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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Nummer zu werden. Zwei Tote und ein Sohn als mutmaßlicher Täter. Hört sich nach Familientragödie an. Was machen wir bloß, wenn die Bullen demnächst auf Digitalfunk umstellen und uns nicht mehr mithören lassen?« Matze lenkte den Wagen mit einer Hand, schlürfte seinen Kaffee.

    »Keine Ahnung. Dann müssen wir eben Wanzen in der Einsatzleitstelle installieren.«

    Die Funksprüche hatten beide verwandelt. Adrenalin schoss durch ihre Adern. Ihre Muskeln waren angespannt wie bei Katzen auf dem Sprung. Matze und Basti waren Jäger, die nur noch eines im Kopf hatten: Sie mussten die Story kriegen. Und die Fotos. Und zwar noch vor der Konkurrenz.

    »Ein Sohn, der seinen Eltern die Birne weggeballert hat. Hoffentlich ist der nicht minderjährig, dann darf man die Fotos nicht drucken«, überlegte Basti.

    Matze lachte dreckig. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Alter. Wenn wir Bilder keilen, drucken wir sie auch. Kennst doch Hartmuts Spruch: Print first, pay later.« Er raste über eine Kreuzung, an der die Ampel gerade auf Rot gesprungen war.

    »Hoffentlich pennen Witte und Herrmann noch«, sagte Basti, obwohl er selbst nicht recht dran glaubte. Die Konkurrenz hörte ebenfalls Tag und Nacht Polizeifunk, unmöglich, dass ihr diese leckeren Neuigkeiten entgangen waren.

    Wenig später erreichten sie die Kaiserstraße. Eine noble Wohngegend in der Nachbarschaft des Wannsees. Schon von Weitem sahen sie die rot-weiße Polizeibanderole, die das Haus absperrte. Basti und Matze stiegen aus, sondierten erst mal die Lage. Vor dem Haus, einem architektonischen Kleinod mit Fensterfront und Solardach, standen mehrere Streifenwagen. Obwohl das Haus weiträumig abgesperrt war, gab die Glaswand den Blick frei auf die großzügig geschnittene Eingangshalle. Neben der Haustür reckte eine meterhohe Fächerpalme ihre Blätter dem Licht entgegen. Die Beamten der Spurensicherung, unschwer zu erkennen an ihren weißen Overalls, trugen ihre silbernen Alukoffer ins Haus. Die Truppe verschwand in einen Raum, der sich hinter dem Foyer befand. Wahrscheinlich lagen dort die beiden Leichen.

    Matze, der seine Fototasche aus dem Kofferraum geholt hatte und gerade die Digitalkamera startklar machte, war begeistert. »So einen Einblick in ein Mordhaus hat man selten«, freute er sich.

    Basti spähte unterdessen nach den Kolleginnen vom Berliner Boulevard . Doch Witte und Herrmann waren nirgendwo zu sehen.

    »Geil, die Konkurrenz pennt noch«, freute er sich.

    Matze schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht. Die haben sicher schon mit den Vernehmungen begonnen. Wir müssen uns beeilen.«

    Wortlos trennten sie sich. Matze fing an zu fotografieren. Er knipste das Haus, zoomte sich die Details heran. Wenn er die Bestatter beim Raustragen der Särge erwischen würde, wäre das ein tolles Motiv. Aber erfahrungsgemäß dauerte die Spurensicherung mehrere Stunden. Vielleicht sollte er versuchen, das Haus von einer anderen Seite zu fotografieren. Von einem Nachbargrundstück aus. Möglicherweise waren die Fenster an der Rückseite so groß wie die an der Front.

    Vor der Polizeiabsperrung hatten sich Nachbarn und Schaulustige versammelt. Basti setzte sein freundlichstes Gesicht auf und mischte sich unter die Leute. Lauschte ihrem Getuschel. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis er die wichtigen Informationen aufgeschnappt hatte: Die Toten, ein Ehepaar, hießen Helga und Otto Mertens. Der Mann war im Wohnzimmer des Hauses gefunden worden. Seine Frau in der Garage. Tatverdächtig war der Sohn Thorsten Unger, den Helga mit in die Ehe gebracht hatte. Nachbarn hatten heute früh einen lautstarken Streit gehört. Und kurz darauf zwei Schüsse. Wahrscheinlich hatte Thorsten zuerst seinen Stiefvater im Wohnzimmer erschossen. Und dann seine Mutter, die wach geworden und ihm in die Garage gefolgt war. Jedenfalls mutmaßten das die Nachbarn, die beobachtet hatten, wie Thorsten, kurz nachdem Schüsse zu hören gewesen waren, im Mercedes seines Stiefvaters davongerast war.

    Basti studierte die Gesichter der Leute. Etwas abseits stand eine alte Dame. Sie trug einen weiten Morgenmantel aus roter Chinaseide und hielt beide Arme um den Körper geschlungen. Ihre nackten Füße steckten in schwarzen Samtpantoffeln, die mit bunten Glasperlen bestickt waren. Ihr graues Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Alleinstehende Witwe um die siebzig, schätzte Basti. Der Morgenmantel und die Pantoffeln deuteten einen gewissen Wohlstand an. Die Kinder wohnten in

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