Mein Leben ohne Limits
lustig. „Du hast einen Platten!“, rief er oder: „Heute darfst du unser Türstopper in der Bibliothek sein!“ Sehr lustig.
An solchen Tagen fielen die ermutigenden Worte meiner Eltern auf harten Boden. Ich war viel zu verbittert, warum gerade ich so auf die Welt kommen musste.
Aber in den Monaten und Jahren nach meinem unschönen Erlebnis in der Badewanne landeten immer mehr Saatkörner auf fruchtbarem Boden. Teilweise auch, weil ich mit meiner aufgeschlossenen Persönlichkeit und viel Entschlossenheit die Schulkameraden auf meine Seite brachte. Es gab immer noch schlechte Tage, aber nicht mehr so viele.
Der Motivationskünstler Norman Vincent Peale schrieb einmal: „Werde zum Possibilitaristen. Egal, wie düster dein Leben aussieht, schau nach oben und sieh die Möglichkeiten. Halte sie immer im Blick, denn sie sind immer da.“
Vielleicht wirst du nie Methodist oder Altruist, aber was du auf jeden Fall werden solltest, ist eingetragener „Possibilitarist“. Wo wärst du ohne Vertrauen auf zukünftige Chancen in deinem Leben? Wo wären wir alle ohne Zukunftshoffnung? Sie ist unser Antrieb. Sie hält uns in Bewegung und trägt uns durch schwere Zeiten, durch Entmutigung und Verzweiflung.
Bei mir kamen schon früh „possibilitaristische“ Tendenzen durch. Mit sechs oder sieben Jahren verfasste und illustrierte ich mein erstes eigenes Buch. Es hieß: Das Einhorn ohne Flügel. Wo die Idee zu der Geschichte herkam, ist wohl kein großes Geheimnis. Aber ich muss sagen, dass in meiner kleinen Parabel eine ganz aufschlussreiche Moral und Aussage über Hoffnung steckt. (Keine Sorge. Sie ist kurz. Ich war ja erst sechs.)
Es war einmal eine Einhornmama, die ein kleines Einhorn bekam. Als das kleine Einhorn größer wurde, wuchsen ihm keine Flügel.
Da sagte die Einhornmama: „Was ist denn mit deinen Flügeln passiert?“
Als das kleine Einhorn spazieren ging, sah es, wie die anderen Einhörner am Himmel herumflogen. Da kam ein kleiner Junge zum Einhorn und fragte: „Was ist denn mit deinen Flügeln passiert?“
Das kleine Einhorn antwortete: „Mir sind keine Flügel gewachsen.“
Da sagte der kleine Junge: „Ich baue dir welche aus Plastik.“
Er brauchte eine Stunde, um dem Einhorn Flügel aus Plastik zu bauen.
Als er fertig war, fragte er das kleine Einhorn, ob er sich auf seinen Rücken setzen durfte, und das Einhorn sagte: „Ja, du darfst.“
Die beiden rannten los, und dann flog das Einhorn in die Luft und rief: „Ich fliege! Ich fliege!“
Als das Einhorn gelandet war, sprang der Junge wieder von seinem Rücken. Das kleine Einhorn flog hinauf zum Himmel.
Der Junge rief ihm hinterher: „Herzlichen Glückwunsch, kleines Einhorn!“
Dann ging der kleine Junge nach Hause. Er erzählte seiner Mutter, seinen zwei Schwestern und seinem Bruder, was er mit dem Einhorn erlebt hatte.
Das kleine Einhorn lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage.
Ende
Wir wollen alle glücklich leben bis ans Ende unserer Tage. Oder? Auch wer denkt, die schlechten Zeiten durchzustehen und die guten festzuhalten, wird Enttäuschungen erleben. Dennoch sollte unser Ziel stets ein Happy End sein. Findest du nicht?
GEDULD ZAHLT SICH AUS
Das Team meiner Organisation Life Without Limbs plante 2008 eine weltweite Sprechertour für mich mit Stationen in vierzehn Ländern. In der frühen Planungsphase setzten wir uns ein Budget und starteten eine Spendenaktion. Damals hatten wir noch keine professionellen Fundraiser an Bord. Dementsprechend kläglich fiel das Ergebnis aus. Gerade einmal ein Drittel unserer Kosten war zusammengekommen. Trotzdem stürzte ich mich in das Abenteuer und begann die Tour in Kolumbien, der Ukraine, Serbien und Rumänien. Als ich zurückkam, waren meine Berater besorgt, dass unser Geld nicht für den Rest der Tour reichen könnte.
Mein Onkel Batta ist ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Kalifornien. Er sitzt im Verwaltungsausschuss meiner Organisation und traf die Entscheidung, zwei wichtige Stationen der Tour abzusagen. Das Geld war nicht der einzige Grund dafür.
„Wir bekommen immer mehr Hinweise, dass Indien und Indonesien zur Zeit keine sicheren Reiseziele sind“, sagte er. „Das trifft vor allem auf Mumbai zu. Da unser Budget kleiner ist als erwartet, denke ich, wir sollten uns diese zwei Stationen für eine spätere Tour aufheben.“
Mein Onkel ist ein sehr verständiger Mann und ich stellte seine Entscheidung nicht infrage, weil ich ihm vertraute. Mein nächster Termin war in
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