Mein Mann der Moerder
sie.
Kristina hatte recht. Er würde sich als Freier durchschlagen, seine Geschichten überall anbieten, auch im Ausland. Schließlich sprach er fließend Englisch, Französisch und Spanisch. Vielleicht würde er auch PR-Arbeit machen. Alles besser, als beim Berliner Express weiter unter Hartmut zu leiden.
Irgendwie würden sie schon durchkommen.
*
Peter Heine sah in den Spiegel. Mit Daumen und Zeigefinger rieb er sich seinen rotblonden Dreitagebart. Siehst cool aus, dachte er und lächelte sein Spiegelbild selbstverliebt an. Kein Wunder, dass die jungen Dinger alle auf ihn abfuhren. Und das immer noch, obwohl er nun schon achtundfünfzig war. Bislang hatte er ja jede rumgekriegt. Sein Lächeln verwandelte sich in ein lüsternes Grinsen.
Heine löste sich von seinem Spiegelbild, ging ins Wohnzimmer und setzte sich an den Computer. Er öffnete das kleine Geheimfach in seinem Schreibtisch, holte einen Speicherstick heraus und steckte ihn in den Rechner. Er wartete, bis der Stick geladen war, und öffnete dann den Dateiordner. Heine klickte die Datei Schatzkiste an. Und schon lagen sie alle vor ihm, seine kleinen Luder. Räkelten sich nackt auf seinem Bett, lächelten in die Kamera. Es war kein Problem, die kleinen Dinger zu diesen Posen zu überreden, bevor er mit ihnen schlief. War ganz leicht. Er redete ihnen immer ein, dass sie das Zeug zum Topmodel hätten. Dann noch ein bisschen Alkohol, und die Sache war geritzt. Wenn die kleinen Luder ihm nicht mehr zu Willen waren oder ihn gar anzeigen wollten, hatte er sie in der Hand. »Du willst doch bestimmt nicht, dass die Fotos von dir im Internet landen und die Leute erfahren, dass du Geschenke von mir angenommen hast. Oder?«
Früher war alles einfacher gewesen. Aber dieses ganze Gequatsche der Feministinnen über den sogenannten sexuellen Missbrauch hatte die Mädchen wach werden lassen. Er liebte sie ganz jung, möglichst bevor sie das erste Mal mit einem Jungen geschlafen hatten. Warum? Er war halt gern der Erste. Außerdem hatten diese jungen Mädchen so eine schöne Haut, straff und zart.
Mit erwachsenen Frauen konnte er nichts anfangen. Nicht nur, weil er ohnehin kaum das Bedürfnis verspürte, Beziehungen oder Freundschaften zu pflegen. Er war sich selbst genug. Erwachsene Frauen waren so schwierig, hatten ihren eigenen Kopf, stellten Ansprüche. Während die jungen Dinger ihn vorbehaltlos anhimmelten und je nach Elternhaus – er bevorzugte Mädchen aus zerrütteten Familien – wunderbar anlehnungsbedürftig waren.
Heine öffnete seine Jeans, wollte sich gerade mit der Hand in den Schritt fahren, als es an der Tür klingelte. Wer war denn das? Vielleicht Anna, die kleine Schönheit, deren Eltern sich gerade scheiden ließen? Süße sechzehn. Bestimmt wollte sie quatschen. Heine grinste. Auf Anna war er schon lange scharf.
Ohne den Rechner runterzufahren, schaltete er den Monitor einfach aus. Er zog den Reißverschluss seiner Hose hoch, stand auf und ging zur Tür. Heute wäre es noch zu früh, um mit Anna zu schlafen. Er musste ihr erst ein paar Geschenke machen, ihr Vertrauen erschleichen und sie fotografieren. Heute würde er ihr einfach nur zuhören, mit ihr reden. Tee kochen, ihr danach vielleicht etwas Alkoholisches anbieten. Vielleicht ließ sie ihn dann ein bisschen fummeln. Aber in ein paar Wochen war sie fällig. Er sah die Kleine schon vor sich, wie sie sich bei gedämpftem Licht auf seinem Bett räkelte.
Doch als er die Tür öffnete, stand nicht Anna vor ihm, sondern eine fremde Frau, die ihn anstrahlte. In den Händen hielt sie ein Tablett, auf dem zwei Kelche standen, in denen Sekt sprudelte. Daneben die Flasche. Champagner , las Heine auf dem Etikett. Donnerwetter. Womit hatte er das denn verdient?
Irgendwie kam ihm das Gesicht bekannt vor. Meine Herren, die Alte sah wirklich umwerfend aus. Ihr blondes Haar glänzte seidig wie das einer Schaufensterpuppe. Ihre Lippen waren blutrot geschminkt, das schwarze T-Shirt tief ausgeschnitten. Sie trug einen Minirock und hochhackige Pumps. Wahrscheinlich eine alte Gespielin, die er entjungfert hatte. Frauen vergaßen den ersten Mann ihres Lebens ja nie. Nur ihr Name wollte ihm partout nicht einfallen. Trotzdem rief Heine: »Das ist aber eine schöne Überraschung.«
»Du erinnerst dich also noch an mich«, lächelte die Schönheit.
Dieser rote Schmollmund … Und die Zähne … diese Frau trug eine schimmernde Perlenkette im Mund. O ja, dachte Heine. Eigentlich war diese Tussi ihm
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