunkel wurde, und lauschte auf das stille Haus und die Geräusche der Gartenpartys in der Nachbarschaft. Sie nahm den Geruch gegrillter Hamburger wahr. Aus irgendeinem Grund hatte sie keinen Hunger mehr. Sie nahm eine Multivitamintablette mit Wasser, packte ihren Koffer aus, las ein paar Artikel in der Zeitschrift für Kognition und ging zu Bett.
    Irgendwann nach Mitternacht kam John schließlich nach Hause. Sein Gewicht im Bett weckte sie, aber nur ein wenig. Sie verharrte still und stellte sich schlafend. Er musste erschöpft sein, nachdem er die ganze Nacht auf gewesen war und den ganzen Tag gearbeitet hatte. Sie konnten morgen früh über Lydia reden. Und sie würde sich dafür entschuldigen, dass sie in letzter Zeit so empfindlich und launisch gewesen war. Seine warme Hand auf ihrer Hüfte zog sie sanft an die Wölbungen seines Körpers. Mit seinem Atem in ihrem Nacken fiel sie in einen tiefen Schlaf, überzeugt, geborgen und in Sicherheit zu sein.

OKTOBER 2003
    »Das war aber einiges zu verdauen«, sagte Alice und öffnete die Tür zu ihrem Büro.
    »Oh ja, diese Enchiladas waren wirklich riesig«, sagte Dan grinsend hinter ihr.
    Alice schlug ihm leicht mit ihrem Notizblock auf den Arm. Sie hatten soeben ein einstündiges Lunch-Seminar über sich ergehen lassen. Dan, ein Forschungsstudent im vierten Studienjahr, sah von Kopf bis Fuß aus wie ein Model aus einem Modekatalog – schlank und muskulös, mit einem flotten blonden Kurzhaarschnitt und einem breiten, großspurigen Grinsen. Rein äußerlich hatte er nichts mit John gemeinsam, aber er besaß ein Selbstvertrauen und einen Humor, die Alice oft an John erinnerten, als der in seinem Alter war.
    Nach mehreren Fehlstarts war Dans Forschung zu seiner Doktorarbeit endlich in Gang gekommen, und er erlebte einen Rausch, der Alice auf liebevolle Weise vertraut war und der sich, so hoffte sie, zu einer dauerhaften Leidenschaft entwickeln würde. Jeder konnte von der Forschung verführt werden, wenn die Ergebnisse nur so sprudelten. Der Trick bestand darin, sich auch dann dafür zu begeistern, wenn die Ergebnisse auf sich warten ließen und die Gründe dafür schwer zu fassen waren.
    »Wann fahren Sie nach Atlanta?«, fragte sie, während sie in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch nach dem Entwurf seines Forschungsaufsatzes suchte, den sie überarbeitet hatte.
    »Nächste Woche.«
    »Bis dahin werden Sie ihn vermutlich eingereicht haben können, er sieht schon sehr gut aus.«
    »Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich heirate. Gott, ich bin alt.«
    Sie fand den Aufsatz und reichte ihn Dan.
    »Ich bitte Sie, Sie sind nun wirklich nicht alt. Sie haben alles noch vor sich.«
    Er setzte sich und blätterte die Seiten durch, runzelte die Stirn über das rote Gekrakel an den Rändern. Die Einführung und die Erörterung waren die Teile seines Aufsatzes, wo Alice mit ihrem umfassenden und abrufbaren Wissen am meisten dazu beigetragen hatte, Dans Arbeit abzurunden, die Lücken in seinem Erzählfluss zu füllen, ein zusammenhängenderes Bild davon zu zeichnen, wo und wie genau sich dieses neue Teil in das historische und gegenwärtige Rätsel der Linguistik als Ganzes einfügte.
    »Was heißt das hier?«, fragte Dan und zeigte mit einem Finger auf einen bestimmten Klecks roter Krakeleien.
    »Differenzialeffekte enger gegenüber verteilter Aufmerksamkeit.«
    »Was ist die Quelle dafür?«, fragte er.
    »Oh, äh, was war das gleich wieder?«, fragte sie sich selbst und kniff die Augen zusammen, während sie darauf wartete, dass der Name des Leitautors und das Jahr der Arbeit an die Oberfläche blubberten. »Sehen Sie, genau das passiert, wenn man tatsächlich alt wird.«
    »Ich bitte Sie, Sie selbst sind doch nun wirklich nicht alt. Keine Sorge, ich kann es nachschlagen.«
    Eine der großen Gedächtnisaufgaben für jeden, der

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