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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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ich gewonnen
    Bitte komme nicht auf den Gedanken, dich bei der leisesten Kritik eines Kollegen oder gar deines Chefs zu fragen, was du falsch gemacht hast. Höre auf, permanent darüber nachzudenken, was du besser machen könntest. Wie du dich das nächste Mal verhalten könntest. Du machst nichts falsch. Punkt. Oder hast du schon mal einen Mann getroffen, der etwas falsch gemacht hat?
    Wenn bei Männern etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte, dann hört sich das so an: „Im Prinzip war das ein toller Schachzug. Wie der Müller geguckt hat, als ich ihm den Kostenvoranschlag vorgelegt habe und die Abschlussfrage stellte: Wollen Sie nun die 2000er oder 2002er Version? Wenn die Firma Schulze ihn nicht bestochen hätte, wäre es das Geschäft unseres Lebens geworden. Na ja, dafür geht Schulze jetzt pleite daran, schließlich kann sich das ja nicht rechnen. Es ist mir eine Freude zuzuschauen, wie Schulze sich vom Markt fegt, hihi.“
    Hihi, so macht man Karriere.

Die Kehrschaufel
    Das Wichtigste, was wir von Männern allerdings lernen können, ist uns die Welt nach unserem Gutdünken zurechtzubiegen. Schau dir mal an, was Mann macht, wenn ihn irgendetwas bedrückt. Nichts. Genau. Er redet nicht darüber, er denkt nicht daran, er versucht es zu vergessen.
    Jeder Mann ist mit einer riesigen Kehrschaufel in der Hand aus dem Mutterleib geschlüpft. Und damit schaufelt er alles, was ihm nicht gefällt, unter den Teppich. Und nur, wenn unter diesem Teppich mal ein paar Körnchen hervorquellen, wird er bereit und in der Lage sein, sich damit auseinander zu setzen. Nein, er leidet nicht darunter, warum sollte er. Du würdest wahnsinnig werden, wenn du wüsstest, was da unter dem teuren Perser alles lauert. Aber ihn ficht das nicht an. Wenn er zum Beispiel im Büro ein Problem hat, dann wird das weggeschaufelt. Er vertieft sich in „Auto Motor Sport“ und belastet sein Gehirn mit Fakten wie Hubraum, Beschleunigung oder Gewicht der neuen S-Klasse. Da man nun aber nicht gleichzeitig über die ausgebliebene Gehaltserhöhung und die neue S-Klasse nachdenken kann, entscheidet er sich für den leichteren Weg, die S-Klasse.
    Wie sonst kann es passieren, dass ein Mann völlig erstaunt ist, wenn seine Frau ihn verlassen will? Wo er doch immer so eine gute Ehe geführt hat! Frau hat ihm zwar in den letzten fünf Jahren jeden Tag die rote Karte gezeigt, er hat sie wohl auch gesehen, aber diese Wahrnehmung kam einfach auf die große Schaufel.
    Jetzt sagst du: Davon soll ich mir eine Scheibe abschneiden? Na, wenigstens eine kleine. Denn es kann ab und zu nicht schaden, die kleinen Probleme in eine Schublade zu packen und sie zuzumachen. Ich meine, du stellst die Tamponschachtel ja auch nicht weithin sichtbar ins Bad. Und wenn man jedes kleine Problem tausendmal dreht und wendet, dann wird es zu einem großen.

Das Glas ist noch halb voll
    Positiv denken hilft nicht nur in den Wechseljahren. Oder besser gesagt, ist gerade in den Wechseljahren besonders schwer, wenn man siehe oben zugrunde legt. Ich habe da für mich eine eigene Therapie entwickelt. Und die sieht so aus: Wenn ich abends aus diesem staubigen Pflegeheim komme und eine einstündige Unterhaltung mit meiner Mutter hatte, die sich in etwa so anhört:
    „Hallo Mutti, mein Schatz, wie geht es dir heute?“
    „Ich verstehe gar nicht, wieso Vati nicht kommt. Er hat den ganzen Tag vor der Tür gestanden.“
    „Mutti, Vati kann heute nicht kommen, er ist beim Arzt. Und er hat auch nicht vor der Tür gestanden.“
    „Also wirklich, dass er so unzuverlässig ist und nicht mal reinkommt, dabei hat er doch schon vor der Tür gestanden.“
    „Mutti, das war nicht Vati.“
    „Aber wenn ich es dir sage. Ich wundere mich, dass Vati heute nicht kommt. Er hat doch den ganzen Tag vor der Tür gestanden.“
    „Mutti, Vati kommt heute nicht.“
    „Ich muss mal.“
    „Okay, ich helfe dir.“
    Also, wenn ich nach solchen ausschweifenden, geistanregenden, duftigen Gesprächen heimfahre, dann denke ich mir, dass ich unbedingt gerade diesen Abend jetzt und heute genießen sollte. Wer weiß, ob ich nicht selbst mal in so einem Pflegeheim dahinvegetieren muss und das Pflegepersonal an den Rand des Wahnsinns treibe. Ich verabrede mich mit meinem Mann beim Italiener, wir essen was Schönes und reden über Gott, die Welt und uns.
    Natürlich passiert es mir, dass ich an solchen Abenden ein Gläschen zu viel trinke, und ich rede mir dann ganz kräftig ein, dass ich das ausschließlich aus Freude

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