Mein Monat mit dem Millionär
unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kamen, stellte er fest, dass Isabelle ihn verstand. Er mochte sie und bezweifelte nicht, dass sie romantische Gefühle für ihn hegte. Aber sie war jung und naiv, und er kannte ihr Eltern gut genug, um zu wissen, dass sie eine Beziehung zwischen ihrer Tochter und dem Sohn der Haushälterin nie geduldet hätten. Also würden sie Freunde bleiben, entschied er.
Doch dann küsste sie ihn.
Es geschah, als er sie zum Auto brachte, um sich zu verabschieden. Ohne Vorwarnung schlang sie ihre Arme um seinen Hals und presste ihre weichen Lippen auf seinen Mund. Verblüfft und erregt erwiderte er ihre Liebkosungen, denn ihre Lippen waren unwiderstehlich. Lange standen sie in der Dunkelheit und küssten sich, bis Isabelle sagte, sie müsse nun nach Hause fahren. Da war es dann zu spät: Er hatte sich unsterblich verliebt.
In diesem Sommer verbrachten sie jede freie Minute miteinander. Jede Trennung empfand er als Folter. Nach zwei Wochen schon sagte er ihr, dass er sie liebe, und nach einem Monat wusste er, dass sie die Frau seines Lebens war. Doch er wartete ein halbes Jahr, ehe er ihr offiziell einen Heiratsantrag machte.
Sie beschlossen, Geld zu sparen, um nach dem Ende des Semesters eine Wohnung mieten zu können. Dann, so war der Plan, wollten sie heimlich heiraten. Er warnte sie, dass es finanziell eng werden würde, bis er sich in einem Beruf etabliert hatte, doch Isabelle schwor, dass es ihr gar nichts ausmachen würde, solange sie nur mit ihm zusammen sein konnte.
Das war eine Lüge gewesen, wie sich bald herausstellen sollte.
Emilio seufzte genervt und schaute auf den Wecker. Es war halb drei Uhr nachts. Wenn er vorhatte, noch länger über seine traurige Vergangenheit nachzudenken, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Es war doch vorbei mit Isabelle. Schon lange. Zumindest hatte er das bisher geglaubt.
Vielleicht war es ein Fehler, Isabelle hier in seinem Haus unterzubringen. War der Triumph der Vergeltung es wert, sich einen Monat lang schlaflos im Bett zu wälzen? Andererseits würde er umso besser schlafen, wenn er es Isabelle heimgezahlt hatte.
Irgendwann glitt er in einen unruhigen Schlummer, nur um bereits um Viertel nach vier wieder hellwach zu sein. Nachdem er eine halbe Stunde versucht hatte, wieder einzuschlafen, stand er endlich auf und ging in sein Arbeitszimmer. Dort verbrachte er eine Weile, dann ging er ins Fitnessstudio, um zu trainieren. Nach einer Stunde machte er sich fertig für die Arbeit. Um sieben Uhr kam er in die Küche, um zu frühstücken, doch alles war dunkel, und es gab keine Spur von Isabelle.
Er schüttelte unwillig den Kopf. „Das hätte ich mir ja denken können“, sagte er. „Der erste Tag im neuen Job, und schon hat sie es verpatzt.“
Also ging er hinüber zu ihrem Zimmer und fand zu seiner Überraschung, dass die Tür nicht ganz geschlossen war. Er drückte sie vorsichtig auf. Wenn er erwartet hatte, Isabelle tief schlafend im Bett vorzufinden, so wurde er enttäuscht. Stattdessen saß sie vornübergebeugt am Tisch, den Kopf auf den Armen. Sie war immer noch vollständig angezogen. Unter ihren Armen lag die Liste. Ihre Reisetasche stand unberührt auf dem Boden, das Bettzeug war unbenutzt.
Anscheinend war sie, kurz nachdem sie ihr Zimmer bezogen hatte, eingeschlafen. Wie erschöpft sie sein musste, um die ganze Nacht in dieser unbequemen Position zu verharren.
Emilio seufzte. Zumindest einer von ihnen hatte tief und fest geschlafen.
Einerseits ärgerte er sich über Isabelles Verhalten und hätte sie am liebsten auf der Stelle gefeuert, andererseits hatte er das Gefühl, dass sie ihre Pflichten nicht absichtlich versäumte. Einmal, nur ein einziges Mal, wollte er Gnade vor Recht ergehen lassen. Und er nahm sich vor, sie danach nicht mehr zu schonen.
4. KAPITEL
„Isabelle!“
Beim Klang seiner Stimme schrak Isabelle hoch und blinzelte orientierungslos. Als sie Emilio entdeckte, fragte sie kläglich: „Wie … wie spät ist es?“
„Drei Minuten nach sieben.“ Er sah sie grimmig an. „Hast du erwartet, dass man dir das Frühstück im Bett serviert?“
Sie wurde blass. „Ich wollte gestern Abend noch den Wecker an meinem Handy stellen, aber anscheinend bin ich so schnell eingeschlafen, dass ich nicht mehr dazu gekommen bin.“
„Hältst du das für eine kluge Ausrede?“
„Nein, du hast recht. Ich habe Mist gebaut.“ Mit steifen Gliedern erhob sie sich vom Stuhl. „Ich packe zusammen und verschwinde
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