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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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kommen.«

    »Kaiserstraße 876, Zehlendorf, eine Person, vermutlich Ex, einmal RTW und NAW.« Es knackte.

    »Verstanden. Kommt.«

    »Sieht aus wie ein Kopfschuss. Schicken Sie die K.«

    Matze schreckte hoch. Sein Schädel dröhnte, das Karussell in seinem Kopf setzte sich wieder in Bewegung, doch er war mit einem Schlag hellwach. Sein Unterbewusstsein reagierte nach all den Jahren, die er nun schon den Polizeifunk abhörte, selbst nach einer durchzechten Nacht auf solche Meldungen. Sogar im Tiefschlaf war er in der Lage, dieses Kauderwelsch richtig zu deuten. Der Streifenwagen mit der Nummer 2713 hatte die Einsatzleitstelle Spree gerufen. In der Kaiserstraße 876, also im feinen Berlin-Zehlendorf, lag eine Person mit einem Kopfschuss. Wahrscheinlich war sie tot. Um sicherzugehen, hatten die Streifenbeamten einen RTW, also den Rettungstransportwagen, und einen NAW, den Notarztwagen, angefordert. Die Kripo, also die K, würde sich ebenfalls auf den Weg machen.

    Es hatte also eine Schießerei in Zehlendorf gegeben mit einem Toten. Feine Geschichte. Und das im Sommerloch.
    Matze griff nach seinem Handy, das neben seinem Bett auf dem Fußboden lag, und drückte auf die Taste, unter der Bastis Nummer gespeichert war.

    Es klingelte ein paarmal, bis Basti mit verschlafener Stimme ein Ja ins Telefon schnarrte.

    Matze hatte sich inzwischen aufgesetzt. »Basti. Aufstehen. Wir müssen los«, bellte er. »Gibt ’nen Toten in Zehlendorf. Kopfschuss.«

    »Hol mich bei Kristina ab«, antwortete Basti mit matter Stimme.

    »Okay«, gab Matze zurück und legte auf.

    In Windeseile entledigte er sich seiner alten Kleider, ortete mit einer schlafwandlerischen Sicherheit, die ihn selbst erstaunte, eine frische Jeans und ein T-Shirt. Seine Unterwäsche würde es wohl noch einen Tag machen, vielleicht sogar zwei. Zum Glück musste er seine Turnschuhe nicht lange suchen, weil er heute Morgen zu schwach gewesen war, seine Sneaker nach alter Gewohnheit im hohen Bogen durch die Wohnung zu befördern. Nachdem sich Matze angezogen hatte, ging er ins Bad, nahm das Deospray von Route 66 aus dem Allibertschrank und nebelte sich ordentlich ein. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Das Deo musste ihm, wie so oft, die Dusche ersetzen.

    Als er sich nur Minuten später in seinem alten BMW hinters Steuer setzte, merkte er, dass er noch nicht ganz nüchtern war. Sein Kopf schmerzte, ihm war leicht schwindelig. Er sah auf die Uhr. Halb acht. Es war gerade viereinhalb Stunden her, dass er vom Kap Hoorn nach Hause getorkelt war. Ohne Zweifel hatte er Restalkohol im Blut. Wenn ihn die Polizei kontrollierte, wäre er seinen Lappen los. Matze grinste. Das letzte Mal, als er betrunken hinterm Steuer erwischt worden war, hatte er Glück gehabt, weil der Bulle ihn erkannt hatte.

    »Fahren Sie schön vorsichtig, Herr Grothe«, hatte der Polizist gesagt und ihn ziehen lassen. Natürlich hatte Matze sich revanchiert und eine Fotostrecke über das Judoturnier des Polizeisportvereins, bei dem der Beamte erster Vorsitzender war, ins Blatt gehievt.

    Matze ließ den Motor an. Mit ein wenig Alkohol im Blut machte das Autofahren sowieso viel mehr Spaß.

    Basti stand schon vor dem Haus und wartete. Sein feuchtes Haar, nur notdürftig trocken gerubbelt, verriet, dass er sich eine Blitzdusche gegönnt hatte. Für ihn als Schreiberling war das auch wichtig. Schließlich musste Basti mit den Leuten reden, sie knacken, sie dazu bringen, ihm ihre Geschichten zu erzählen. Wenn Basti das erst einmal geschafft hatte, merkten die Leute gar nicht, wenn Matze Fotos von ihnen schoss. Basti hatte eine Thermoskanne Kaffee und zwei Becher mitgebracht.

    »Alter, du bist ja ’n Engel«, lobte Matze seinen Kumpel.

    »Bedank dich bei Kristina«, gab Basti zurück, klemmte sich die Becher zwischen seine Oberschenkel und versuchte, Kaffee einzuschenken, ohne dass der ihm über die Hose schwappte.

    »Spree von 2713.« Wieder die Streifenwagenbesatzung.

    Matze drehte den Scanner lauter.

    »2713 kommen.«

    »Wir müssen die Lage hochfahren. Zweite Person Ex. Ebenfalls Schussverletzung. Mutmaßlich flüchtiger Täter. Wahrscheinlich der Sohn. Flüchtig mit Pkw. Mercedes, blau, Kennzeichen Berta, Anton, zwo, fünneff, sieben, drei, fünneff. Fluchtrichtung unbekannt.«

    Matze trat aufs Gaspedal. Der Kaffee schwappte auf Bastis Jeans. Doch der nahm das Malheur gar nicht wahr, reichte Matze den dampfenden Becher und pfiff durch die Zähne.

    »Na, das scheint ja ’ne richtig große

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